Technologie verändert die Welt – und manipuliert den Menschen
Wir leben in einer Welt des digitalen Zeitalters. Unser Alltag ist voll von Technologie. Ganz besonders die Corona-Pandemie hat in vielen Bereichen für einen Aufschwung von Technologie gesorgt. Ob in der Schule oder an dem Arbeitsplatz, überall sind Technologie und digitale Medien aktuell wie nie. Susan Greenfield ist eine britische Neurowissenschaftlerin und Hirnforscherin und seit 2006 die Rektorin der Heriot-Watt University in Edinburgh. Sie forscht intensiv, welche Auswirkungen Technologie auf das menschliche Gehirn hat.
Experiment zur Veränderung der Hirnstruktur
Zur Frage, wie das Gehirn grundsätzlich Erlebtes verarbeitet, hat sie folgendes Experiment durchgeführt: An der Harvard Medical School hat sie drei Gruppen von Erwachsenen zusammengestellt, die alle kein Klavier spielen konnten. Die erste Gruppe wurden in einen Raum gebeten, indem ihnen ein Klavier zur Verfügung stand und sie zusätzlich professionell Klavierunterricht über fünf Tage erhielten. Die zweite Gruppe wurde in den identischen Raum geführt, mit dem gleichen Klavier. Anders als ihre Vorgruppe allerdings, hatten sie keine Anweisungen hinsichtlich des Instruments erhalten. Die letzte Gruppe wurde wieder in den gleichen Raum mit dem gleichen Klavier geschickt. In diesem Fall aber wurde ihnen aufgetragen, sich das Klavierspielen- und Lernen nur vorzustellen.
Die Veränderungen des Hirns waren wie folgt: Die Gruppe, die nur das Klavier und keine Anweisungen erhielt, wies kaum Veränderungen des Hirns auf. Die Gruppe, die aktiv Klavierunterricht erhalten hatte, wies deutlich ausgeprägte Veränderungen der Hirnstruktur auf. Auffällig waren allerdings die Ergebnisse der dritten Gruppe. Alle Teilnehmer: innen hatten nur so getan , Klavier spielen zu lernen. Keiner hatte jemals aktiv Unterricht erhalten, alle Teilnehmer: innen mussten sich den Klavierunterricht nur vorstellen. Und trotzdem war hier die Hirnstruktur so ausgeprägt, als hätten sie alle tatsächlich aktiv Klavierunterricht gehabt. Dieses Ergebnis zeigt, Vorstellung ist nicht nur eine Imagination. Sie verändert ebenso die Gehirnstruktur, als würde der Mensch Ereignisse real erleben. Allein bloße Vorstellung hat einen physischen Effekt auf das Gehirn.
Diese Erkenntnis zeigt, dass auch zum Beispiel das Spielen von Computerspielen, beispielsweise mit Gewaltinhalten wie der Ego-Shoter GTA, nicht bloß Spiele sind. Alle Gewaltszenen haben einen direkten Einfluss auf das menschliche Gehirn. In den meisten Fällen unbewusst für den Spieler, aber immer da. Vorstellungen werden im Gehirn als Wirklichkeit gespeichert. Dieser Aspekt stellt die Gefahr dar, die dementsprechend Computerspiele solcher Art für viele Kinder und Jugendliche darstellen. Auch bei sozialen Medien kann das Gehirn nicht unterscheiden, ob die Informationen von Instagram, Youtube & Co tatsächlich erlebt wurden oder lediglich Imagination sind.
Technologie beeinflusst Gefühle
Susan Greenfield ist außerdem der Meinung, dass Technologie die Wahrnehmung, also das Bewusstsein des Selbst eines Menschen herabsetze und es darüber hinaus sogar ganz verloren gehe. Es ist kein entfernter Gedanke, dass eines Tages eingepflanzte Mikrochips den Menschen steuern, kontrollieren und das Denken übernehmen könnten. Bereits heutzutage nehmen viele Menschen täglich einen ,,Drogencocktail“ zu sich – bisher allerdings zu medizinischem Zweck. Konkretes Beispiel, Ritalin zur Stärkung der Konzentrationsfähigkeit. Ritalin wird bereits bei Kindern zur Konzentrationsförderung eingesetzt und vor allem, um ihre Emotionen zu kontrollieren. Ebenfalls findet Fluoxetin häufig zur Behandlung von Depressionen Verwendung. Ritalin und Fluoxetin, beide Arzneistoffe dienen dazu, die Emotionen und Gefühle des Menschen zu kontrollieren. Sie manipulieren also die Stimmungslage des Menschen.
Was passiert, wenn die Einnahme solcher Mittel steigt, um ,,Kontrolle“ über den Menschen zu gewinnen? Wie sehr, lassen wir andere unsere Gefühle und Emotionen steuern?
Positive Effekte der Technologie
Natürlich gibt es auch positive Effekte betreffend der Technologie: Eine zeitsparende Produktherstellung, schnellere Kommunikation, die Erfindung der Spülmaschine und noch vieles Weitere. Eine 2015 an einer kalifornischen Universität durchgeführte Studie belegt ein besseres Erinnerungsvermögen nach Spielen von Computerspielen. Videospieler: innen und Nicht- Videospieler: innen bekamen Aufgaben zu ihren eigenen Erinnerungen gestellt. Testpersonen, die regelmäßig Computer spielen, hätten die Aufgaben jeweils besser absolviert, als die Nicht-Spieler: innen. Außerdem hätten Spiele wie Minecraft und Fortnite einen positiven Effekt auf das Erinnerungsvermögen im Alltag. Bei diesen Spielen müsse man die Orte abspeichern, wo beispielsweise Ressourcen für den Spieler zu finden seien oder welchen Weg der Spieler gehen müsse. Diese Navigation sei auch im Alltag notwendig und somit käme die virtuelle Welt dem realen Leben sehr nahe. Der Vorteil sei somit ein besseres Zurechtfinden in der Umgebung und im Alltag.
Fazit
Dennoch kann man sicherlich auch eine Förderung des Erinnerungsvermögens durch zum Beispiel Memory spielen erzielen. Ganz ohne Technologie. Natürlich hat Technologie im Alltag des Menschen viele positive Effekte. Selbstverständlich möchte auch ich auf vieles, was Technik ermöglicht, nicht verzichten. Trotzdem frage ich mich, was hat für mich mehr Gewicht? Die Vorteile der Technologie, schließen die Nachteile nicht aus. Wie weit lasse ich mein Leben von Technologie beeinflussen? Wie weit, lasse ich mich fremd bestimmen? Und wer soll meine Gefühle, meinen Geist, mein Ich – Bewusstsein kontrollieren? Wie weit, lässt sich der Mensch von Technologie manipulieren?
Quellen:
- http://recordhead.biz/10-reasons-video-games-is-good-for-you/
- https://whoswho.de/bio/susan-greenfield.html
- https://www.dailymail.co.uk/sciencetech/article-565207/Modern-technology-changing-way-brains-work-says-neuroscientist.html