What is language? Que signifie la langue? Cosa significa la lingua? Dil nedir? Какво е език? Ce înseamnă limba?
Ist Sprache nur eine Verbindung aus Buchstaben? Ein komplexes System, voller Logik und gleichzeitig vermeintlicher Willkür? Ein Haufen völlig unterschiedlicher Grammatikregeln, mal mit ein paar Artikeln, mal mit einer ganzen Menge? Nein, Sprache heißt Verbindung, Ausdruck, Zugehörigkeit, Sicherheit, Kommunikation. Eine Sprache zu beherrschen bedeutet, einen erweiterten Horizont, ein neues Fleckchen der Erde zu kennen, eine neue geöffnete Tür. Denn man kann so oft in einem Land Urlaub machen – beherrscht man zusätzlich noch die Sprache, öffnen sich Türen, die ohne dieses Verständnis immer verschlossen bleiben würden. Kann man die Sprache, so weiß man schon erstaunlich viel über die Menschen, welche sie sprechen: Der Klang, die Aussprache, die Worte, die Grammatik, die Sprichwörter – sie verraten mehr als man oft glaubt. Sprache gibt den Menschen eine Heimat, eine Kultur, eine Persönlichkeit. Sie ist vielfältig, kann Menschen verzaubern, überzeugen, manipulieren und zerstören.
Sprache bedeutet Macht.
Meine Erfahrungen mit Sprache, vor alle mit fremder, waren sehr prägend für mich:
Als ich einmal im Urlaub war, bekam ich ein ganz bestimmtes Gefühl heftig zu spüren: Ich verstand mein Umfeld nicht und mein Umfeld mich nicht. Immer und immer wieder wurde ich angesprochen, in schnellem Tempo und erwartungsvollen Blicken, die fragenden Augen, wenn nicht direkt eine Antwort folgt. Das Lachen der sich Unterhaltenden, ich stand daneben und verstand nicht warum. Der Versuch, mich in ein Gespräch zu verwickeln, aus Nettigkeit, damit ich nicht nur herumstehen würde. Sie wussten nicht, wie ich mich in diesem Moment fühlte, wie gerne ich gehen wollte, weil ich mich unwohl fühlte. Irgendwann wurde es mir zu viel, zu viel der fremden Menschen, die in einem fremden Land eine fremde Sprache sprachen, also floh ich. Diese Erfahrung, obwohl sie nur von kurzer Dauer war, hat mir gezeigt, wie wichtig Sprache ist, wie viel Sicherheitsgefühl sie geben kann.
Ein anderes Mal machte ich bei einem Austausch mit. Ich hatte Angst, Angst, dass ich mich verloren fühlen würde, verloren im Land, in der Gastfamilie, in der Sprache. Ich stresste mich kurz davor mit Vokabeln, der ganzen Grammatik und war enttäuscht, wenn ich das alles neben dem an mir zerrenden Alltag nicht schaffte. So bauschte sich die Angst wie von selbst auf und ich versuchte es mit Verdrängung. Am Tag der Abfahrt wäre ich lieber schnell wieder umgekehrt, doch diese Chance war vorbei. Jetzt müsse ich da durch, dachte ich. Dort angekommen wurde ich so herzlich in meine Gastfamilie aufgenommen, dass meine Angst auf einen Schlag verflog und ich wusste: Egal wie, ich schaffe das. Ich fühlte mich wohl und kam klar, obwohl alles um mich herum so fremd war.
Das Fremde bringt meist beides mit sich, Vorfreude und Angst.
Nach meine Erfahrungen kann ich somit sagen: Für mich bedeutet Sprache, meine Gefühle ausdrücken zu können. Nichts fällt mir schwerer, als nicht die richtigen Worte zu finden und um den heißen Brei zu reden, weil mir eine gewisse Sprachkenntnis fehlt.
Hier ist einmal anzumerken, welchen Mut Menschen haben, wenn sie in ein Land umziehen, dessen Sprache sie noch nicht fließend oder gar nicht können. Sie haben keine Wahl als diese Sprachbarriere zu überwinden und damit ihre Angst. Wer solch eine Umstellung angeht und mit dieser zurechtkommt, legt sich ein unglaublich dickes Fell zu, welches mich sehr beeindruckt.
