“Künstliche Intelligenz ist heute ein fester Bestandteil vieler Lebensbereiche, auch in der Schule. Sie wird genutzt, um Lerninhalte digital aufzubereiten, den Unterricht zu ergänzen und neue Wege des Lernens zu ermöglichen. Durch moderne Technologien verändert sich der Schulalltag und passt sich den Entwicklungen der heutigen Zeit an. KI ist dabei ein Werkzeug, das den Bildungsbereich mitgestaltet und neue Impulse für das Lernen und Lehren gibt.”
Und ist euch was aufgefallen? Konntet ihr erkennen, dass der kurze Text von einer Künstlichen Intelligenz verfasst wurde? Wenn nicht, dann geht es euch wie vielen Lehrkräften in Deutschland, die die Originalität ihrer Schüler:innen immer wieder hinterfragen müssen. Es sind jedoch nicht nur die Schüler:innen, die KI verwenden, sondern auch Lehrer:innen, denn der Einsatz von KI ist insgesamt stark angestiegen. Jede zweite Lehrkraft benutzt für die Gestaltung des Unterrichts KI (Quelle: ifo Institut, 2023).
Wenn also jede mögliche Hausaufgabe mit KI gelöst werden kann, wie bringt man die Schüler:innen denn dazu, etwas zu lernen, ohne KI zu benutzen? Wie überprüft man, ob der geschriebene Text nun von ChatGPT oder von einem Menschen geschrieben wurde?
Vor allem, wenn bereits zu Beginn der Schulzeit, in dem man Grundlagen wie die Rechtschreibung, das Rechnen und Kartenlesen erlernt, von KI abhängig wird, ist dies ein Grund zur Sorge. Ohne eine stabile Grundlage entstehen viele Bildungslücken, die nur schwer nachzuholen sind. https://grafkerssenbrock.com/einsatz-von-ki-in-der-schule
Wie verhindert man das? Diese Frage zu beantworten ist keine einfache Aufgabe. Die Künstliche Intelligenz ist noch eine recht junge Technologie, deren langfristige Auswirkungen schwer abzuschätzen sind. Genau aus diesem Grund sollte man KI eher in die Bildung einbeziehen, als sie zu verbieten, denn das ist kaum möglich und würde Schüler:innen eher dazu motivieren, ChatGPT trotzdem zu benutzen. Genau so, wie es auch in den 1980er Jahren mit den Computern gemacht wurde, deren Umgang heute als Selbstverständlichkeit gilt. https://www.lehrer-news.de/blog-posts/die-unendliche-geschichte-der-digitalisierung-an-deutschen-schulen
Man könnte die Auseinandersetzung mit ChatGPT in Form von Hausaufgaben erweitern, indem man gezielt dazu auffordert, Hausaufgaben mit ChatGPT zu erledigen. Diese Texte kann man im Kurs vergleichen und offen diskutieren, die Unterschiede feststellen und über Alternativen lernen. So lernen Schüler:innen, zwischen menschlicher und KI-generierter Sprache zu unterscheiden – und entwickeln gleichzeitig ein kritisches Gespür für Inhalte. Dies schließt die Benutzung von ChatGPT nicht aus, fördert aber gleichzeitig das intellektuelle Denken durch eine kritische Auseinandersetzung.
Häufig verwenden Schüler:innen ChatGPT aber vor allem zum Lernen. KI kann als toller Nachhilfelehrer agieren und von Lernplänen bis zur Erklärung von Aufgaben hilfreich sein. Dies bietet sich besonders an, da es einen universellen Zugang zu einer kostenfreien Lernhilfe darstellt (Quelle JIM-Studie).
Allerdings besteht auch die Gefahr von Desinformation. Nicht alle Informationen, die KI liefert, sind korrekt oder aktuell. Wenn Schüler:innen unkritisch auf Inhalte vertrauen, können sich fehlerhafte oder einseitige Darstellungen leicht verbreiten. Das fördert nicht nur falsches Wissen, sondern schwächt auch das kritische Denken ein, eine Fähigkeit, die im digitalen Zeitalter unerlässlich ist (Quelle Bildungsbericht Deutschland 2024).
Die Nutzung von ChatGPT als Inspiration oder zur Korrektur sollte zunächst kein Problem darstellen. Durch ein nicht zu strenges Verbot fühlen sich viele Schüler:innen vielleicht eher motiviert. Ein Fall von verkehrter Psychologie. https://www.forschung-und-lehre.de/forschung/warum-gebote-mehr-bringen-als-verbote-3198.
Es ist jedoch wichtig zu erwähnen, dass KI weder ein tiefes Verständnis für Thematiken hat, noch über die individuelle Perspektive verfügt, um Inhalte realitätsgetreu wiederzugeben.
Wenn man ganz streng sein will, könnten Lehrer:innen jede einzelne Hausaufgabe auf KI überprüfen. Manchmal reicht es bereits, die Aufgabenstellung einzugeben, um sofort dieselben Ergebnisse wie die Schüler:innen zu erhalten. So jedoch würde das Vertrauen zwischen Schülerinnen und Lehrkräften nur geringer.
Es lässt sich also feststellen, dass der Umgang mit KI weiterhin eine aktuelle Herausforderung darstellt, der noch weitere heiße Diskussionen auslösen wird. Um nicht abhängig von einer so einfach zugänglicher Technologie zu werden, muss man den Konsum stets im Auge behalten. Schließlich haben es Schüler:innen auch ohne ChatGPT geschafft, originelle und spannende Texte zu schreiben.
Quellen:
Beitragsbild: Foto von RDNE Stock project von Pexels: https://www.pexels.com/de-de/foto/laptop-freunde-schule-lacheln-8499534/
https://www.bitkom.org/Presse/Presseinformation/jede-zweite-Lehrkraft-KI-Schule-genutzt
https://grafkerssenbrock.com/einsatz-von-ki-in-der-schule
https://mpfs.de/studie/jim-studie-2024/
https://www.forschung-und-lehre.de/forschung/warum-gebote-mehr-bringen-als-verbote-3198
https://www.ifo.de/DocDL/sd-2024-09-falck-etal-kuenstliche-intelligenz-unternehmen.pdf