„Eigentlich kann ich euch nichts mehr beibringen“, sagt André Moser von der Heinrich-Böll-Stiftung beeindruckt und lehnt sich zurück. Die Teilnehmer lachen. Zwei Teams sitzen sich gegenüber, gleichmäßig gemischt die Carnivoren und Herbivoren – also die Fleisch- und die Pflanzenesser. Sie verbindet jedoch eines: Das aufrichtige Interesse am Fleischkonsum in Deutschland und der Welt. Hauptgrund für die Teilnahme: Ein besseres Bewusstsein für den eigenen Konsum zu bekommen.

André Moser betonte zunächst, die Heinrich-Böll-Stiftung als parteinahe Stiftung der Grünen habe nicht das Ziel, mit dem Finger auf andere zu zeigen und zu sagen: „Was du machst, ist falsch!“. Sie wolle vielmehr informieren und Wissen vermitteln. Beim Thema nachhaltiges Konsumverhalten wird das etwa mit einem „Fleischquiz“ versucht, das als Kneipenquiz entworfen wurde, oder mit dem regelmäßig herausgegebenen „Fleischatlas„.

Einfache Fragen sollen den Einstieg in das Quiz erleichtern:
„Wie viel Fleisch konsumiert der/die Durchschnittsdeutsche pro Woche?“ Beide Teams sind sich einig und behalten recht: Die männliche Sektion vertilgt etwa 1kg pro Woche, die weibliche Fraktion dagegen nur 600g. Die deutsche Gesellschaft für Ernährung empfiehlt allerdings jeweils die Hälfte.

Bei Frage drei beginnen die Teilnehmer allerdings bereits zu straucheln. Sechs Länder sollen anhand der Menge ihres Fleischkonsumes pro Kopf angeordnet werden. Beide Teams setzen die USA an die Spitze. Doch sie werden eines besseren belehrt: Während die USA mit 125kg pro Jahr zwar einen massiven Verbrauch haben, überholt  Luxemburg die Vereinigten Staaten noch einmal um grob 20kg, nämlich mit einem jährlichen Verbrauch von 142kg pro Kopf. Auf Platz drei liegt China mit 52kg, zwar noch mit einem deutlichen Abstand zu den beiden Spitzenreitern. Allerdings hat der durchschnittliche chinesische Staatsbürger seinen Fleischkonsum in den letzten 40 Jahren versechsfacht.

Frage vier hält einen Schockmoment für Vegetarier bereit. Die Teilnehmer kombinieren Tiere mit Lebensmitteln zu Paaren, die nicht so vegetarisch sind wie gedacht. So zeigt sich beispielsweise, dass Wein unter anderem durch Fischblasen geklärt wird, um so Schleier oder Trübungen zu verhindern, ebenso können auch Eiklar oder Gelatine genutzt werden. Auch Käse muss nicht immer vegetarisch sein: Der Prozess der Gerinnung von Eiweißanteilen in der Milch wird durch ein Enzym tierischer Herkunft, genannt Lab, in Gang gesetzt. Dieses Enzym findet man vor allem in Kälbermägen – für Vegetarier gilt also: Augen auf beim Käsekauf!

Auch die Zahlen aus dem Fleischatlas der Böll-Stiftung überraschen. Rund 58 934 837 Schweine werden demnach jährlich geschlachtet. Bei den Hühnern ist die Zahl noch deutlich höher: 667 129 169 werden jährlich geschlachtet. Sogar rund 8000 geschlachtete Pferde tauchen in der Erhebung auf. Was damit geschieht? „Pferdelasagne, Saiten für Bögen für Streichinstrumente…“, werfen die Teilnehmer trocken ein. „Nein, nein, stop!“, sagt André Moser hastig. „Du nimmst mir ja alles voraus, das kommt noch!“

Schlussendlich kommt die Diskussion noch auf den Soja-Anbau. Denn auch da ist nicht alles gut: Die Teilnehmer sprechen die Umweltprobleme an, zum Beispiel flächendeckende Waldrodungen für den Anbau. Außerdem ist der Boden nach einmaliger Nutzung nicht mehr zu gebrauchen. Ein Aspekt, der bei nachhaltiger Ernährung und bewusstem Konsum nicht außer Acht gelassen werden sollte.