Gerade bei solch individuellen Themen lohnt es sich für euch, liebe Leserinnen und Leser, aber auch für mich, nicht nur meine eigenen Erfahrungen zu analysieren, sondern weitere Menschen hinzuzuziehen. Sie haben ihre völlig persönlichen Erfahrungen gemacht, die es mehr als verdient haben, geteilt zu werden, da sie verschiedenste Perspektivenwechsel erlauben. Diese machen es nämlich möglich, die Bedeutung von Sprache in ihrer Ganzheit zu beleuchten: Welche Bedeutung hat sie für multilinguale Menschen, die sogar mit mehreren Sprachen zu tun haben. Welche Bedeutung hat Sprache für Menschen, die eine neue Sprache lernen. Und welche Bedeutung hat Sprache für jene Menschen, die sich aufgrund eines Umzugs in ein neues Land auf einmal nicht mehr in ihrer Muttersprache unterhalten können?
Wie war und ist es für dich, mit zwei Muttersprachen aufzuwachsen?
1. Kommentar: (Bilinguale Muttersprachlerin in Deutsch und Italienisch)
Mehrere Sprachen als Muttersprache zu sprechen, empfinde ich als tolles Privileg, welches einem Menschen mitgegeben wird. Schließlich musste man für dieses ja kaum etwas tun. Aber ich finde es trotzdem wichtig, später einmal weiter dranzubleiben, damit man nicht wieder alles vergisst, sondern weiterlernt. So kann man die Sprache auch künftig noch beherrschen. Dies kann man zum Beispiel anhand von Kursen machen, damit man die Sprache nicht bloß sprechen, sondern auch schreiben und lesen kann. Das ist mir wichtig, da ein gewisses Verständnis der Regeln und des Aufbaus einer Sprache unentbehrlich ist. Wenn man dies aber nicht tut, läuft man Gefahr, eine Sprache zu verlernen, und zwar jene, welche man in seinem Elternhaus gelernt hat, aber in seinem Umfeld selten anwendet.
Dadurch nimmt man einer Sprache ihre Wertschätzung.
Trotzdem war es für mich auch oft anstrengend, da ich noch zusätzliche Kurse nehmen musste, aber es lohnt sich unterm Strich ganz eindeutig!
Wie war es für dich, ein Jahr mit einer Fremdsprache zurechtkommen zu müssen?
2. Kommentar: (Deutsche Muttersprachlerin, Auslandsjahr in Kanada)
In meiner ersten Woche in Kanada habe ich es eher vermieden, Englisch zu sprechen. Ich hatte Angst, dass meine Aussprache nicht gut genug sei und mich die Menschen um mich herum nicht verstehen würden. Außerdem empfand ich auch Schwierigkeiten, die anderen zu verstehen, da sie unfassbar schnell sprachen, was mich ebenfalls verunsichert hat. In der zweiten Woche begann ich dann auch Englisch zu sprechen und verstand mein Umfeld besser.
Schließlich lebt Sprache nun mal davon, gesprochen zu werden.
Das habe ich im Verlauf der nächsten paar Wochen gelernt und nur dadurch hat sich mein Englisch letztendlich auch verbessert. Anfangs war es total seltsam, tatsächlich zu sprechen – überall, zu jeder Zeit. Immer wieder schlich sich die Angst ein, ich könne einen Fehler machen. Aber einen Moment werde ich niemals vergessen: Einmal saß ich im Unterricht und hatte dem Lehrer nicht wirklich aktiv zugehört. Aber dennoch konnte ich ihn verstehen und das war ein großes Erfolgserlebnis für mich. Ein Tipp, welchen ich im Zusammenhang mit dem Erlernen einer Sprache geben kann, ist, dass man versuchen sollte, so oft wie möglich die Sprache zu sprechen, um sie zu lernen und sich mit ihr wohl zu fühlen.
Wie war es für dich, in ein Land zu ziehen, dessen Sprache du noch nicht sprachst?
