„We don´t need hope – We need action!“ Unter diesem Motto gestalteten Thomas Hohn von Greenpeace und Elena Keil vom youpaN, beide vom Bündnis Zukunftsbildung, einen Workshop am Freitag auf der youcoN. Sie gestalteten den Workshop, um junge Menschen Konzepte für eine bessere Zukunft entwickeln zu lassen. Zu Beginn des Workshops erklärten sie, welche Ziele das Pariser Abkommen verfolgt und was SDGs sind, damit alle Teilnehmenden eine gute Informationsgrundlage hatten.

Pariser Abkommen

Das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie beschreibt das Pariser Abkommen als ein neues, globales Klimaschutzabkommen. Im Dezember 2015 einigten sich bei den UN-Klimakonferenz 197 Staaten für das Pariser Abkommen auf zentrale Ziele, die die Europäische Kommission zusammenfasst: Die Regierungen sollen jeweils Wege finden, um die Erderwärmung „deutlich unter“ zwei Grad Celsius zu begrenzen. Zudem sollen sich die Staaten bemühen, zeitnah die Emissionswerte zu senken.

Die Staaten haben vor und nach der Konferenz nationale Klimaschutzpläne vorgelegt. Diese Pläne sollen dazu beitragen, dass die Ziele erreicht werden. Die Staaten, die sich auf das Abkommen geeinigt haben, treffen sich alle fünf Jahre beginnend mit dem Jahr 2018, um strengere Ziele festzulegen, wenn nötig. Außerdem verpflichten sie sich mit dem Pariser Abkommen dazu, öffentlich Bericht darüber zu erstatten, welche Fortschritte sie bei der Umsetzung der Pläne verzeichnen können.

Sustainable Development Goals (SDGs)

Die SDGs sind 17 Ziele, die für eine erstrebenswerte und nachhaltige Zukunft bis 2030 erreicht werden sollen, und wurden von allen UN-Mitgliedsstaaten beschlossen. Sie berücksichtigen laut dem Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung erstmals drei Dimensionen der Nachhaltigkeit gleichermaßen: Soziales, Umwelt und Wirtschaft. Die UN schreiben, dass die Ziele ausgerichtet an den globalen Herausforderungen unserer Zeit sind und Themen wie Hunger, Armut, Gleichberechtigung, Frieden, Klima und Bildung umfassen.

Die SDGs bilden das Kernstück der Agenda 2030. Die Agenda 2030 bestehe aus einer Präambel, einer politischen Deklaration, den Sustainable Development Goals, einem Abschnitt zu Umsetzungsmitteln und zur globalen Partnerschaft sowie einem Abschnitt zu Nachbereitung und Überprüfung, erklärt das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und nuklearer Sicherheit. Das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung schreibt über die Agenda 2030: „Die Agenda 2030 gilt für alle Staaten dieser Welt: Entwicklungsländer, Schwellenländer, Industriestaaten: Alle müssen ihren Beitrag leisten“

Unser optimales 2030

Die Referenten forderten die jungen Teilnehmenden nach dem Input auf, sich in Gruppen Gedanken über eine erstrebenswerte Zukunft in 2030 zu machen. Die Jugendlichen sollten diskutieren, in welcher Welt sie 2030 leben wollen, ohne sich bei ihren Überlegungen davon einschränken zu lassen, was sie für möglich oder unerreichbar halten. Die zentrale Fragestellung war: Wie sieht dein optimales 2030 aus?

In zwei Gruppen stellten die Jugendlichen ihre Ergebnisse vor. Die Jugendlichen wünschen sich einen Fortschritt durch Digitalisierung und keine Massentierhaltung mehr. Sie setzen voraus, dass die Ziele des Pariser Abkommens erreicht wurden und wollen, dass Urban Gardening eine große Bedeutung in Städten gewonnen hat. Straßen sollen ein Ort für und mit Menschen sein. Damit geht für sie auch einher, dass Städte frei von Autos sind. Dafür wollen sie teils alternative Arten der Fortbewegung finden, aber auch den ÖPNV stärken und ausbauen.

Zudem ist diese Gruppe der Teilnehmenden sich einig: Im Bildungssektor soll sich einiges ändern. Sie tauschten sich über eine Bildungsreform aus, in der das Thema Nachhaltigkeit mit eingebunden wird und Bildung insgesamt eine höhere Relevanz in der Gesellschaft hat. Einige der Jugendlichen sprachen sich für Wahlen ab 16 aus, um die Jugendbeteiligung zu stärken und politische Einflussnahme für die Jugend zu ermöglichen.

