Ein hoher Raum gefüllt mit sieben Leuten. Alle warten gebannt auf die Sprecherin. Auf den ersten Blick bietet sich uns ein Knäuel bunter Gummifäden, ein einladendes Whiteboard und eine große Pinnwand. Charlotte Lohmann, die Workshop-Leiterin, stellt sich uns vor und startet mit einer Selbstreflexion: Woher bekommen wir unsere Informationen?

Lohmann stellte erfreut fest, dass wir gute Informationsquellen mit dem Rundfunk, Medien wie der Tagesschau und anderen seriösen Organisationen besaßen. Dennoch waren wir überrascht, wie leicht es ist auf Fake News reinzufallen. Der Workshop war sehr interaktiv gestaltet, wir wurden in kleine Gruppen unterteilt und recherchierten zu verschiedenen Dingen. Für die Bildung der Gruppen, nahm Charlotte das Knäuel und ließ uns eine Schnüre ziehen. Da die Fäden verknotet waren bildeten die Knoten jeweils eine Gruppe.


Am Anfang lernen wir nun, dass der Begriff Fake News unpassend ist, denn nicht alle Varianten der Desinformation werden abgedeckt. Außerdem ist der Begriff politisch aufgeladen. Desinformationen sind falsche Informationen, welcher mit schädlicher Absicht verbreitet werden. Die Begriffe Mal- und Misinformation ähneln sich, bedeuten aber verschiedene Konzepte. Die Malinformation handelt von absichtlich verbreiteter Desinformation, welcher mit ihrer Wirkung ein bestimmtes Ziel erfüllen soll. Misinformation hingegen ist die unabsichtliche Verbreitung von Desinformation, aufgrund von Fehlern unter anderem bei der Recherche.

Dann veranschaulichte uns die Moderatorin den Trend der Desinformation. Die Manipulation der Meinung durch Desinformation wird in erster Hinsicht benutzt, um die Demokratien zu destabilisieren. Dabei gilt, dass Menschen, die Desinformationen  verbreiten, behaupten die absolute Deutungshoheit (Mut zur Wahrheit) zu haben. Zu beobachten ist ein Ausbau der alternativen Realitäten, eine Verschiebung des gesellschaftlichen Diskurses und wie diese ihren Höhepunkt während Krisenzeiten findet. Zu dem Zeitpunkt sind die Menschen emotional am einfachsten zu manipulieren, weil sie oft schon in einem Zustand der Sorge und Unsicherheit sind. Letztlich ist noch zu vermerken, dass der Algorithmus auf TikTok diese Art des Videos extrem unterstützt, weshalb die Verbreitung dort auch am größten ist.

Das Experiment: Ist das Erstellen von Fake News komplizierter als angenommen?

In den zuvor gewählten Gruppen sollten die Teilnehmer:innen eine eigene Desinformation (Fake News) zum Thema Klimakrise und die dazugehörige Verbreitungsmethoden überlegen. Die Bearbeitungsphase war gefüllt mit lauten Lachen, einem spannenden Austausch und wilden Theorien. Es wurde diskutiert, wie etwas absurder geschrieben oder realistischer dargestellt werden könnte, um überzeugender zu wirken. Eine Teilnehmerin meinte: „Meine Güte macht es Spaß zu lügen.“

Die erste Gruppe hatte den Titel „Deutschland wird überschwemmt, weil die Bundesregierung schmilzt.“ Ein Clickbait-Titel, der die Leser:innen animieren soll den Beitrag zu lesen. Die Gruppe führte weiter aus, dass die Regierung aus Echsen-Menschen bestehe und mit ihrem Raumschiff die Gletscher schmelzen würde. Dies wurde durch KI-Bilder gezeigt zusammen mit einer „Aufnahme“ des überschwemmten Deutschlands. Sie arbeiten mit dem ursprünglichen Fakt, dass der steigende Meeresspiegel für Hafenstädte wie Hamburg eine Gefahr darstellt. Dies wurde dann ins Absurde gezogen. Geplant wurde die Sonne zu verklagen und dadurch eine einfache Antworten auf ein komplexes Thema zu bieten. Die Gefühle der Leser:innen können leicht manipuliert werden, was mit einer unseriösen Studie unterstützt wird. Schlussendlich wird natürlich versucht Misstrauen in die bestehende Regierung zu erzeugen.

Die zweite Gruppe schuf unter dem Titel „Die wahren Übeltäter der Klimakrise“ einen ebenso ansprechenden Artikel. Es wurde das Narrativ erzeugt, dass die westlichen Länder nicht die Ursache für die angebliche Krise, sondern vielmehr die Länder im globalen Süden wären. Damit wurde gleichzeitig die Krise mit dem Wort „angeblich“ abgestritten und die Schuld an Außenstehende verlegt. Die vereinzelnden Zitate des Artikels geben einen Einblick in die geschaffene Geschichte. Es wird gezielt versucht mit Hilfe von Studien seriöser zu wirken, einen emotionalen Zustand bei den Leser:innen auszulösen und das Vertrauen in die Politik, Wissenschaft und Umweltinitiativen zu zerstören. Mit dem Verweis auf die Social-Media-Kanäle (@Widerstand), richtete die Gruppe die Aufmerksamkeit auf die weitere Verbreitung der Informationen.

Die Gruppen versuchten ihre eigenen Themen bei der Präsentationen seriös und ernst vorzustellen, diese gelang durch die Absurdität einiger Statements schlichtweg nicht. Charlotte löst auf: Wir sollten automatisch bestimmte Methoden anwenden ohne, dass sie uns davon gezielt im Vorhinein erzählt hatte. Aus diesem Grund sollten die Gruppen nach der Vorstellung ihre angewendeten Methoden, mit denen von Charlotte auf eine Pinnwand geschrieben vergleichen.

Die gelernten Methoden durften wir dann an zwei reellen Beispielen ausprobieren. Die Aufgabe war, rückwirkend den Fall aufzulösen und das Warum, Wie und Wofür aufzudecken. Bei der Besprechung war kein Lachen zu vernehmen. Eher kehrte eine fokussierte Atmosphäre ein, in welcher wir als Gruppe die Fälle und Methoden analysierten und diskutierten.

Bevor wir gingen, legte uns Charlotte noch die JIM-Studie (Jugend, Information, Medien), die Tagesschau-Nachrichten und Maithink ans Herz und bat uns alle ganz genau auf die Quellen unserer Informationen zu achten, da sonst die Desinformation ein noch größerer Stressfaktor für unsere Gesellschaft werden würde.




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