Während der Eröffnungsfeier des YOU Summer Festivals demonstrierten einige Menschen vor dem Eingang der Messe Berlin: „Ein Bäcker lernt Backen. […] Ein Soldat lernt Töten.“ stand auf einem großen Banner. Sie kritisierten damit den Auftritt der Bundeswehr auf der Jugendmesse. Die Demonstranten forderten außerdem, dass die Bundeswehr nicht an Schulen für ihre Ausbildungen werben solle.
Die Messeauftritte der Bundeswehr erregten in den vergangenen Jahren immer wieder große Aufmerksamkeit. Auf der Gamescom, der weltgrößten Spielemesse in Köln, präsentierte die Bundeswehr sich im Stil von Videospielen: “Multiplayer at its best!”, was Kritiker als Verharmlosung von Kriegseinsätzen sahen. Nachdem die Veranstalter re:publica 2018 der Bundeswehr einen Ausstellerstand verweigerten, protestierte diese vor dem Messeingang und baute ihren Stand vor dem Gelände auf.
In sozialen Netzwerken reagieren einige Nutzer empört über die Auftritte der Bundeswehr, andere verteidigen sie. Ein Überblick über einige der Argumente:
Auf der YOU ist die Bundeswehr mit zwei verschiedene Ständen vertreten. In der Halle können junge Menschen ihre Reaktionszeit an einer Blitzwand testen und mit einem Minen-Roboter interagieren, während sich auf dem Außengelände die Sanitäter der Bundeswehr präsentieren. Dort haben sie ein Sanitäts-Zelt aufgeschlagen, ein Transportpanzer stehen daneben. Die Messebesucher können in die Fahrzeuge klettern und Fragen zur Ausbildung, den Fahrzeugen und der Bundeswehr stellen.
Einige Jugendliche, die den Stand besuchen, können sich eine Ausbildung bei der Bundeswehr vorstellen, andere sind sich unsicher, wieder andere lehnen gezielt ab. Benny (18) und Justin (17) sind mit ihrer Schule, einer integrierten Sekundarschule in Berlin, zur YOU gekommen. Beide hören aufmerksam zu und stellen Rückfragen zum Fahrzeug. Benny kann sich eine Ausbildung bei der Bundeswehr gut vorstellen: „Aktuell ist es mein Zweitwunsch. Hauptsache, ich bekomme einen Ausbildungsplatz.” Für Justin hingegen ist der Dienst bei der Bundeswehr keine Option: Ihm sei ein sicherer Ausbildungsplatz genauso wichtig, aber er habe keine Lust, sich zu verpflichten. Das ginge ihm zu weit.
Die Bundeswehr-Messevertreter sehen die Kritik an ihrer Präsenz entspannt. Sie wären schließlich ein von der Regierung beauftragter Arbeitgeber, der in vielfältigen Berufen ausbilde. Bei der Kritik gebe es einen Generationenkonflikt: Für Jüngere sei das Thema weniger problematisch als für diejenigen, die die Folgen von Krisen und Kriegen miterlebt hätten. Es gebe ein klassisches Schwarz-weiß-Denken, aber das könne man niemandem verübeln.
Die Jugendlichen an den Ständen der Bundeswehr sind jedenfalls neugierig und stellen auch kritische Fragen zu dem Verhalten der Armee in Kriegssituationen. Diese Fragen zeigen allerdings auch, dass sich viele von ihnen nur abstrakt vorstellen können, unter welchen Umständen Menschen in Kriegs- und Krisengebieten leben und die Bundeswehr vor Ort arbeitet.