Andere Teilnehmende hatten sich für drei zentrale Werte entschieden, die sie schon in der frühkindlichen Bildung vermitteln wollen: Respekt, Wertschätzung und Gleichberechtigung. 2030 wollen sie eine offene und bewusste Gesellschaft.

Youth for Change: Von Utopien zum konkreten Projekt

Thomas Hohn und Elena Keil beauftragten daraufhin die Jugendlichen, sich konkret zu überlegen, wie man die Ziele erreichen kann und welche Wege man dafür gehen kann. Hier äußerten die Jugendlichen unterschiedliche Möglichkeiten. Zum einen könne man selbst aktiv werden, meint die Teilnehmende Laura Rupenow. Sie hatte mit ihrer Gruppe über kreative Straßenaktionen gesprochen. Marcel Kupfer hingegen sagte, dass man erst auf politischer Ebene seine Ziele langfristig erreichen könne. Teilweise hatten die Teilnehmenden Schwierigkeiten, sich auf konkrete Ideen zur Umsetzung ihrer Ziele zu fokussieren und wägten unterschiedliche Herangehensweisen ab.

Initiative ergreifen für mehr Jugendbeteiligung

Die beiden Referenten unterstützten die Jugendlichen, gaben Tipps und brachten ihre Gedanken mit in die Gespräche ein. Thomas Hohn ist seit den 80ern für Greenpeace aktiv, arbeitet seit vier Jahren für den Verein und ist Sprecher des Bündnis Zukunftsbildung. Das Bündnis Zukunftsbildung nennt sich selbst eine Initiative deutscher Nichtregierungsorganisationen aus den Bereichen Jugend, Umwelt- und Naturschutz, Entwicklung und Menschenrechte. Das Bündnis hat sich in einem offenen Brief an die Bundeskanzlerin und verschiedene Ministerien gewendet und gefordert, Bildung konsequent an einer nachhaltigen Entwicklung auszurichten und Jugend aktiv mit einzubinden. Deshalb setzt er sich auch speziell mit dem vierten SDG auseinander: „Inklusive, gerechte und hochwertige Bildung gewährleisten und Möglichkeiten des lebenslangen Lernens für alle fördern“. Der Schwerpunkt liegt für ihn in der Stärkung und Mobilisierung der Jugend.

Thomas Hohn sprach zudem mit uns über Jugendbeteiligung und darüber, wie man selbst Veränderung schaffen kann.

„Ich glaube, wir brauchen Utopien. Wir müssen uns Ziele setzen, die momentan vielleicht für uns unmöglich erscheinen.“ – Thomas Hohn

Er sagt, wir müssten aus unserer Box kommen, die uns ohnehin im Alltag einschränke, um eine Lösung für die Probleme zu finden, mit denen wir zu kämpfen haben. „Utopien sind absolut notwendig, damit wir aus unserem eingeschränkten Denken kommen“, sagt Hohn. „Das, was zu Beginn unmöglich erscheint, kommt irgendwann zu dem Punkt, an dem es als völlig selbstverständlich angenommen wird. Das war auch schon in der Vergangenheit so.“

Hohn sagt, für den persönlichen Einsatz müsse jeder für sich selbst ausloten, was machbar sei. Jeder könne Veränderung in seinem ganz persönlichem Rahmen für sich selbst anfangen. Es gebe sehr viele verschiedene Möglichkeiten, wie man sich engagieren könne, und hierbei müsse jeder für sich selbst herausfinden, wo das Herz brenne und was man selbst gerne verändern wolle.

Ein Statement zu Fridays for Future

An den Fridays for Future gehen zahlreiche Menschen jeden Freitag auf die Straße, um für Klimaschutz zu demonstrieren. Thomas Hohn sieht, wie sich hier die Jugend beteiligt.

Das ist Bildung. Das ist genau das, was mit Partizipation und handlungsorientiertem Ansatz gemeint ist. Das ist gemeint, wenn wir davon sprechen, dass sich Jugend komplexen Inhalten nähern und für ihre Ziele eintreten soll. – Thomas Hohn

Sein Eindruck sei, dass die Fridays for Future jetzt schon maßgeblich politische Debatten mitgestalten. Das macht er daran fest, dass bei der diesjährigen Europawahl Klimawandel und Umwelt eine große Rolle gespielt haben. Er sieht Fridays for Future als einen Impuls, auf den noch mehr folgen kann. „Wenn die Politik die Jugend weiter ignoriert, dann wird die Jugend nur lauter. Wie lange das geht, bleibt meiner Meinung nach offen“, sagt Hohn.