Die Junge Presse e.V. widmet sich in diesem Jahr dem Thema Freiheit. Deshalb lud der Verein für junge Medienmacher auf der ITB zu einer Diskussionsrunde über den Einfluss von Politik, Gesellschaft und Medien auf die Pressefreiheit. Dabei ging es auch um kritische Entwicklungen in Ländern, die sich auf der Reisemesse präsentieren.
Wer diskutierte mit?
Paula Pleiss – Absolventin der Axel-Springer-Akademie und Social-Media Redakteurin
Bjarne Hutmacher – Student des Journalismus und der Unternehmenskommunikation an der HMKW
Klaus Geiger – Ressorleiter der Außenpolitik bei der WELT
Aufmerksamkeit für gefährdete Journalisten schaffen
Schnell wurde in der Diskussion deutlich, dass die Pressefreiheit in vielen Ländern stark eingeschränkt wird. Das bringt viele Journalisten in große Gefahr. Das bekannteste Beispiel ist wohl Deniz Yücel. Der Türkei-Korrespondent der WELT war mehr als ein Jahr ohne Anklage in türkischer Haft und wurde erst vor kurzem frei gelassen. Ein noch drastischerer Fall ist der von Ján Kuciak, einem jungen Investigativjournalisten aus der Slowakei. Er und seine Verlobte wurden vor knapp zwei Wochen erschossen aufgefunden. Er hatte die Machenschaften der Mafia in seinem Land durchleuchtet und darüber berichtet. Dadurch wurde er selbst zum Opfer einer Gewalttat.
Diese Fälle zeigen, dass Journalisten und ihre Arbeit sogar in Europa gefährdet sind. Generell, so betont WELT-Redakteur Klaus Geiger, sei die Slowakei ein „sehr schwieriges Thema“. Sie sei Teil eines schon sehr früh entwickelten Systems, in dem die Mafia sich ausbreiten konnte. Zu lange hätten heimische Medien den Osten Europas zu wenig beachtet.
Wichtig sei es, die Ausmerksamkeit auf solche Entwicklungen zu richten und dabei auch zu zeigen, was das für gesellschaftliche Auswirkungen habe – zum Beispiel auch auf die Pressefreiheit. Damit werde ein Bewusstsein innerhalb der Bevölkerung geschaffen, wie wichtig die Arbeit von Zeitungen, Fernsehsendern und anderen Medien sei. Deshalb sollten Journalisten auch „nicht müde werden, brisante Berichterstattung zu bringen“, sagte Klaus Geiger. Nur so könne man, wie zum Beispiel in Ján Kuciaks Fall, der Mafia etwas der Macht nehmen.
Social-Media-Redakteurin Paula Pleiss sagte, dass sie Angst hätte, gefährdete Journalisten könnten in Vergessenheit geraten. Aus diesem Grund trug sie ein Jahr lang jeden Tag T-Shirts mit der Aufschrift #FreeDeniz, um an die Inhaftierung ihres Kollegen zu erinnern. Das provozierte viele Reaktionen – von Lob über Kritik bis hinzu Beleidigungen war alles dabei, erzählte sie. Dabei habe sie stets versucht, in eine konstruktive Diskussion einzusteigen, was vielfach auch gelungen sei.
Medienkompetenz früh stärken
Journalisten müssen immer wieder mit Kritik umgehen. Laut Pleiss ist es dabei am besten, wenn sie transparent arbeiten. Nur so könnte die Leser, Zuschauer oder Zuhörer nachvollziehen, wie Beiträge enstehen und wo wirklich Kritik angebracht wäre. Damit könne man mehr Verständnis für die Arbeit der Journalisten erreichen.
Dazu zählt auch, die Medienkompetenz früh zu stärken. Journalismus-Student Bjarne Hutmacher plädierte dafür, schon in der Grundschule damit anzufangen. „Viele Kinder haben dann schließlich schon ein Smartphone und sind in sozialen Netzwerken aktiv“, sagte er. Deshalb sei es wichtig, zu erklären, wie man zum Beispiel zwischen echten Informationen und falschen Behauptungen unterscheiden könne.
Vor- und Nachteile von Social Media
Nicht nur bei Kindern, sondern auch bei Erwachsenen beeinflussen soziale Medien den Zugriff auf Informationen enorm. Das biete Journalisten die Möglichkeit, ganz andere Zielgruppen zu erreichen. Aber auch den Lesern würden sie „ein direktes und unmittelbares Feeback“ ermöglichen., sagte Paula Pleiss. So könne sie Fehler, Kritik oder auch Lob direkt annehmen und darauf eingehen, warum die Redaktion ein bestimmtes Thema so umgesetzt hat.
Ein Problem sei allerdings, dass Nutzer häufig in der eigenen Filterblase festhängen: „Man sieht nur, was man sehen will.“ Deshalb müssten sie sich seltener mit überraschenden oder unbequemen Beiträgen auseinandersetzen. Außerdem werde seltener auf das Medium geachtet, viel präsenter sei der Inhalt des Beitrages. Damit gingen laut Pleiss wichtige Fragen unter:
Wer ist die Quelle? Wer ist der Autor? Steckt vielleicht eine politische Agenda dahinter?
Optimistischer Blick in die Zukunft
Klaus Geiger macht aber deutlich, dass Medienkritik schon immer präsent war und das Social-Media-Zeitalter die beste Zeit für die Meinungsfreiheit sei: „Wir haben mit den sozialen Medien einen Marktplatz der Informationen.“ Die Kommentare und Diskussionen unter Artikeln seien ähnlich wichtig wie der Artikel selbst. Es müsse aber auch darauf geachtet werden, dass sie moderiert werden. Es sei „unverantwortlich“, zum Beispiel beleidigende oder verfassungsfeindliche Kommentare unmoderiert stehen zu lassen.
Er habe die Erfahrung gemacht, dass sich qualitative Berichterstattung auszahle. Anders als befürchtet verdienten Zeitungen mit Online-Bezahlschranken tatsächlich Geld. Denn so wie jeder im Supermarkt für seine Äpfel zahle, würden Leser für gut recherchierte Artikel Geld ausgeben. Geiger sieht deshalb „goldene Zeiten für Journalisten“ kommen:
Bezahlter Journalismus sichert die Pressefreiheit!