3. Kommentar (Türkische Muttersprachlerin, die ersten Jahre in Bulgarien aufgewachsen und im Kindesalter nach Deutschland gezogen)
Für mich war es immer vollkommen normal, bilingual aufzuwachsen: Damals in Bulgarien habe ich im Kindergarten mit meinen Freunden immer auf Bulgarisch geredet und zu Hause mit meiner Familie auf Türkisch. Das war wie unsere eigene Geheimsprache sozusagen, schließlich konnte unser Umfeld uns nicht verstehen. Ich erinnere mich noch daran, dass ich damals vom bilingualen Aufwachsen so fasziniert war, dass ich meine Eltern fragte, warum wir untereinander in einer anderen Sprache kommunizierten. Jedoch war ich zu der Zeit – schließlich war ich vier oder fünf Jahre alt – viel zu jung, um die Erklärungen meiner Eltern nachvollziehen zu können. Als wir dann nach Deutschland gezogen sind – da war ich in der 1. Klasse – habe ich zum ersten Mal verstanden, dass es gewisse Sprachstrukturen gibt, voller Grammatik und Regeln. Wenn ich nun an diese Zeit zurückdenke, hat mir meine Bilingualismus extrem geholfen. Dadurch ist es mir sehr viel leichter gefallen, Wortarten wie Nomen oder Verben zu erkennen, indem ich immer wieder von Türkisch auf Bulgarisch und andersherum übersetzt habe. Bei Sprachen in der Schule hatte es einen ähnlichen Effekt, sodass es mir oft einfacher gefallen ist, die Grammatik zu verstehen. Damals wurde ich sogar von einigen gefragt, woher ich dieses Können hatte und das war der Moment, in welchem ich bemerkte, dass das bilinguale Aufwachsen wirklich Vorteile hat. Als ich klein war, dachte ich nämlich eher gegensätzlich: Ich empfand es als Nachteil, da man häufig eine Sprache sehr viel besser kann, als die andere, oder eben beide nicht sonderlich gut beherrscht. Letzteres war bei mir der Fall: Ich konnte beide Sprachen nicht perfekt und musste meine Eltern häufig fragen, was denn dieses oder jenes Wort hieße. Vor allem in Kindergarten schämte ich mich sogar, da alle anderen Kinder – als Muttersprachlerinnen und Muttersprachler – Bulgarisch so viel besser konnten als ich. Heute überwiegen für mich aber die Vorteile. Dennoch muss ich noch eine Sache festhalten: Schon immer habe ich mich beim Türkisch sprechen am wohlsten gefühlt. Ich weiß nicht warum, wahrscheinlich, weil es eben meine Muttersprache ist, die mir von meinen Eltern beigebracht wurde.
Sie lässt mich meine Gefühle am einfachsten ausdrücken, was mir große Sicherheit gibt.
Ich bedanke mich herzlich dafür, dass ihr drei mir die Möglichkeit gebt, eure Erfahrungen und somit einen Teil eurer Geschichte mit mir und der Welt da draußen teilt. Ist es nicht verblüffend, wie unterschiedlich und doch gleich Menschen Sprache wahrnehmen? Den einen wurde sie in die Wiege gelegt, andere müssen sie sich erarbeiten. Die einen müssen ihre Sprache zurücklassen, die anderen kehren zu ihr zurück. Sprache ist eine stetige Entwicklung, was sich aus diesen Kommentaren deutlich herauslesen lässt: Die Veränderung vom Lernen, zum Anwenden, hin zum Können. Die Veränderung vom einfachen Satzbau, zum verschachtelten Sätzen, hin zum automatischen Sprechen ohne Nachzudenken. Sprache ist immer in Bewegung, sie verändert sich, neue Begriffe ersetzen alte. Sprachen verschwimmen ineinander, sodass oft schwer eine Grenze gezogen werden kann. So gehören alle Sprachen irgendwie zusammen. Sie bilden ein Netz über unserer Welt, ein Netz, welches uns alle verbindet. Sprache bedeutet wahrlich Macht: Die Macht, die Welt und ihren Sinn ein bisschen besser zu verstehen.
Bevor ich nun den Artikel beende, möchte ich noch etwas loswerden: Solltest du, der oder die dies gerade liest, derzeit eine Sprache lernen, weil du Spaß daran hast oder auch einfach, weil dir keine Wahl bleibt: Egal wie schwer es oft ist, weil du Angst hast, dass du nicht schon gut genug sprichst oder nicht jede Vokabel kannst – darum geht es nicht. Sprachen lernt man nur beim Überwinden dieser Schwelle der Unsicherheit. Egal wie viele Menschen dich schräg anschauen, mach weiter! Lass dich davon niemals einschüchtern, denn wer nicht erkennt, was du für eine anspruchsvolle Aufgabe meisterst, der hat wohl selbst zu viel Angst davor.
Jeder Anfang ist schwer, aber stell dir vor, wie schön es am Ende sein könnte? Ist es die Mühe wert? Ich glaube, die Antwort liegt auf der Hand …