Wir sehen ihn täglich: Müll in unserer Umwelt. Ob im Vorbeigehen auf dem Straßenboden, beim Spaziergang im Park oder Wald auf den Wiesen und Waldböden oder im Urlaub am Strand und im Meer: nicht „vernünftig“ entsorgten Müll finden wir fast überall. Man könnte nahezu behaupten, wir würden in einer vermüllten Welt leben. Der ganze Müll sieht nicht nur unschön aus, sondern kann auch ziemlich gefährlich werden. Tiere können sich dort drin verfangen oder den Müll versuchen zu fressen und sich dabei verletzen oder sogar vergiften. Auch der Nährboden diverser Pflanzen kann durch Abfall verseucht werden und deren Wachstum immens beeinflussen. Doch wie kommt der ganze Müll (vor allem Plastikmüll) überhaupt in  die Meere? Wie gefährlich ist er wirklich? Und ist das Projekt The Ocean Cleanup unsere Rettung?

Plastikmüll und andere Abfälle in den Meeren: ein paar Zahlen und Daten

Dass wir schon länger ein großes Problem mit Müll und dessen Entsorgung haben, sollte mittlerweile jeder mitbekommen haben. Allein wir in Deutschland haben im Jahr 2016 etwa 38 Kilogramm Plastikverpackungsabfälle pro Kopf verursacht. Hierzulande verbrauchen wir jährlich 2 Milliarden Plastiktüten. Diese Zahl wäre nicht annähernd so dramatisch, wenn eine Plastiktüte im Schnitt nicht nur 25 Minuten genutzt werden würde. Und bei Einweg-Kaffeebechern und Plastikstrohhalmen sieht es leider nicht viel besser aus: In Deutschland werden jährlich fast 3 Milliarden Einwegbecher und weltweit sogar 16 Milliarden für Coffee2Go benutzt. Pro Jahr werden weltweit etwa 36,4 Milliarden Einwegstrohhalme aus Plastik verbraucht. So unfassbar viel Müll, doch wohin damit? Leider wird nur ein geringer Anteil des Plastikmülls recycelt (9%) oder verbrannt (12%), da 79% deponiert oder einfach in der Umwelt entsorgt werden.

Es wird angenommen, dass sich mittlerweile über 86 Millionen Tonnen Plastikmüll in den Ozeanen befinden. Davon würden etwa 0,5% an der Meeresoberfläche treiben, 39% befänden sich in den Tiefen des offenen Meeres, 33,7% würden die Küsten und den Meeresboden bedecken und 26,8% würden in Küstengewässern treiben. Jedes Jahr gelangen weitere 10 Millionen Tonnen Müll ins Meer, davon bestehen 75% aus Kunststoff. Auffällig ist, dass etwa 82% des Plastikmülls im Meer aus asiatischen Ländern, wie Thailand, Indonesien, China oder Vietnam, stammt. Das lässt sich unter anderem dadurch erklären, dass der Plastikmüll von Industrienationen, wie Deutschland oder den USA, in andere Länder, wie Thailand oder Vietnam, verschifft wird und sich diese Länder dann um die Entsorgung kümmern sollen. Allein weil eine Plastikflasche im Meer etwa 450 Jahre benötigt, um sich vollständig zu zersetzen, ist es essenziell, dass nicht nur die Meere von dem Müll befreit werden, sondern sich auch unser Konsumverhalten verändert. Schließlich löst sich Plastik auch immer nur in kleinere, kaum sichtbare Teilchen auf, was das Ganze noch einmal gefährlicher macht.

Eine Sache, die nicht jede:r von uns auf dem Schirm hat: Unser Müllproblem ist so außer Kontrolle, dass es mittlerweile 5 große Müllstrudel in den Meeren gibt. Durch die Strömungen im Meer kommt dort besonders viel Müll zusammen. Dieser stammt aus allen Teilen der Welt und zirkuliert dort weiter. Diese Strudel befinden sich im Nord- und Südpazifik, Nord- und Südatlantik sowie im Indischen Ozean. Der größte und bekannteste davon ist der im Nordpazifik, welcher auch das Great Pacific Garbage Patch genannt wird. Dieser Müllstrudel umfasst eine Fläche von etwa 1,6 Millionen Quadratkilometern, was die dreifache Größe von Frankreich oder die 4,5-fache Größe von Deutschland ist. Dort befinden sich mehr als 1,8 Billionen Plastikteile, die mehr als 80.000 Tonnen wiegen. Allein 46% des Great Pacific Garbage Patch besteht aus Fischernetzen, die im Meer hinterlassen wurden. Diese „Geisternetze“ zersetzen sich über die Jahre hinweg ebenfalls wieder zu Mikroplastik. Wir stecken also irgendwie in einem Teufelskreis des Mülls fest.

