Wenn die Goaßl knallt

Auf dem Weg zu einem Fototermin durchqueren unsere Autorinnen die Themenhalle „Bayern“, als plötzlich bayrische Klänge ertönen. Da passiert gleich was, also zurück zum Anfang der Halle. Dort steht auch schon ein in bayrischen Trachten gekleideter, junger Mann auf einem Podest. Nachdem die eindringliche Anfangsmusik endet, schwingt er eine Peitsche, und schnalzt sie in der Luft, sodass sie einen lauten Knall von sich gibt. Nach seinem Solo-Auftritt kommen noch drei weitere Männer in Lederhosen dazu: Bayrische Akkordeonklänge und taktvolle Peitschenschnalzer klingen durch den Raum.

Florian Häfele ist eines der acht Mitglieder der Gruppe „Pidinger Fuhrmannsgoaßlschnalzer“. Er erzählt von seinem außergewöhnlichen Hobby.

Redaktion: Das sah ja lustig aus – Was habt ihr denn da gerade gemacht?

Florian: Wir haben Goaßl geschnalzt.

Redaktion: Was habt ihr geschnalzt?

Florian (lacht): Goaßlschnalzen – bei uns in Bayern ist das ein Brauch. Entstanden ist das aus den Fuhrmannsgoaßln. Es heißt, dass früher die Kutscher zur Kommunikation die Goaßln dabei hatten. Dadurch ist man darauf gekommen, dass man die Goaßln auch zur Musik schnalzen lassen kann.

Redaktion: Goaßl, Gourzln, so richtig versteht man das im Hochdeutsch ja nicht.

Florian: Im Hochdeutschen ist es die Peitsche, aber das hören wir nicht gern.

Redaktion: Und ihr seid alle Kutscher?

Florian: Nein, wir machen das rein aus Interesse an der Musik. Zur Unterhaltung.

Redaktion: Muss man das üben?

Florian: Ja, es dauert schon ein paar Jahre. Man bekommt hier und da mal eine Verletzung im Gesicht, wenn es nicht ganz glatt läuft und man nicht aufpasst. Aber mit der Zeit lernt man das und dann ist es kein Thema mehr.

Redaktion: Wie oft trifft man sich denn zum wutscheln und wedeln ?

Florian: Wir treffen uns im Sommer jede Woche ein paar Mal und dann gehen wir so zwei Stunden schnalzen.

Redaktion: Und wie oft führt ihr das auf?

Florian: Bei uns im Dorf gibt es im Sommer oder an Wochenenden Heimatabende, an denen Musik gespielt wird und bei denen sind wir immer dabei und schnalzen.

Redaktion: Mit welchen drei Wörtern würdest du „traditionell bayrisch“ beschreiben?

Florian: Ich glaube mit drei Wörtern komme ich nicht aus. Das erste wäre natürlich „Goaßlschnalzen“, und dann noch „platteln“ und „Musi spuin“.

Redaktion: Was ist „Platteln“?

Florian: Das ist die Abkürzung für Schuhplatteln. Das ist ein traditioneller Tanz.

Redaktion: Wie kommt man zum Goaßlschnalzen?

Florian: Wie es ursprünglich dazu kam, weiß ich ehrlich gesagt nicht, da unser Gründer leider bereits verstorben ist. Aber bei uns ist es so, dass mein Papa auch „Ziach“ (Harmonika) spielt und dann wächst man da rein. Das ist auch ein Grund am Wochenende aus dem Haus zu gehen und dann legen wir los.

Redaktion: Wie viele Lieder spielt ihr so?

Florian: Wir haben um die 15 Stücke im Repertoire und zusätzlich so Kleinigkeiten, wie „Ein Prosit“.