Die Deutschen reisen gerne und viel. Doch der Tourismus beeinflusst beinahe alle Bereiche der Umwelt. Es ist ein Teufelskreis: Der Tourismus ist Mitverursacher des Klimawandels, gleichzeitig aber auch selbst von den Folgen der Klimaveränderungen betroffen. Aber es muss doch auch eine Möglichkeit geben, zu reisen ohne der Umwelt zu schaden, oder? Ja! Tourismus kann durch bewusstes Reise- und Freizeitverhalten zum Schutz der Natur beitragen. Aber was versteht man überhaupt unter nachhaltigem Tourismus?
Der Tourismus hat in Deutschland sowohl für Reisende als auch ökonomisch eine hohe Bedeutung. Dem Umweltbundesamt zufolge werden von den Deutschen jährlich rund 70 Millionen längere Reisen (ab fünf Tagen) unternommen. Der Tourismus beeinflusst unsere Umwelt jedoch massiv. Während der An- und Abreise kommt es zum Verbrauch von Energie, zum Ausstoß klimaschädlicher Emissionen sowie zu Lärmemissionen und zur Beeinträchtigung der Atmosphäre. Auch Unterkünfte haben besonders im Bereich der Flächeninanspruchnahme einen Einfluss auf die Umwelt und Freizeitaktivitäten wirken sich besonders stark auf die Biodiversität aus. Insgesamt gehen rund 5% des weltweiten Treibhausgasausstoßes auf das Konto des Tourismus.
Luftverschmutzung, Wasserknappheit und Bodenversiegelung sowie Landschaftsveränderungen durch touristische Infrastruktur und Biodiversitätsverlust sind nur ein paar der vielen Folgen des Tourismus. Besonders problematisch ist hierbei der Massentourismus. Dort konzentrieren sich große Gruppen von Menschen auf ein und dasselbe Ziel, sodass die Kapazitäten des betroffenen Ortes ausgelastet sind. Das hat katastrophale Auswirkungen. Neben einem immensen CO2-Ausstoß durch internationale Flugreisen, einem gewaltigen Wasserverbrauch, verschmutzten Landschaften und menschenunwürdigen Arbeitsbedingungen hat dieser auch ökonomische Folgen. Durch die starke Nachfrage steigen die Preise von Produkten und Dienstleistungen. Somit wird der Lebensunterhalt für Einheimische immer teurer. Außerdem geht die lokale Kultur verloren, da Einheimische oftmals nicht mehr ihren gewöhnlichen Beschäftigungen nachgehen, sondern beispielsweise Souvenirs an Tourist:innen verkaufen. Weiterhin verbraucht Massentourismus viel Fläche, da Orte, die sich auf den Tourismus spezialisiert haben, oft für dessen Bedürfnisse gestaltet werden, ohne die lokale Bevölkerung einzubeziehen.
Nachhaltiger Tourismus kann jedoch dazu beitragen, die negativen Auswirkungen, die insbesondere auf den Massentourismus zurückgehen, zu reduzieren. Er bietet eine echte Alternative, wenn es darum geht, fremde Länder auch weiterhin zu entdecken und neue Kulturen kennenzulernen.
Mit dem Begriff „nachhaltiger Tourismus“ ist eine Form des Tourismus gemeint, die im besten Fall keine negativen Folgen für die Natur und die Bevölkerung am Reiseort hat. Anders als beim Ökotourismus, bei welchem besonders das Erleben der Natur, aber gleichzeitig auch Naturschutz und der durch Tourismus entstehende Nutzen für die lokale Bevölkerung im Vordergrund stehen, ist nachhaltiger Tourismus auch in Städten durchführbar. Als Synonym dazu wird oft auch das Wort „sanfter Tourismus“ verwendet.
Leitlinien des nachhaltigen Tourismus sind es, die Umweltressourcen zu schonen, die Kultur der Gastgemeinschaften zu achten sowie die Wirtschaft zu fördern. Ein Anliegen ist es, alle Wünsche, wie das Erholungsbedürfnis, die Wirtschaftlichkeit und den Schutz der Natur, unter einen Hut zu bringen. Als Hauptpunkt hat sich der nachhaltige Tourismus das Ziel gesetzt, die Umweltbelastung so gering wie möglich zu halten, aber auch die Kultur im Reiseland soll nicht (negativ) verändert werden. Weiterhin soll sanfter Tourismus zu gerechter wirtschaftlicher Entwicklung beitragen und die globale Armut reduzieren. Das soll passieren, indem neben der Industrie auch die anderen Interessengruppen profitieren und die Gewinne fair verteilt werden. Außerdem sollte ein bestimmtes Verhältnis zwischen Gästebetten und Einheimischen bestehen, damit die Orte außerhalb der Saison nicht zu Geisterstädten verkommen. Zwei Gästebetten pro Einwohner:in ist dabei eine gute Obergrenze.