Wie gefährlich ist der Müll für Tiere, Pflanzen und Menschen?

Da sich so viel Abfall (und besonders Plastikmüll) in der Umwelt befindet, hat das verheerende Folgen für uns alle. Es sterben jährlich etwa eine Million Seevögel und 135.000 Meeressäuger allein nur durch den Kontakt mit unserem Plastikmüll. Es sind mindestens 15% der Arten durch die Aufnahme von oder durch das Ersticken an Plastikmüll gefährdet. Im Great Pacific Garbage Patch zum Beispiel besteht natürlich auch noch einmal eine deutlich höhere Gefahr, dass sich die Meerestiere in den Netzen verfangen und deshalb sterben. Ebenso ist es in diesem Müllstrudel noch einmal viel wahrscheinlicher, dass die Tiere sich an den vielen, kleinen Plastikteilchen verschlucken.

Während der Zersetzungsprozesse von den Plastikteilchen werden gefährliche Inhaltsstoffe wie Bisphenol A, Phtalate oder Flammschutzmittel freigesetzt. Die Konzentration dieser Schadstoffe nimmt innerhalb einer Nahrungskette zu und diese können nachhaltig das Erbgut und den Hormonhaushalt der Lebewesen beeinflussen. Genauso können auch Folgen für den Menschen nicht ausgeschlossen werden, schließlich essen wir zum Beispiel dann den Fisch, der Plastikteilchen gegessen und Schadstoffe aufgenommen hat. Denn es ist so, dass die kleinen Plastikpartikel im Meerwasser gelöste Umweltgifte wie das Insektizid DDT oder PCBs anziehen. Diese Gifte sind nicht nur für Muscheln und Korallen, die das Meer filtern, äußerst gefährlich.

Exkurs: Wie viel Plastik nehmen wir eigentlich zu uns, ohne es zu wissen?

Und wo wir gerade schon bei den Auswirkungen auf den Menschen sind: Wie viel Plastik bzw. Mikroplastik nehmen wir eigentlich täglich unbewusst auf?

Zunächst würde man ja natürlich an die Ernährung denken: Meeresfrüchte, Fisch und co., aber natürlich auch alles, was in Plastik verpackt ist; angefangen bei Wasser in Plastikflaschen, über Brot und Aufstrich bis hin zu Joghurt. In all diesen Lebensmitteln kann potenziell Mikroplastik enthalten sein. Derzeit gibt es aber noch keine Informationen dazu, ob die Aufnahme von Mikroplastik gesundheitliche Schäden für uns Menschen mit sich bringen kann. Dafür ist das Ganze noch nicht gut genug erforscht. Bisher wird davon ausgegangen, dass die Mikroplastikpartikel überwiegend einfach wieder vom Körper ausgeschieden werden. Hört man aber von den Auswirkungen von Mikroplastik auf die Gesundheit von Tieren, wird einem schon mulmig.

Mikroplastik kann aber natürlich auch in Kosmetikartikeln, die sich in Plastikverpackungen befinden, enthalten sein. Ob es jetzt Duschgel, Waschgel, Shampoo oder Makeup ist, es kann auch (wie bei Lebensmitteln in Plastikverpackungen) hier überall Mikroplastik enthalten sein. Hierbei muss man sagen, dass Mikroplastik (laut aktuellem Wissensstand) nicht schädlich für Haut und Haare ist.

Wie viele Plastikteilchen jeder Mensch unbewusst aufnimmt, ist erschreckend. Nach Berechnungen der australischen University of Newcastle für den WWF konsumiert jeder Mensch pro Woche im Schnitt 2.000 kleine Plastikteilchen. Das sind etwa 5g und man könnte somit sagen pro Woche würden wir eine Kreditkarte essen. Aufs Jahr gerechnet würden wir rund 90.000 dieser Plastikpartikel unbewusst mitessen. Hierbei würde besonders das Trinken aus Plastikflaschen einen Großteil ausmachen.

