Integration und Kultur: Zwei Begriffe, die eine sehr wichtige Bedeutung für uns alle haben, aber eben auch unmittelbar zusammenhängen. Bevor ich die Verknüpfung dieser verschiedenen Begrifflichkeiten erläutere, erkläre ich erst einmal die genauen Bedeutungen:
Integration: Meint die Eingliederung bzw. Einbeziehung in ein größeres Ganzes, Wiederherstellung einer Einheit oder auch die Verbindung einer Vielheit von einzelnen Personen oder Gruppen zu einer kulturellen/gesellschaftlichen Einheit.
„Integration passiert genau dann, wenn
die Nationalität keine Rolle mehr spielt.“ – Marina Zuber
Kultur: Meint das vom Menschen materiell oder immateriell Erschaffene, also das Gegenteil der Natur. Beschreibt ebenfalls die Gesamtheit der geistigen, künstlerischen und gestaltenden Leistungen einer Gemeinschaft.
„Unsere Kultur ist gewachsen wie ein kräftiger und vielgestalteter Mischwald. Er leistet seinen Beitrag zur lebensnotwendigen Frischluft.“ – Richard von Weizsäcker
Den Zusammenhang, den diese beiden grundlegend wichtigen Worte für die Menschheit haben, ist, dass sie miteinander einhergehen. An Orten, wo Integration geschah, geschieht und geschehen wird, findet immer auch eine Eingliederung in eine andere Kultur statt. Andersherum ist dieses Szenario auch vorstellbar: Jede, oder zumindest so gut wie jede Kultur, nahm, nimmt oder wird Einfluss von und auf andere Kulturen nehmen. Der Grund dafür ist nicht selten Integration. Das ist auch absolut nicht verwunderlich, denn wo Menschen aufeinandertreffen wird sich immer der Horizont für Neues erweitern. Schließlich wären wir sonst niemals so weit entwickelt, wie wir es jetzt sind. Um die Relation von Kultur und Integration zu erläutern, führe ich nun ein Beispiel auf. Es mag weit hergeholt sein, jedoch zeigt diese Tatsache sehr gut auf, wie einflussreich Integration sein kann: Stellt euch vor, es hätte die Migrationsgeschichte der italienischen Eisverkäufer aus den Dolomiten (Gebirge in Italien) nie gegeben. Dann wären wir wohl niemals in den Genuss des berühmten „Spaghettieises“ von Dario Fontanella gekommen. Er selbst lebte zwar in Deutschland, aber dies war nur der Fall, weil seine Familie schon vor langer Zeit eingewandert war. Weitere Beispiele wären verschiedene Tanzstile wie Salsa, Cha-Cha-Cha oder der Mambo. Diese werden hier in Deutschland in fast jeder Tanzschule angeboten, kommen aber ursprünglich aus Ländern, die Ozeane weit von uns entfernt liegen. In diesem Fall spielt natürlich auch die Globalisierung eine entscheidende Rolle, aber gleichzeitig auch die Integration der Immigranten, welche diese Tänze nach Amerika gebracht haben und die anschließend auch bei uns gelandet sind. Demnach muss ich an dieser Stelle noch einmal betonen, dass jedes Aufeinandertreffen verschiedener Kulturen in der Vergangenheit zu einer unvermeidbaren Beeinflussung geführt hat, die oftmals in gegenseitiger Bereicherung gemündet hat. Ich sage oftmals, nicht immer, denn es gibt auch Beispiele, bei denen es zu einer unverzeihlichen Ausbeutung kam, bei der sich eine Kultur an einer anderen vergriffen hat und es in keinster Weise zu einem friedlichen Austausch gekommen ist. Hierzu kann beispielsweise die Verbreitung der Musikrichtung des Jazz genannt werden. Die Sklaven, die durch den Dreieckshandel aus Afrika nach Amerika verschifft worden sind, wurden sicherlich nicht in ein größeres Ganzes integriert, sondern schlicht und ergreifend ausgebeutet und die Musik wurde übernommen, ohne dass die Kultur der afrikanischen Feldarbeiter: innen etwas Vergleichbares zurückbekam. Jedoch hat auch dies die gesamte Weltkultur geprägt und gleichzeitig wird nebenbei häufig aufgeklärt, woher Bestandteile der eigenen Kultur ursprünglich herkommen. In den Musikbüchern aus Deutschland sind einige Seiten genau der Entstehung des Jazz gewidmet und sie erklären, dass es eben leider auch oft zu Übergriffigkeiten bei Kulturen kommt, die nicht mit Integration einhergehen.
Alles in allem ist es aber dennoch so, dass Kulturen immer wandelbar bleiben. Wichtig ist dabei vor allem, dass uns klar ist, woher welcher Einfluss stammt und wir die Geschichte der Integration kennen, die geschehen ist, bevor unsere Kultur einen Wandel erlebte. Denn eines ist klar: Die Integration von Menschen hat immer zur Revolution einer oder mehrerer Kulturen beigetragen. Tatsächlich gibt es sogar einen Begriff, der genau diesen Zusammenhang darstellt: kulturelle Integration. Diese meint die Teilhabegerechtigkeit an einer Kultur, unabhängig von sozialem Status, Alter oder kultureller Tradition. Sie ist Segment des gesamten Terminus „Integration“ und trägt zum Ziel dieser einen großen Teil bei: Für die Menschen, die eine Heimat suchen, einen Ort zu schaffen, in welchem sie sich frei entfalten und wohlfühlen können. Und dabei ist Kultur eine ernstzunehmende Komponente, denn sie bindet und schafft Einheit, egal wie unterschiedlich die Menschen, die ihr angehören, sind.
Zum Schluss ist es mir nun noch wichtig, Erfahrungen von Menschen anzuführen, die selbst Integration erfahren haben. Demnach gebe ich nun das Wort an die Personen, die ihre vollkommen eigene Geschichte haben:
1. Kommentar:
„Integration bedeutet nicht nur, sich an ein Land, eine Sprache oder eine Kultur anzupassen, sondern tatsächlich einen Teil, sogar einen großen und wichtigen Teil dieser Werte in sich zu tragen und diese Werte wirklich verstehen zu können.
Es geht nicht nur um Kultur oder Sprache, sondern auch um die Menschen, die Gefühle der Menschen, Dinge, die die Menschen einer Kultur glücklich oder traurig machen, Dinge, die Panik auslösen, Themen, die als wichtig oder unwichtig erachtet werden, usw… