Fünf Millionen Menschen leben hier auf engstem Raum, damit ist die Region das größte geschlossene Siedlungsgebiet Deutschlands und der fünftgrößte Ballungsraum Europas. Auf der ITB präsentiert sich die Metropole Ruhr aber nicht nur als Wohnort, sondern auch als spannendes Reiseziel für Touristen. Unsere Autorin aus Essen endeckt ihre Heimt neu.
Spricht man mit den Ausstellern NRWs und der Metropole Ruhr und schaut sich die vielen Prospekte der einzelnen Städte an, stechen vor allem Schlagwörter wie „Kunst(-ausstellungen)“, „Architektur“, „Industriekultur“ sowie „Bergbau“ und „Kohle“, aber auch „Shopping“, „Sport“ und „Entspannung“ heraus.
Und: Der Schwerpunkt liegt sehr deutlich auf den Städten Duisburg, Oberhausen, Gelsenkirchen, Bochum und auf dem Zentrum des Ruhrgebietes, Essen. Auch Bottrop und Moers tauchen vereinzelt auf, nach den restlichen Städten muss man lange oder aber sogar vergebens suchen. Wohlgemerkt, sind dies nur sieben von insgesamt 53 Städten und Gemeinden der Metropolregion. Sie sollen das Ruhrgebiet repräsentieren und zeigen, wie interessant es ist.
Schaut man sich die dargestellten Highlights der Städte nun aber einmal näher an, wird der ein oder andere gebürtige Ruhrgebietler vielleicht erstaunt sein, was es in der eigenen Heimat für großartige Dinge zu besichtigen gibt. Denn wie oft stellt sich ein Essener oder Gelsenkirchener die Frage „Was sucht jemand, der nicht von hier kommt, in dieser Stadt? Warum sollte man hierher in den Urlaub fahren?“.
Im Alltag wirkt es eher grau
Doch als jemand, der dort geboren wurde, kennt man nun einmal die Kulturgeschichte, die Sehenswürdigkeiten wie Zeche Zollverein und Nordstern und die Geschichte des Bergbaus schon. Deshalb findet man diese vielleicht nicht mehr so besonders – und die Umgebung dort im Alltag eher grau. Auf der ITB mögen diese Orte etwas schöner oder ansehnlicher dargestellt werden, als sie tatsächlich sind. Aber erinnert vielleicht gerade das die Einheimischen daran, wie viel Potenzial in ihrer Stadt und dem Ruhrgebiet wirklich steckt?
„Essen ist grüner, als man denkt“: So spielt die Überschrift eines Prospektes mit den Vorurteilen, die es zum Ruhrgebiet noch immer gibt. Im Endeffekt ist es aber nur ein Anreiz dafür, sich tiefgehender mit der Stadt zu beschäftigen. Und sich nicht ausschließlich die Industriekultur dort anzusehen und danach zu urteilen, die Metropole sei „zu grau“. Ein großes Thema ist hier auch das Radfahren: Das Ruhrgebiet gilt als riesige Fahrradoase, in der man die grünen Teile der Städte in der Tat wunderbar entdecken kann.
Und dennoch: Oft werden in Städten wie Oberhausen und Essen das Shopping oder die Erholung mit zu den Highlights gezählt. Machen diese Dinge das Ruhrgebiet aus? Kann man dies nicht an nahezu jedem anderen Ort auch tun, vielleicht sogar viel besser? Für Einheimische wirkt das eher wie ein Lückenfüller, als dass es das Ruhrgebiet wirklich auszeichnen würde.
Dabei zeigt ein Zitat von Bärbel Bergerhoff-Wodopia, Mitglied des Vorstands der RAG Stiftung, dass das Ruhrgebiet wohl eher für Leute als Urlaubsziel geeignet ist, die an Kunst und Kultur sehr interessiert sind: „Das Ruhrgebiet steckt voller Kunst und begeistert mit Museen, Galerien, und etlichen Skulpturen im öffentlichen Raum – so vielen, dass der Titel „Größtes Freilichtmuseum-Kunstmuseum der Welt“ gerechtfertigt ist.“ Aus diesem Blickwinkel kann ein Urlaub dort sehr wohl ein schönes und eindrucksvolles Erlebnis werden – selbst wenn man als Ruhrgebietler bei der Darstellung auf der ITB auch mal ein Auge zudrücken muss.