Was können wir selbst tun?

Natürlich können wir auch selbst etwas dagegen tun, auch wenn es per se nicht in unserer Hand liegt, wo die einzelnen Staaten ihren Müll entsorgen. Zunächst einmal können wir darauf achten, dass wir so wenig Plastik wie möglich verwenden. Das klingt einfach, lässt sich in der Realität zwar mittlerweile besser, aber immer noch nicht optimal umsetzen. Auf nachhaltigere Alternativen zurückzugreifen, wie feste Seife, wieder auffüllbare Reinigungsflaschen, Geschirrspültabs ohne Plastikverpackung oder auch unverpackte Lebensmittel, kann hierbei einen großen, positiven Effekt mit sich bringen.

Man kann nicht nur darauf achten, seine eigene „Verpackungsabfallproduktion“ zu reduzieren, sondern auch Tüten und co. immer mehrfach zu nutzen. Schließlich wurden diese schon bereits produziert, da müssen sie nicht sofort mit entsorgt werden.

Seit einiger Zeit steht auf vielen Shampoo- oder Duschgel-Flaschen, dass dort deutlich weniger Mikroplastik enthalten sei oder es wird auf den Anteil der natürlichen Inhaltsstoffe hingewiesen. Dass wir uns beim Wellness-Tag nicht mit einer Plastikkugel einschäumen wollen, ist ja klar. Da sind natürliche Stoffe eben viel attraktiver. Mikroplastik wird in der Kosmetik oft als Bindemittel in Cremes oder bei Duschgel und Peelings für das Entfernen abgestorbener Hautschuppen genutzt. Aber um den gewünschten Effekt zu erzielen, gibt es durchaus attraktivere Alternativen. Dass wir uns mit Mikroplastik waschen und eincremen, fällt zunächst nicht auf, da kein Unternehmen damit wirbt – da muss man schon genauer auf die Liste der Inhaltsstoffe schauen.

Zum Glück gibt es dafür mittlerweile Apps, um zu erkennen, ob in bestimmten Produkten Mikroplastik enthalten ist. Schließlich kennt sich nicht jede:r mit diesen chemischen Fachbegriffen aus.
Hier ein paar Beispiele für chemisch hergestellte Plastikzusätze, die man als Verbraucher:in bei den Inhaltsstoffen nachlesen kann: Acrylate Copolymer (AC), Dimethiconol, Methicone, Polyamide, Siloxane. Und die Liste ist leider noch viel länger. Apps, die einem anzeigen, wie „gut“ die Inhaltsstoffe eines Produktes sind, sind zum Beispiel CodeCheck oder Beat The Microbead. Hierzu muss man einfach nur den Strichcode des jeweiligen Produktes mit der Handykamera scannen und man erhält direkt eine Rückmeldung zu den Inhaltsstoffen des Produktes.

The Ocean Cleanup – Visionen & Funktionsweise

Wie wir also alle erkennen können: Wir haben ein riesiges Plastikmüll-Problem. Die Meere sind voll von Plastik, wir essen, atmen, trinken Plastik, schäumen uns mit Plastik unter der Dusche ein und kaufen in Plastik verpackte Lebensmittel ein. Für die oben genannten Probleme und Auswirkungen habe ich ja schon einige Lösungen angeführt. Aber wie können wir denn nun die riesigen Meere dauerhaft und effektiv von Plastik und anderem Müll befreien?

Und genau hier kommt das Projekt „The Ocean Cleanup“ ins Spiel. Während des Tauchens in Griechenland bemerkte der damals 16-jährige Niederländer Boyan Slat, dass es dort mehr Plastiktüten als Fische zu sehen gibt. Warum können wir das nicht einfach wieder aufräumen? Genau das war die Frage, die ihn dazu brachte, das Problem der Plastikverschmutzung für ein Schulprojekt genauer unter die Lupe zu nehmen. In dieser Zeit erfuhr er von den Müllstrudeln, die es in den Meeren gibt.

