Das BMZ stellt weitere Pläne der Partnerschaft mit Marokko vor

Globale Herausforderung des Tourismus

Das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) stellt auf der ITB ihre aktuellen Projekte vor, die den Tourismus in Entwicklungs- und Schwellenländern fördern sollen. Die deutsche Entwicklungspolitik berät die lokalen Partner darin, wie sie ihre Tourismusentwicklung nachhaltig gestalten können. Die globalen Herausforderungen des Tourismus müssen durch gemeinsame Kooperationen aller am Tourismus beteiligten Länder gestemmt werden.

„Mehr als 11 Millionen Menschen reisen jährlich aus Deutschland in ein Entwicklungs- oder Schwellenland. Sie tragen dort aktuell 19 Milliarden Euro zum BIP bei uns sich etwa 1,8 Millionen Arbeitsplätze.“ – Aus den aktuelen Flyern das Programm „Tourismus in der Entwicklungszusammenarbeit“

Geplanter Tourismus in Marokko

Das BMZ fördert seit vier Jahren das Projekt „Nachhaltiger Tourismus zur Beschäftigungs- und Einkommensförderung im ländlichen Raum“ mit einem Finanzvolumen von 5,57 Millionen Euro. Auf der Internationalen Tourismus Börse in Berlin stellt das Marokkanische Hochkommissariat für Gewässer und Wälder, der politische Träger der Förderung in Nordafrika, Herausforderungen und Lösungsansätze vor und zeigt auf, wie sich den Tourismus in Marokko zukünftig entwickeln soll.

Besonders die hohe Arbeitslosigkeit und geringen Beschäftigungsmöglichkeiten in den ländlichen Gebieten treiben viele Menschen in die Armut. Überwiegend junge Menschen flüchten vom Land in die Großstädte. Die Landflucht ist einer der Ursachen, weshalb viele Flächen außerhalb der marokkanischen Städte ungenutzt bleiben. Aufgrund der Armut der Menschen mangelt es an touristischen Angeboten. Die wenigen Unterkünfte genügen häufig nicht den Qualitätsansprüchen der Touristen aus Europa. Die Beschäftigungsrate für Frauen ist unterdurchschnittlich, sie sind kaum in Arbeitsabläufe integriert, Bildung wird ihnen verwehrt.

Dabei verfügt das Land über eine außergewöhnliche Flora und Fauna sowie über zahlreiche kulturelle Sehenswürdigkeiten. Die Gastfreundlichkeit der Menschen vor Ort ist einzigartig. Sie erhoffen sich von den Touristen mehr als nur Geld. Sie wollen mehr von anderen Kontinenten erfahren und sich austauschen, um sich weiter zu bilden. Die Partnerschaft mit dem Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung soll der Anstoß eines nachhaltigen Tourismus-Boom in Marokko sein.

Zielsetzungen zur Stärkung des Tourismus

Das Touristische Potenzial einzelner Regionen, wie beispielsweise der Küstenregion Souss Massa und der Gebirgsregion Béni Mellal-Khénifrae soll genutzt und ausgebaut werden. Benachbarte Regionen sollen von ihnen den nachhaltigen Tourismus erlernen, um ebenfalls von der Förderung zu profitieren.

Bisher konnten durch die Partnerschaft bereits Naturparks und Schutzgebiete erweitert werden. Das BMZ erklärt, wie und weshalb es wichtig ist, das touristische Angebot regenerativ zu gestalten. Es darf nicht zu einem Massentourismus kommen, erzählt der Vertreter aus Marokko, wir müssen so wirtschaften, dass sich die natürlichen Ressourcen regenerieren können. Kleine und mittelgroße Unternehmen haben vom BMZ technische Unterstützung im Anbau, der Verarbeitung und Vermarktung ihrer Produkte bekommen.

Neben den neu geschaffenen Beschäftigungsmöglichkeiten im Tourismus, dem Service- und Transportwesen und dem lokalen Kunsthandwerk bilden sich die Menschen vor Ort, um zu lernen, wie sie Tourismusprojekte entwickeln und bewerben können. Mindestens die Hälfte der Fortbildung ist mit Frauen besetzt. Die neue Werbemarke „Maroc Naturel“ verkauft Olivenöl, Arganöl, Hönig und Saffran und orientiert sich an europäischen Standards. Die heimischen Produkte sollen weltweit exportiert werden und Touristen auf das Land aufmerksam machen. Viele weitere kleine Projekte werden vom BMZ in Marokko unter dieser Partnerschaft bis 2020 finanziell unterstützt. Danach soll das Land eigenständig in der Lage sein, seine Tourismusbranche wirtschaftlich voran zu treiben.

Vorsicht beim Reiseland Marokko

Die gemeinsame Länderpartnerschaft ist wichtig, um global nachhaltigen Tourismus betreiben zu können. Die bisherigen Ergebnisse sind gut gelungen und erzielen den gewünschten Erfolg. Die Bekämpfung der Arbeitslosigkeit und Schutz und Aufwertung der bereits vorhandenen Ressourcen, stabilisieren auch die Staatsfinanzen und fördern die Demokratisierung. 50 Kleinunternehmen arbeiten als Dienstleister für den Tourismus. Durch die Herstellung und Verarbeitung der heimischen Produkte steigt auch die Beschäftigung im primären und sekundären Sektor. Die touristischen Destinationen in Marokko sind noch lange nicht erschlossen. Das Land hofft, aus den Erfahrungen anderer Entwicklungs- und Schwellenländer lernen zu können.

Trotz des touristischen Potenzial des Landes ist Marokko keine beliebte Reiseregion in Deutschland und das hat gute Gründe. Das Auswärtige Amt rät von Reisen in die Grenzregionen mit Algerien und grundsätzlich jenseits befestigter Straßen ab. Trotz erheblichen Sicherheitsmaßnahmen besteht das Risiko terroristischer Angriffe. Außerdem besteht in der Nähe von touristischen Attraktionen und historischen Stadtzentren eine erhöhte Gefahr von Raubüberfällen und Diebstählen. Die politische Situation ist instabil. Demonstrationen und Menschenansammlungen sind häufig ungeplant und enden gewaltsam. Es ist deshalb unbedingt ratsam vor und während der Reise nach Marokko die politischen Konflikte aufmerksam zu verfolgen. Marokko liegt darüber hinaus in einer seismisch aktiven Zone, weshalb es jederzeit zu Erbeben kommen kann.

Marokko kann für Abenteurer und (junge) Erwachsene ohne Kinder ein spannendes Reiseziel sein. Die touristischen Angebote sind ausreichend erschlossen und Touristen sind gerade in den ländlichen Gebieten ausdrücklich erwünscht. Wer sich für eine Reise nach Marokko entscheidet, sollte sich vor der Reise umfangreich über das Land, die bereiste Region und die politische Stimmung informieren.