Auf Messen werden regelmäßig sowohl von einer Vielzahl an Unternehmen als auch vom Veranstalter selbst Messehostessen engagiert, um Kunden zu generieren und Aufmerksamkeit auf ihr Angebot zu lenken. In den vergangenen Jahren wurden immer wieder sehr negative Erfahrungsberichte publik, die dieses Berufsfeld in ein sehr schlechtes Licht stellten. Auch auf der ITB werden zahlreiche Hostessen eingesetzt, die mit ihrem Aussehen, ihrer Kompetenz sowie Leidenschaft für das Thema überzeugen sollen. Aber wie leidenschaftlich kann eine Person für eine Thematik sein, über das sie weder umfangreich informiert ist noch ausreichend Erfahrung in dem Fachbereich gesammelt hat? Wie viel Wahrheitsgehalt steckt in den Anschuldigungen bezüglich Messe Hostessen, mit denen große Unternehmen zu kämpfen haben?
Auf der ITB sprechen sich sehr viele Hostessen positiv über ihre Erfahrungen aus. Durch verschiedene Meinungen an unterschiedlichen Ständen zeichnet sich ein vielschichtiges Bild. Eine Messehostess, die über eine Agentur zur ITB gekommen ist, schildert ihre Erlebnisse.
In fünf Jahren als hauptberufliche Messehostess habe ich kaum negative Erfahrungen gemacht. Wer den Job schon länger macht, kann sich irgendwann auch aussuchen, für welche Veranstaltungen man sich buchen lässt, sodass man selbst entscheidet, mit welchem Klientel man sich auseinandersetzen will.
Kleine Unternehmen würden auch ihre Hostessen gut umsorgen und ins Team einbinden. Auch von anderen Seiten werden die Vorurteile mehr aufgedeckt als verstärkt. Die Arbeit wäre eine Service Arbeit, dessen müsse man sich bewusst sein, sagt eine andere Arbeitnehmerin. Es wäre selbstverständlich, dass man vor Ort ist, um zu präsentieren und zu verkaufen – auch mit seinem Aussehen. Dabei sei es tatsächlich aber auch entscheidend, andere Kompetenzen mitzubringen, so eine Mitarbeiterin von PAN AM. Dem Unternehmen ist es wichtig, einen ganzheitlichen Service anzubieten und das Unternehmen im gleichen Zug authentisch zu präsentieren. Trotzdem antwortet die Hostess auf die Frage, was konkret ihre Aufgabe sei, nur mit: „Lächeln und Kunden generieren.“
Auch schwierige Situationen im Alltag
Knappe Outfits und hohe Schuhe wären dabei natürlich auch immer hilfreich, so eine andere Stimme. Natürlich müsse man sich bewusst sein, dass man von vielen Besuchern rein auf sein Aussehen reduziert wird. Bei der ITB sei das aber im Vergleich zu anderen Veranstaltungen nicht sehr dramatisch. Im Gegensatz zur diesjährigen ITB wurden andere Messehostessen in Ausnahmefällen bei anderen Events auch beispielsweise mit sexistischen Kommentaren von Besuchern konfrontiert. Obwohl in diesem Fall der Arbeitsgeber ein sehr guter Ansprechpartner gewesen wäre, würden sich solche Situationen negativ in die Erinnerung einbrennen, schildert eine junge Hostess, die für eine Agentur arbeitet.
Das Problem ist, dass die Menschen ein falsches Bild von Hostessen haben. Sie denken, sie dürfen sich alles erlauben.
Diese Aussage bekräftigt ihr Kollege. Als Mann habe er wenige Erfahrungen mit respektlosem Verhalten der Besucher gemacht, er nehme jedoch war, dass Frauen im Vergleich zu ihm oft deutlich abwertender behandelt werden würden.
Die IFA ist hierbei leider ein eindeutiges Negativ-Beispiel. „Teilweise bestellen sich große Firmen Hostessen nach Maß und legen keinerlei Wert darauf, wie fachkundig die Person ist“, beschreibt eine Promoterin, die selbst schon dort gearbeitet hat. So kommt es in Ausnahmefällen auch durchaus dazu, dass sie oder er kaum Sprachkenntnisse in Englisch oder Deutsch hat oder keinerlei spezielle Fragen zu dem Produkt beantworten kann.
Entscheidend ist der Arbeitgeber
Drei verschiedene Standpunkte werden deutlich: Viele Unternehmen setzen auf Messehostessen, um sich selbst und ihre Produkte bestmöglich zu verkaufen, achten aber auch gleichzeitig auf das Wohlbefinden der Engagierten. Andere vertrauen wiederum auf ihre eigene Fachkompetenz und wollen damit Besucher überzeugen, ohne auf externe Ressorts zurückzugreifen. Leider geht es aber auch anders: Immer noch werden oft Hostessen eingesetzt, die keinerlei Informationen zu dem vorgestellten Produkt oder Angebot mitbringen, sondern nur für ihr Äußeres gebucht werden.