Der Bau einer nachhaltigen Wasser-Recycling-Installation dauert ungefähr zwei Tage. Der erste Entwurf eines solchen Systems lässt sich aber schon in anderthalb Stunden Workshop-Zeit erarbeiten. Referentin Katrin Hoffmann wohnt, soweit es gesetzlich möglich ist, in einem Tiny House. Ein mobiles Zuhause, das auf zehn Quadratmetern eigentlich alles bietet, was ein Mensch braucht. Damit kann Katrin einfach von Ort zu Ort reisen, um ihre Lebensweise vorzustellen, mit anderen zusammenzuarbeiten und sich auszutauschen.
Doch wie wird das Tiny House wirklich autark und unabhängig von starren Infrastrukturen? Wie kann ein nachhaltiges Wasser-Recycling-System hergestellt werden, dass praktisch in den Alltag passt – an jedem Ort?
Losgelöst von Vorgaben sammeln die Teilnehmenden Inspirationen und Ideen.
Das größte Vorbild ist dabei die Natur. Niederschlagswasser, das im Boden versickert, läuft durch verschieden grobe, teils mineralhaltige Bodenschichten und wird so maschinell gefiltert und mineralisiert, bevor es zum Grundwasser gelangt. Das Mäandern eines Flusses hilft, Wasser zu säubern – in den Kurven liegen große Steine, die für Verwirbelungen sorgen, sodass sich dort Schmutzpartikel ablagern. Der ständige Strom und UV-Einstrahlung durch das Sonnenlicht behindert die Arbeit von bakteriellen Kulturen und hat somit eine desinfizierende Wirkung. In stehenden Gewässern verwerten Sumpfpflanzen und Mikroorganismen organische Materialen wie Tenside.
Wie können diese natürlichen Materialien in einem kompakten System in den Haushalt integriert werden und wo sind ihre Grenzen? Sumpfpflanzen können in geschlossenen Räumen ohne UV-Einstrahlung nicht überleben; Mikroorganismen stoppen ihre Arbeit bei zu kalten Temperaturen. Außerdem nutzen wir Wasser unterschiedlich – im Bad findet sich im Abwasser Seife, in der Küche gelangt das Fett von Essensresten ins Spülwasser. Damit gelten für verschiedene Räume nicht die gleichen Anforderungen an ein Wasser-Recycling-System.
Eine allgemeine Konstruktion kann dennoch funktionieren, wenn entsprechende Substanzen vorher entfernt werden. Fett von Tellern lässt sich mithilfe von getrocknetem Kaffeesatz aufsaugen und dieser lässt sich anschließend als Dünger verwenden – viele Haushaltsabfälle können also durch und durch selbstständig nachhaltig verwertet werden.
Verwirklichte Beispiele, interessante Entwürfe
Katrin Hoffmann zeigt an einem kleinen Holzmodell, wie sie eine Gartenhütte ästhetisch und praktisch mit einem nachhaltigen Wassersystem ausgestattet hat. Durch eine Dachrinne fließt Regen- und Schmutzwasser. Dabei ist in der Rinne ein maschinelles Filtersystem integriert: In Nylonstrümpfen befinden sich Materialien wie Kiesel und Aktivkohle. Nach Säuberung des Wassers kann es zum Gießen der Pflanzen um die Gartenhütte genutzt werden. Ein großer Vorteil ist, dass das Material in den Strümpfen bei Abnutzung leicht auszutauschen ist. Denn müsste man zum Beispiel zur Instandhaltung einer Wasser-Recycling-Konstruktion jedes Mal ein Rohr ab- und wieder anschrauben, würde das einfach den Alltag zu sehr behindern.
Die Teilnehmenden bringen danach ihre Entwürfe und Ideen für verschiedene Elemente zu Papier.
Zum Sammeln von Niederschlag soll eine Trichterform verwendet werden. Der Trichter kann dabei zum Beispiel aus einem Material bestehen, an dem Wasser kondensieren kann, um auch Tauwasser gewinnen zu können. Oder in ihm werden Sumpfpflanzen gesetzt, die das Wasser schon reinigen und durch einen Verschluss wird der Wasserfluss reguliert, damit die Pflanzen überleben. In Rohren, durch die das Wasser natürlicherweise nach unten fließt, können Wasserräder angebracht werden, die wiederum eine Pumpe betreiben, die das Abwasser zurück zum Anfang des Filtersystems bringt. Filtermaterialien und Mineralsteine können einfach ausgetauscht werden, wenn sie in Schubladen im Wasserrohr angeordnet werden.
Es wird deutlich, dass die ersten Entwürfe so nicht direkt umgesetzt werden können. Dennoch sind die Ideen, die entstehen, wenn man sich von klassischen Erwartungen an scheinbar so etwas kompliziertes wie Wasser-Recycling löst, vielleicht wegweisend sind für nachhaltige Veränderungen.