Disclaimer: Dieser Text handelt von sexualisierter Gewalt.

 

Ich wache auf, mein Puls auf 180. Ich fühle den Traum noch, den Alptraum. Doch ich spüre nicht wirklich, dass ich aufgewacht bin. Ich habe Angst. Angst jemals wieder allein im Dunkeln draußen zu sein. Angst vor dem Weg zur Arbeit morgen früh. Und zurück morgen Abend. Mein Herz pulsiert noch schneller. Ich bin allein in der WG. Ich muss aufs Klo, habe Angst, auch jemanden hier zu treffen. Ich fühle mich paranoid. Ich habe die Tür abgeschlossen, kein Fenster ist auf. Ich atme durch und lege mich wieder ins Bett. Nehme tiefe Atemzüge und hülle mich in meine Decke. Packe mich ein, will mich verstecken. Vor diesem schrecklichen Traum.

Und doch wird mein Alptraum bei manchen Frauen Wirklichkeit. Ich wurde nach der S-Bahn verfolgt. Die Erinnerungen sind schwammig. Die Person folgte mir, immer schneller. Ich habe mein verdammtes Pfefferspray heute vergessen. Niemand war hier, unten, bei den S-Bahnen. Nur ich, der Mann, meine Angst und seine Gier. Oder war es Gier? In meinem Traum hat er mich gepackt und mich ausgenockt. Hat mich weggeschliffen. Mich mitgenommen. Er hatte die Kontrolle, ich konnte mich nicht wehren. Er drehte meinen Hals, meinen Nacken und ich war weg. Was danach passiert ist, er mit mir gemacht hat, will ich gar nicht wissen. Aber meine Hilflosigkeit macht mich fertig. Dass solche und ähnliche Geschichten wirklich passiert sind. Wie kommt es dazu, dass ich sowas träume?

Wie kommt es dazu, dass meine Mutter mir Pfefferspray kauft, weil sie Angst um mich hat. Angst, weil ich morgens und abends allein im Dunkeln durch eine Großstadt laufe, Bahnhöfe benutze? Wie kommt es dazu, dass viele Mütter eine derartige Angst um ihre Töchter haben, wenn es darum geht, nachts allein umher zu laufen? Wie kommt es dazu, dass ich nun auch schon solch eine Angst entwickelt habe. Sogar meine Oma hat Angst um mich, wie sie in einem Telefonat erwähnt hat. „Du lässt dich bloß von Mama abholen.“ Ich daraufhin: „Ich bin in der Heimat, auf einem Dorf. Was soll da passieren? Das sind nur höchstens 5 Minuten Heimweg“. Doch meine Oma bestand darauf, dass ich nicht alleine ging. Und doch tat ich es.

So tat ich es auch heute Morgen, nach der Nacht dieses schrecklichen Alptraums. Ich bin allein durch die Dunkelheit gegangen, in einer Großstadt, draußen. Und zu meinem Glück habe ich auch noch mein Pfefferspray vergessen. Nun ist es Abend, ich schreibe diesen Text und bin heil zuhause angekommen.




Comments

  1. Constanze Nailis

    Sehr aktuelles Thema. Ich denke der Text beschreibt Gefühle und Gespräche die jedes Mädchen schon hatte und hat. Toll, dass ihr darüber schreibt.

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