Als Boyan Slat im Jahr 2012 einen TEDx-Vortrag darüber hielt, wie man Technologien dazu nutzen kann, um die Weltmeere endlich von dem Plastik zu befreien, verbreitete sich das Video rasant im Internet. Diese Reichweite ermöglichte es ihm, nach seinem Schulabschluss The Ocean Cleanup zu gründen. Doch wie soll das Ganze eigentlich konkret funktionieren? Schließlich ergeben die Weltmeere insgesamt eine Fläche von 326 Millionen Quadratkilometern, was etwa 70% unserer Erdoberfläche ausmacht.

Es galt lange als unmöglich, Plastik vollkommen aus dem Meer zu entfernen. Nach vielen Experimenten und Tests ist Slat zu dem Entschluss gekommen, sich die Meeresströmungen zu Nutze zu machen. Um den Müll einzufangen, soll eine Art künstliche Küste erstellt werden. Diese besteht aus einer 600 Meter langen, schlauchähnlichen Konstruktion. Dieser Luftschlauch treibt dann in einer U-Form auf dem Wasser und kann sich nach der entsprechenden Windrichtung ausrichten. Die künstliche „Küste“ kann somit den Müll an der Wasseroberfläche einsammeln und ermöglicht später somit ein einfacheres Einfangen mit den Booten. Plastikteile, die eher in die Tiefe gedrückt werden, können trotzdem eingefangen werden, da an dem Schlauch eine Barriere aus festem Stoff befestigt ist, welche 3 Meter in die Tiefe ragt. Die Gesamtkonstruktion macht sich die Windkraft, die Strömungskraft und die Kraft der Wellen zu Nutze, um zumindest in der Theorie einen Vorteil in Sachen Geschwindigkeit gegenüber dem treibenden Müll zu haben und diesen effektiv einzufangen. Bei einer Verwirklichung des Projektes soll der Müll im Great Pacific Garbage Patch in 5 Jahren halbiert werden.

Entwicklungen

In der Theorie klingt das Ganze ja perfekt und gut durchdacht, schließlich wurde das alles auch anhand von Formeln berechnet. Doch wie sieht es in der Realität aus? Läuft die Umsetzung so, wie sie geplant war?

Das erste solcher Systeme (System 001) von The Ocean Cleanup wurde im September 2018 in Betrieb genommen. Zunächst schien das Projekt den Erfolg zu erzielen, der in der Theorie schon feststand: Es gelang dem Team Plastik mit Hilfe des Schlauches einzufangen. Doch nach einer Zeit konnte man leider bemerken, dass nicht nur Plastik eingefangen werden konnte, sondern es konnte genauso gut auch wieder entweichen. Das war natürlich ein großes Problem, das behoben werden musste. Während der Behebung des Problems löste sich, aufgrund von der zu hohen Belastung des Materials, ein 18 Meter langes Stück der Konstruktion. Deswegen war die Crew von The Ocean Cleanup schon nach vier Monaten gezwungen, den Testlauf abzubrechen und mit dem System wieder zurück an Land zu gehen. Dort versuchte man dann direkt die Ursachen zu analysieren und es stellte sich heraus, dass die versuchten Vorhersagen der Wind-, Strömungs- und Wellenkraft zu ungenau oder sogar nicht zutreffend waren. Diese Vorhersagen hat man zuvor anhand von Modellen getroffen. Jedoch ist es so, dass die Bedingungen auf dem Meer stetig schwanken und man somit keine allzu genaue Vorhersage treffen kann. Beobachtungen zeigten außerdem, dass die Geschwindigkeit der Konstruktion nicht konstant war, was dazu führte, dass das Plastik manchmal sogar schneller war als das System. Wenn dieser Zustand eintritt, ist es möglich, dass Plastik eingefangen werden konnte, aber auch wieder entweichen kann.

Nach der Entwicklung von Lösungsansätzen konnte nur wenige Monate später das nächste System, System 001/B, auf See gehen. Diese Konstruktion war nur noch einen Drittel so groß wie sein Vorgänger. Um die Belastung zu reduzieren und künftig das Risiko für weitere Brüche zu senken, wurde die Barriere vom Schlauch gelöst und etwas weiter vorne aufgestellt. Das Team testete außerdem verschiedene geschwindigkeitsbeeinflussende Modelle des Systems, um weitere Entweichungen von Plastik zu vermeiden. Durch den Einsatz eines 20 Meter großen Fallschirmankers, der Die Geschwindigkeit des Systems verlangsamen sollte, wurde die Herangehensweise und das Grundprinzip umgekehrt. Denn nun war das Plastik auf jeden Fall schneller und kann trotzdem eingefangen werden, ohne dass es „gejagt“ wird. Außerdem ist das System gegen die Stromrichtung gebaut worden, sodass das schnelle Plastik mit der Strömung direkt im Inneren der Konstruktion landet. Damit die Barriere selbst an der Wasseroberfläche treiben kann, wurden gelbe Bojen oberhalb befestigt.

