Die Verantwortung der Bundesregierung bei Reisen in Entwicklungs- und Schwellenländern

Etwa 19 Milliarden Euro tragen deutsche Touristenweltweit zum Bruttoinlandsprodukt in Entwicklungs- und Schwellenländern bei. Ein Teil setzt sich aus den direkten Ausgaben vor Ort zusammen. Beispielsweise dann, wenn Touristen Souvenirs kaufen oder in Lokalen essen. Der andere Teil des Geldes fließt nicht direkt in das BIP des Landes bei, sondern wirkt indirekt. Diese indirekten Wirkungen entstehen durch Vorleistungen, wie dem Bau von touristischer Infrastruktur und Lebensmittel für die Gastronomie.

Der Einfluss der Tourismusbranche auf Entwicklungs- und Schwellenländer ist gigantisch. Eingriffe in Ökosysteme, gesellschaftliche Strukturen und die politischen Spannungsfelder sind wichtige Bestandteile, um ein Land touristisch zu erschließen und auszubauen. Nicht nur die Politiker der bereisten Länder, sondern auch Deutschland ist dafür verantwortlich nachhaltiges Reisen zu ermöglichen.

Auf der Internationalen Tourismusbörse in Berlin diskutieren die Tourismus Ministerin von Costa Rica María Amalia Revelo Raventós, Dr. Sabine Hepperle vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie, der Parlamentarische Staatssekretär beim Bundesminister für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, Norbert Barthle und die Parlamentische Staatssekretärin im Bundesumweltministerium Rita Schwarzelühr-Sutter die Chancen und Risiken des deutschen Tourismus in Entwicklungs- und Schwellenländern am Beispiel von Costa Rica.

Es sei wichtig den Tourismus in Costa Rica zu beobachten, berichtet María Amalia Revelo Raventós. Die Touristen wünschen sich eine unberührte Natur. Darauf möchte die Politik reagieren. Derzeit stünden 25% der Gesamtfläche des Landes unter Naturschutz. Geplant ist die geschützte Fläche auf mehr als 55% zu erweitern. Das Land fordert „more sensible tourism“ entgegen der Pauschalreisen. Es liegt aber nicht nur am Angebot, auch die deutschen Urlauber müssten sich bewusst für teurere Angebote entscheiden, die nachhaltiger für Costa Rica seien. Es gäbe demnach eine steigende Nachfrage für den sensiblen Tourismus, aber günstige Preise bleiben eine wichtige Urlaubsort Entscheidung für viele Deutsche. Es gäbe die, die bereit sind mehr zu bezahlen, aber das seien Wenige.

Die deutschen Politiker haben andere Vorschläge

„Tourismus birgt immer auch Risiken“ stimmt ihr der Politiker Norbert Barthle zu. Gerade die Abfallvermeidung- und beseitigung bliebe ein großes Problem. Dennoch, besonders in Entwicklungs- und Schwellenländern sei der Ausbau der Tourismusbranche eine große Chance: berufliche Bildung soll der der anhaltenden Jugendarbeitslosigkeit und Drogenkriminalität entgegenwirken. Auch er sieht die Verantwortung Deutschlands an der Entwicklung des Landes, aber „wir sind kein Verbotsministerium. Wir glauben an das Gute im Menschen.“ Sanktionen oder Vorschriften für deutsche Urlauber seien ausgeschlossen.

Ein ganzheitlich nachhaltiges Konzept fordert Dr. Sabine Hepperle. Beschäftigung führe zu Wohlstand und Wohlstand zu Wachstum. Die Menschen vor Ort sollen die Chance erhalten, sich zu bilden und in einem Berufsfeld zu qualifizieren. So könnten neu geschaffene Arbeitsplätze von Einheimischen besetzt werden. Derzeit beteiligt sich die Politikerin an der „Nationalen Tourismus Strategie“. Darin soll unter anderem auch beschlossen werden, soll unter anderem eine verbesserte Koordination der Tourismuspolitik beschlossen werden. Die Bundesregierung will diesen Vorschlag noch vor Sommer im Kabinett einbringen.

Erst wenn der CO2-Fußabdruck reduziert würde, „dann kann man das Reisen auch nachhaltig gestalten“, sagt Dr. Sabine Hepperle vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie. Naturräume müssten unbedingt erhalten, Nationalparks ausgeweitet werden und die Politik zusammenarbeiten. Nachhaltig mit dem Flugzeug zu reisen, sei quasi unmöglich. Im Gegenzug könnten allerdings bei Inlandsreisen Emissionen eingespart und die lokale Infrastruktur gestärkt werden.

Konsqeuenzen für den Tourismus

Sie alle wollen die Chance nutzen und die Attraktivität des Landes für den Tourismus steigern. Entgegen aller Vorschläge bleiben die steigenden CO2-Emissionen durch den intensiven Kreuzfahrttourismus und die Weitstreckenflüge der angereisten Touristen. Auf die Nachfrage aus dem Plenum, wie gegen sexuellen Missbrauch von Kindern und Verstöße gegen die Menschenrechte vor Ort vorgegangen werde, folgt eine beschwichtigende Antwort. Das Schwerpunktthema sei doch Nachhaltigkeit und nicht die Einhaltung der Menschenrechte.

Ob die Deutschen nachhaltigen Tourismus unterstützen wollen, wird zukünftig also weiterhin an der Entscheidung jedes einzelnen Reisenden liegen. Die Bundesregierung setzt auf das Prinzip der Freiwilligkeit.