Viele 15-Jährige haben den Wunsch die Welt zu verbessern. Sie wollen mit anpacken und dabei helfen, eine gerechtere Welt zu schaffen. Meistens jedoch bleibt es bei der Idee. Es fehlt an finanziellen Mitteln und dem konkreten Plan zur Umsetzung. Nicht so bei Nikolas Karanikolas, denn der 20-Jährige gründete bereits mit 15 „Childhood for Children e. V.“, ein eingetragener Verein, der sich der sexuellen Bildung von SchülerInnen in Westafrika verschrieben hat. Wir haben Nikolas getroffen und mit ihm über seine Passion zum Ehrenamt gesprochen.
Nikolas, du warst damals 15, als du auf die Idee gekommen bist, eine Nichtregierungsorganisation in Westafrika zu gründen. Heute leitet „Childhood for Children e.V.“ (CfC) Workshops in ganz Ghana zum Thema der sexuellen Aufklärung, richtet anonyme Abnahmestationen für Kondome ein und organisiert regelmäßig Spendenaktionen in Deutschland. Das klingt alles sehr beeindruckend. Aber wie bist du eigentlich damals auf die Idee gekommen, eine NGO in Westafrika zu gründen?
Die Idee ist 2015 entstanden, als ich zwei Monate lang in Ghana für einen Freiwilligendienst war. Damals habe ich im Labor eines Krankenhauses gearbeitet, ich habe Schwangerschaftstest ausgewertet. Dabei wurde ich mit 15- bis 16-Jährigen Mädchen konfrontiert, die entweder schwanger oder an einer Geschlechtskrankheit erkrankt waren. Das hat mich damals stark bewegt. Ich wusste, dass eine Schwangerschaft bei minderjährigen Mädchen in Ghana noch oft bedeutet, dass junge Frauen die Schule abbrechen müssen. Ich wollte etwas daran ändern. Das war die Geburtsstunde von Childhood for Children.
Du hattest also eine Vision. Du wolltest jungen Frauen helfen und hast die Lösung dafür in der sexuellen Aufklärung gesehen. Wie aber hast du deine Idee in die Praxis umgesetzt?
Das war wahnsinnig schwierig. Der Aufbau von CfC hat auch tatsächlich zwei Jahre gedauert, weil du als 16 bzw. 17-Jähriger einfach nicht weißt, wie du eine NGO aufbauen möchtest, die in Westafrika aktiv ist. Das war wirklich „next-level“. Vor allem für Kooperationsmöglichkeiten hat man sich die Füße wund gelaufen. Zum Beispiel schaffen wir kostenlose und anonyme Abnahmemöglichleiten für Kondome. Einen Partner zu finden war da besonders schwierig. Wir mussten 70 Kondomhersteller kontaktieren, bis überhaupt vier Firmen auf unsere Anfrage geantwortet haben. Von diesen vier hat dabei auch nur eine wirklich zugesagt. Ich hatte Glück, dass ich mich immer auf die Unterstützung von meinen fünf Mitgründer/innen verlassen konnte.
Eure Organisation wirbt damit, 100% der Spendenerlöse an die Betroffenen vor Ort weiterzuleiten. Wie finanziert ihr anfallende Kosten in den Vereinsstrukturen und die Kosten der Projektworkshops?
Naja, es gibt unterschiedliche Geldquellen. Wir möchten unsere Finanzierung nicht über nur einen Partner laufen lassen. Deswegen werden wir von verschiedenen Partnern gefördert, die uns zum Beispiel die Materialien, wie Kondome, zur Verfügung stellen. Was die Vereinskosten angeht, muss man auch sagen, dass wir so viel wie möglich versuchen zu sparen. Zum Beispiel nehmen wir kein Gehalt für unsere Arbeit. Darüber hinaus finanzieren wir unsere Workshops über Spendenläufe, Kampagnen und Privatspenden.
Ihr seid ein Team von mehreren Freuden, die sich schon seit Jahren kennen. Kann man bei euch auch als Außenstehende/r mitwirken? Und falls ja, welche Qualifikationen sollte man mitbringen?
Klar, wir suchen regelmäßig nach neuen Mitgliedern. Dabei bewirbt man sich über unsere Website. Dort schreiben wir es aus, wenn wir Helfer*innen suchen. Danach nimmt man an einem Auswahlverfahren teil. Um bei uns mitwirken zu können, muss man nur eine geringe Mindestqualifikation erfüllen. Wir versuchen für die Mitarbeit des Programmes eine möglichst niedrige Hürde zu haben. Immerhin sind wir überzeugt, dass das Ehrenamt allen zugänglich sein sollte, unabhängig von Vorerfahrungen. Natürlich hilft es, in einem Verein gearbeitet zu haben, um mit den Vereinsstrukturen klar zu kommen. Aber es kommt vor allem auf die Einstellung und Persönlichkeit unserer Partner/innen an.
Du hast bereits angesprochen, dass du Interessenten aus allen sozio-ökomischen Schichten das Mitmachen ermöglichen möchtest. Wie setzt ihr dieses Versprechen in die Realität um? Immerhin sind Flüge nach Ghana teuer und somit nicht für alle Jugendlichen finanzierbar.
Ja, Flüge nach Ghana sind wirklich nicht billig. Wir wollen mit den Kosten allerdings auch niemaden abschrecken, deswegen müssen unserer Partizipant/innen auch nur einen geringen bis gar keinen Eigenanteil zahlen, wenn es um Flüge oder ähnliches geht. Wir versuchen dabei lokale Unternehmen aus den Heimatstandorten unserer Helfer/innen zu Spenden zu motivieren und bis jetzt hat das auch immer funktioniert, sodass unsere Partner/innen nichts zahlen mussten, um in Ghana mit uns zu arbeiten.
Nun warst du selbst auch schon mehrmals in Ghana. Was waren deine schönsten Erlebnisse aus dieser Zeit?
Mhmm… das ist schwierig. Es gab einfach so viele schöne Momente. Wenn ich allerdings eine Wahl treffen müsste, würde ich einen Einsatz wählen, bei dem wir die Schüler/innen gebeten haben, Fragen zu stellen. Diese waren jedoch so schüchtern, dass wir die Lehrerin gebeten haben, das Klassenzimmer zu verlassen. In der Klasse ist ein Jubelsturm losgebrochen und plötzlich haben alle angefangen, Fragen zu stellen. Letztendlich hatten die Schülerinnen sogar so viele Fragen, dass die Zeit zu kurz war. Das war ein echt cooler Moment. Aber es gibt halt wirklich viele schöne Erlebnisse. Einer der lustigsten Momente war zum Beispiel als ein junger Schüler gefragt hat, nach wie vielen Stunden Sex man ein Kondom wechseln sollte oder ob es auch nach zwei Stunden noch funktioniert. Das zeigt natürlich auch das Unwissen, was immer noch um das Thema Sex herrscht.