Im Jahr 2020 wurde dann das erste Mal der gefangene Kunststoff recycelt- und das in Form einer Ocean Cleanup Sonnenbrille. 2021 wurde dann das System 002 erfolgreich getestet, welches auf dem System 001/B aufbaute. The Ocean Cleanup arbeitet bereits an vielen weiteren Systemen, um die Weltmeere noch effektiver und schneller von Plastik zu befreien. Diese Systeme sollen immer weiter ausgebaut werden, sodass eine Art Flotte an Konstruktionen entsteht, die dann auch in den vier weiteren Müllstrudeln das Plastik einsammeln können. In Zukunft sollen nicht nur die Weltmeere von Plastik befreit sein, sondern es sollen auch die am meisten verschmutzten Flüsse gereinigt werden, damit die Meere weiterhin plastikfrei bleiben können.

Vor- und Nachteile

Natürlich ist es eine gute Sache, die Meere von Plastik zu befreien, keine Frage. The Ocean Cleanup ist mit das erste Projekt auf diesem Gebiet gewesen, über die Zeit haben sich auch weitere von anderen Unternehmen gebildet. Was sind jetzt also die spezifischen Vor- und Nachteile von The Ocean Cleanup?

Beginnen wir doch einmal mit den Vorteilen. Zum einen ist der Aufbau der Konstruktionen bzw. Systeme relativ preiswert und simpel zu erstellen. Des Weiteren nutzen die Systeme natürliche Kräfte, wie die Wind- und Strömungskraft, um das Plastik einzusammeln. Die Systeme befinden sich aktuell noch in den am meisten verschmutzten Gebieten der Ozeane, was strategisch am sinnvollsten und effektivsten zu sein scheint. Da sich das System immer wieder an die Kräfte anpassen kann, ist der Wirkungsgrad (im Vergleich zu fest an einem Ort stehenden Systemen) relativ hoch. Außerdem geht bei der Säuberung der Ozeane keine Gefährdung für die Tierwelt aus.

Kein Projekt ist perfekt, sie sind alle ausbau- und verbesserungsfähig. Genauso bringt The Ocean Cleanup auch ein paar Nachteile beziehungsweise Problemstellen mit sich. Dazu zählt zum Beispiel der stetige Transport von Kunststoff durch die Schiffe, welcher ganz offensichtlich zu Abgasemissionen und Treibstoffverbrauch führt. Zwar können größere Plastikteile, die sich nicht in der Tiefsee befinden, ohne Probleme eingesammelt werden, aber Nano- oder Mikroplastik und andere Plastikteile in der Tiefsee können nur schwer bis gar nicht eingesammelt werden. Des Weiteren ist der Wirkungsgrad der Systeme immer abhängig von anderen Kräften, in dem Fall von der Wind-, Strömungs- und Wellenkraft.

Gibt es Alternativen?

Jetzt, wo die Vor- und Nachteile von The Ocean Cleanup bekannt sind, muss jede:r für sich selbst entscheiden, welche Seite für einen persönlich überwiegt. In dem Zuge kommt natürlich auch die Frage auf, was für Alternativen es zu diesem Projekt gibt und ob diese optimaler und effektiver als The Ocean Cleanup sind. Und selbstverständlich gibt es Alternativen, denn schließlich verschwindet unser Plastikproblem nicht einfach so, geschweige denn verschwindet das bisherige Plastik aus den Meeren.

Zum einen gibt es da das Projekt Everwave (ehemals Pacific Garbage Screening), welches von der Aachener Architektin Marcella Hansch gegründet wurde. Diese hat in ihrer Masterarbeit eine 400 x 400 Meter große Plattform entworfen, die durch die eigene spezielle Bauweise auch die kleinsten Kunststoffpartikel aus dem Wasser filtern könne. Zusammen mit dem Namenswechsel in 2020 ging auch ein Strategiewechsel einher. Zunächst war das Projekt nur auf die Säuberung der Meere fokussiert, doch inzwischen gibt es Erweiterungen. Everwave betreibt mittlerweile Umweltbildung an Schulen und die Reinigung findet auch in Flüssen statt, um dort schon den Müll abzufangen. In den Flüssen befinden sich dann schwimmende Plattform, die den treibenden Abfall aufnehmen und speichern. Es gibt aber auch KI-gestützte Müllsammelboote, die gezielt „Müll-Hotspots“ säubern und somit auch schwer erreichbare Stellen von Müll befreit werden können. Der gesammelte Müll wird zum Schluss recycelt und zu neuen Produkten verarbeitet. Somit besteht schon eine große Ähnlichkeit zu der Vorgehensweise von The Ocean Cleanup.

Ein Projekt der Umweltorganisation „One Eart – One Ocean“ (OEOO) ist die „Maritime Müllabfuhr“, zu der die SeeKuh und der SeeElefant zählen. Durch das Konzept sollen Gewässer weltweit von Plastikabfällen, Öl und Chemikalien befreit werden. Die erste SeeKuh hatte ihren ersten Einsatz im Jahr 2016. Sie war ein speziell entwickelter Katamaran mit 10 x 12 Metern sowie Sammelnetzen zwischen den beiden Rümpfen. Mithilfe der SeeKuh kann nicht nur Plastikmüll eingesammelt, sondern auch direkt das Wasser an Bord analysiert werden. Der gesammelte Plastikmüll wird schlussendlich zum Müllverwertungsschiff SeeElefant gebracht und recycelt bzw. in schwefelfreies Heizöl umgewandelt. Durch den Bau der Seekuh ist eine Demontage und ein Transport in alle Teile der Welt möglich. Das Konzept wurde mittlerweile weiterentwickelt und dadurch kam es dazu, dass die Organisation im Mai 2021 ein neues Schiff gebaut hat. Dieses ist in erster Linie für den weltweiten Einsatz in den Mündungs- und Küstengebieten gedacht. Die Idee dahinter ist, dass das Plastik eingesammelt wird, bevor es sich in Mikroplastik zerkleinern und in die Tiefe fallen kann. Die SeeKuh 2.0 ist etwas anders konzipiert, als der Vorgänger. Das Sammelsystem basiert nun nicht mehr auf absenkbaren Netzen, sondern auf  einer Förderbandtechnik. Durch diese Technik erhofft man eine höhere Effizienz und gleichzeitig auch die Möglichkeit, organisches Material leichter aussortieren zu können.

Eine weitere Alternative zu The Ocean Cleanup ist die in 2013 gegründete Initiative „Healthy Seas„. Hierbei entfernen freiwillige Taucher die Geisternetze aus den Meeren. Anschließend werden aus diesen Netzen spezielle Nylon-Fasern hergestellt, die als Rohstoff für nachhaltige Produkte, wie Strumpfwaren, Bademode oder Teppiche, gebraucht werden.

 

Ausblick

Natürlich gibt es noch viel mehr Projekte und Initiativen, die dabei helfen sollen, unsere Umwelt sauber zu halten und die Meere möglichst plastikfrei zu bekommen. Die oben genannten Projekte sind mit The Ocean Cleanup jedoch die bekanntesten und lediglich Beispiele. Es wird auch nie ein absolut perfektes Projekt geben, man muss jedoch die Vor- und Nachteile abwägen und stetig die Konzepte ausbauen und verbessern.

Fest steht, dass wir weiterhin unseren Plastikverbrauch reduzieren müssen, sonst kommen innovative Projekte (wie The Ocean Cleanup und co.) überhaupt nicht mit dem Reinigen der Ozeane hinterher. Auch wenn bisher keine negativen Beeinflussungen durch die Aufnahme von Plastikteilchen beim Menschen nachgewiesen werden konnten, so ist es dennoch kein natürlicher Stoff und erst Recht nichts, was wir freiwillig gerne zu uns nehmen würden. Wie die einzelnen Staaten letztendlich mit dem Abfall umgehen, können wir als einzelne Person nicht wirklich beeinflussen, aber wie wir damit umgehen schon. Und genau solche Kleinigkeiten können eine große Wirkung haben, wenn sie sich häufen.

Quellen: