Man sollte meinen, auf einer Fachmesse wie der ITB habe bereits der Großteil der Besucher einen Job in der Tourismus-Branche. Trotzdem informieren im Career Center Hochschulen über Ausbildungsmöglichkeiten, Gastronomie-Ketten suchen nach neuen Talenten und die Bundesagentur für Arbeit hilft bei der Karriereplanung.
Auch ich bin noch nicht am Ende meiner Karriereleiter angekommen und nutze die Möglichkeit zur Beratung. Da ich bereits studiere, lasse ich die Hochschulen links liegen, interessiere mich aber sehr für meine Bewerbungsunterlagen. Und bekomme bei der Agentur für Arbeit direkt Hilfe, wo ein Mitarbeiter über meinen Lebenslauf schaut. Viel zu lang, lautet schnell sein Urteil. Er holt weiter aus: „Viel zu verschachtelte Sätze. Unternehmen wollen sich möglichst schnell ein Bild von dir machen und da helfen einfache Sätze. Das ist hier alles zu ausführlich.“ Okay. Nehme ich an. Ich hoffe, dass die Unternehmen, bei denen ich mich nach dem Studium mit meinem Abschluss in Sprach- und Kommunikationswissenschaften bewerbe, das auch so sehen. Zusätzlich rät die Agentur für Arbeit Bewerbern dazu, sich zum Beispiel auf der Internetseite über das Unternehmen informieren.
Ich ziehe schnell weiter und lande bei Cansu. Sie ist Auszubildende an der Catwalk Beauty Acadamy und schminkt mit ihren Kollegen an einem Tag etwa 150 Besucher der Messe für Bewerbungsfotos. Für sie eine gute Übung, denn nächste Woche hat die Berlinerin eine Prüfung. Also lasse ich mir, wie zahlreiche Besucher vor mir, mein Gesicht aufwendig mit günstiger Schminke aufhübschen: Erst bekomme ich eine Grundierung, dann werden die Augenringe weggezaubert, ein paar Pinselstriche, ein bisschen Rouge und zum Abschluss klebrigen Lippglos für den perfekten Lachmund.
Ich bin bereit fürs Foto und ehe ich mich versehe, sitze ich schon vor Iris Klöppers Linse und lächle so breit es geht. „Oh, deine Grübchen sind so süß – und nochmal von der Seite“, fordert mich die Fotodesignerin auf. Nebenbei grüßt sie beiläufig alte Bekannte. „Ach, du warst doch schon gestern da“, wirft sie einem Besucher entgegen und erklärt mir: „Viele kommen jedes Jahr, da kennt man schon den ein oder anderen“. Ich bin abgefertigt und bekomme meine 17 Bewerbungsbilder auf einem Stick mit. Auswählen, welches Bild sich nun für die Bewerbung eignet, muss ich selbst.
Ich frage deshalb bei Désirée Brinitzer von des Bundesagentur für Arbeit nach.
Redaktion: Warum bietet die Bundesagentur für Arbeit ein Fotoshooting für Bewerber an?
Brinitzer: Wir bieten sowas an, um gerade auch den jungen Leuten zu ermöglichen, kostenfrei Bewerbungsfotos zu erhalten. Wir haben eine Kooperation mit einem Fotostudio, damit die Besucher qualitiv hochwertige Fotos in den Bewerbungsmappen haben. Die Bewerber sollen wissen, dass das wichtig ist, auch wenn viele Unternehmen mittlerweile sagen, dass sie kein Foto brauchen. Wir denken aber, dass ein Foto auch immer ein Aushängeschild für den Bewerber und seine Bewerbung ist.
Die ITB ist ja eine Fachmesse. Wie kommt es, dass es da eine ganze Halle rund um die Karriere und Bewerbungen gibt?
Weil wir festgestellt haben, dass die Unternehmen händeringend Fachkräfte suchen. Oder zumindest Leute, die motiviert sind, in der Tourismus-Branche zu arbeiten. Die Unternehmen treten an uns heran und sagen „Wir finden keine Fachkräfte und haben Probleme, unsere Ausbildungsstellen zu besetzen“. Wir müssen Unternehmen und Bewerber irgendwie zusammen bringen.
Wie wird denn das Angebot hier auf der Messe wahrgenommen?
Besonders an den drei Fachbesuchertagen wurde das Angebot schon sehr stark angenommen, am Besuchertag ist ein bisschen weniger los.
Worauf muss ich denn beim Bewerbungsfoto achten?
Zum einen sollte es möglichst authentisch sein, es sollte nicht gekünstelt wirken. Man sollte keine besondere Frisur haben: Ich rate immer, dass man so wie man zum Vorstellungsgespräch geht, auch zum Fotografen gehen sollte. Wenn man eine Brille trägt, sollte man die natürlich nicht nur wegen des Fotos abnehmen. Die Natürlichkeit sollte im Fokus stehen. Wichtig ist auch die Kleidung, diese sollte passend zur Person und zum Beruf sein. Ein Koch beispielsweise muss nicht zwingend im Anzug auf dem Foto sein. Man sollte schon darauf achten, dass man sich der Branche anpasst und dementsprechend kleidet.