Im Idealfall wird der nachhaltige Tourismus den Bedürfnissen der Besucher:innen, der Industrie, der Umwelt und der gastgebenden Gemeinschaft gleichermaßen gerecht und hilft so dabei, Arbeitsplätze zu schaffen, das Wohlbefinden der Menschen vor Ort zu verbessern sowie Natur und Kultur zu schützen.
Ziel des nachhaltigen Tourismus ist es, die natürlichen Ressourcen optimal zu nutzen und dadurch unter anderem die Biodiversität zu bewahren. Dabei soll die Natur von den Reisenden möglichst nah, intensiv und ursprünglich erlebt werden. Weiterhin sollen die Tourist:innen die Kultur des bereisten Landes respektieren und sich so weit wie möglich anpassen. Wirtschaftlich betrachtet ist es des Weiteren wichtig, die Attraktivität des Urlaubsortes durch den Tourismus nicht zu zerstören.
Bei den Deutschen herrscht ein Interesse an achtsamem Reisen, besonders bei Naturunternehmungen oder beim Kontakt mit der einheimischen Bevölkerung. Laut dem Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz (BMUV) finden 68 Prozent der Bevölkerung ökologische oder soziale Nachhaltigkeit bei Urlaubsreisen wichtig. Es gibt zahlreiche Möglichkeiten, sich als Tourist:in nachhaltiger zu verhalten. Dies beginnt schon bei der Wahl des Reiseziels. Wähle ein möglichst nahes Ziel! Dadurch ist es auch leichter mit nachhaltigen Verkehrsmitteln, wie beispielsweise dem Zug, Bus und Bahn, dem Fahrrad oder mithilfe von Carsharing, in den Urlaub zu fahren. Vermeide vor allem Kreuzfahrten und Flüge. Wenn das Fliegen aufgrund der Entfernung des Reiseziels unvermeidbar ist, ist auch die CO2-Kompensation eine Überlegung wert. Dabei kauft man Ausgleichszertifikate, die bestätigen, dass die durch den Flug freigesetzte Menge an CO2-Emissionen andernorts durch Klimaschutzprojekte gebunden, vermieden oder nicht freigesetzt wird.
Weiterhin gilt: Je schwerer die Koffer, desto mehr CO2 fällt auf der Reise auch an. Es ist also empfehlenswert, mit weniger Gepäck zu reisen.
Viele Gewohnheiten zum nachhaltigen Reisen sollten eigentlich selbstverständlich sein, sind es aber leider nicht. So gilt nicht nur zu Hause, sondern auch im Urlaub: Müll und vor allem Plastik vermeiden! Einer der größten Stromfresser ist die Klimaanlage, diese sollte also so oft es geht ausgelassen werden. Auch mit den natürlichen Ressourcen vor Ort sollte so sparsam wie möglich umgegangen werden. Um Wasser zu sparen sollte zum Beispiel darauf geachtet werden, nicht übermäßig lange zu duschen und Handtücher mehrere Tage hintereinander zu verwenden, damit sie nicht so oft gewaschen werden müssen.
Der nachhaltige Tourismus beschränkt sich allerdings nicht nur auf den ökologischen Aspekt, sondern achtet auch auf Ökonomie und Soziales. Deshalb gehört zum sanften Tourismus auch die Unterstützung der lokalen Wirtschaft. Dies wird beispielsweise beim Besuch eines einheimischen Restaurants, bei Einkäufen in kleinen Geschäften, beim Vermeiden von Einkäufen in Ketten sowie beim Ausprobieren regionaler, landestypischer Besonderheiten ermöglicht. Außerdem sollten gezielt kleinere, einheimische Unterkünfte statt internationaler Hotelketten genutzt werden. So kommt das Geld auch bei der lokalen Bevölkerung der Zielländer an.
Mittlerweile gibt es auch einige Initiativen für nachhaltigen Tourismus. Das Projekt „Katzensprung“ stärkt die natur- und klimaschonende Tourismusentwicklung in deutschen Reiseregionen und zeigt, wie Urlaub auch ohne großen CO2-Abdruck funktioniert. Ziel des Projekts ist es, den Deutschlandtourismus klimafreundlicher zu gestalten. Weiterhin gibt es etliche Bio-Domizile: Bio-Hotel, Bio-Bauernhof oder Bio-Campingplatz. Diese gehen bewusster und sparsamer mit Ressourcen um, reduzieren Müll und servieren beim Essen bevorzugt regionale Bio-Küche. Außerdem gibt es mittlerweile einige Nachhaltigkeitssiegel, welche verbindliche Umwelt- und Sozialstandards bevorzugen.
Eine der wichtigsten Maximen des nachhaltigen Reisens ist und bleibt jedoch: Lieber seltener verreisen, aber dafür länger bleiben! Man sollte also lieber eine längere Reise statt mehrerer Kurztrips unternehmen, damit die durch die Anreise verursachten Emissionen in einem angemessenen Verhältnis zur Reisedauer stehen.
Es gibt also viele Wege, als Tourist:in umweltbewusster und nachhaltiger zu reisen!
Quellen:
- https://de.wikipedia.org/wiki/Sanfter_Tourismus (eingesehen am 08.03.2023)
- https://dgvn.de/publications/PDFs/Eine_Welt_Presse/EWP_Nachhaltiger_Tourismus_web_ohne_Beschnittzugaben.pdf (eingesehen am 08.03.2023)
- https://simpleclub.com/lessons/erdkunde-sanfter-tourismus (eingesehen am 08.03.2023)
- https://utopia.de/ratgeber/fliegen-co2-kompensation-ausgleich/ (eingesehen am 14.03.2023)
- https://utopia.de/ratgeber/sanfter-tourismus-urlaub-reisen-tipps/ (eingesehen am 07.03.2023)
- https://www.bmuv.de/themen/nachhaltigkeit-digitalisierung/tourismus/nachhaltiger-tourismus (eingesehen am 07.03.2023)
- https://www.bmuv.de/themen/nachhaltigkeit-digitalisierung/tourismus/nachhaltiger-tourismus/reiseanalyse (eingesehen am 07.03.2023)
- https://www.bmuv.de/themen/nachhaltigkeit-digitalisierung/tourismus/nachhaltiger-tourismus/tipps-zum-nachhaltigen-reisen (eingesehen am 07.03.2023)
- https://www.interrail.eu/de/plan-your-trip/sustainable-tourism-europe?_gl=1*1grrtbq*_up*MQ..&gclid=CjwKCAiAjPyfBhBMEiwAB2CCIjXpQBvD7fiIJc6Wc5JE4a-Pazm0qPo2L_0lnzOeHVI5fuzNDTBMbhoC1JsQAvD_BwE&gclsrc=aw.ds (eingesehen am 14.03.2023)
- https://www.katzensprung-deutschland.de/ (eingesehen am 14.03.2023)
- https://www.klimaschutz.de/de/service/meldungen/viele-schoene-reiseziele-sind-nur-einen-katzensprung-entfernt (eingesehen am 09.03.2023)
- https://www.planet-wissen.de/gesellschaft/tourismus/nachhaltiges_reisen/index.html (gesehen am 14.03.2023)
- https://www.planet-wissen.de/natur/gebirge/alpen/oekotourismus-100.html (eingesehen am 13.03.2023)
- https://www.renatour.de/nachhaltiger-tourismus (eingesehen am 08.03.2023)
- https://www.regenwald-schuetzen.org/regenwald-wissen/regenwaldschutz/was-ist-nachhaltiger-tourismus#:~:text=Nachhaltiger%20Tourismus%20beschreibt%20eine%20besonders,die%20wichtigsten%20Ziele%20einer%20Urlaubsreise. (eingesehen am 07.03.2023)
- https://www.umweltbundesamt.de/sites/default/files/medien/1410/publikationen/2019-03-12_texte_22-2019_nachhaltigkeit-tourismus.pdf (eingesehen am 14.03.2023)
- https://www.umweltbundesamt.de/themen/klimaschonend-in-die-ferien (eingesehen am 08.03.2023)
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Foto: veerasak Piyawatanakul