Der Autokonzern VW steht aktuell bei Umweltschützern nicht sehr hoch im Kurs. Die Diskussionen um Pfusch am Autobau wollen nicht aus Medien und Politik verschwinden, der Autokonzern verweigert aus ökonomischen Gründen eine Nachrüstung. Das Totschlagargument Arbeitsplätze zieht in Deutschland schließlich immer.

Die Entscheidung, die youcoN 2018 in der Autostadt, dem mehrere hundert Millionen Euro teuren Prestigebau von VW in Wolfsburg, stattfinden zu lassen, war auch unter den Organisatoren umstritten, sagt Christoph Pennig von der Stiftung Bildung. Schließlich habe man sich sogar entschieden, die Autostadt als Partner zu nehmen. Sie trägt einen großen Teil der Kosten für die youcoN mit.

Getreu dem Motto „Gemeinsam“

„Unser Motto für die zweite youcoN ist aber ‚Gemeinsam.Zukunft.Leben‘. Letztes Jahr waren wir für uns alleine und hatten eine Wohlfühlatmosphäre. Es bringt aber nichts, wenn die wenigen Menschen, die Nachhaltigkeit schon gut können, noch besser darin werden.“ – Christoph Penning

Deshalb wurden in diesem Jahr Vertreter von Wirtschaft, Politik und Wissenschaft eingeladen, sich die Ergebnisse der youcoN anzuschauen. Der Veranstaltungsort bringt beide Seiten zusammen – so unterschiedlich sie auch sein mögen. Und wirklich treffen zwei Welten aufeinander.  Einige Teilnehmer laufen Barfuß und leger gekleidet über das Gelände und fallen damit zwischen den Angestellten und Gästen auf, von denen viele im Anzug unterwegs sind. Die Umgebung sieht aus wie sprichwörtlich geleckt. Kein Wunder, schließlich fahren hier täglich Mähroboter und abends röhren nach 23 Uhr die benzinbetriebenen Laubbläser und blasen die Blätter der Bäume in den Kanal. Wenigstens das Essen ist nach eigenen Angaben zu 97,8% nachhaltig, vegetarisch, Bio und aus der Region, sogar mit Gütesiegel.

Hört keiner zu?

Anonymes Statement eines/r Teilnehmenden

Wie viel Aufmerksamkeit in Wolfsburg durch die youcoN generiert wurde, lässt sich erst einmal schwer bemessen. Durch die Diskussionsrunde zum Thema „Sei kein Lauch! – BNE gemeinsam anpacken für eine zukunftsfähige Gesellschaft“ bot sich jedoch die Möglichkeit, sich kritisch mit dem Veranstaltungsort auseinander zu setzen. Dabei anwesend war nämlich unter anderem auch Claudius Colsmann aus der Geschäftsführung der Autostadt. Obwohl die Diskussion schnell vom Thema Bildung zum Thema Volkswagen und Umwelt wechselte, bemühte sich Herr Colsmann, alle Fragen zu beantworten und gab auch unumwunden zu, seine persönliche Meinung auf dem Podium nicht äußern zu dürfen. Katja Hintze von der Stiftung Bildung, die auch auf dem Podium stand, dankte ihm am Ende der Diskussion für seinen Mut. Die Verbesserungsvorschläge aus dem Publikum nahm Herr Colsmann dankend an und notierte sich alle. Inwiefern sie umgesetzt wurden wird dann vielleicht bei der youcoN 2019 deutlich.

Raus aus der Blase

Anonymes Statement eines/r Teilnehmenden

Aktionismus ist notwendig, um die eigenen wichtigen Ziele schnell zu erreichen. Das zeigt jüngst das Beispiel des Hambacher Waldes, der nach der Entscheidung des Oberverwaltungsgerichtes Münster und einer eigenen Einschätzung von RWE nun bis 2020 erst einmal sicher zu sein scheint. Um aber langfristig etwas zu verändern müssen in unserer vielschichtigen Gesellschaft Entscheidungstragende überzeugt werden, indem das eigene Anliegen in deren Lebens- und Arbeitswirklichkeiten hineingetragen wird – mit Argumenten und Diskussionen.

Die youcoN 2018 hat dafür einen ersten, kleinen Schritt getan und sich zusammen mit der Autostadt kritisch mit dem Thema Bildung für nachhaltige Entwicklung auseinander gesetzt. Ist noch mehr möglich? Natürlich. Aber nicht innerhalb von vier Tagen.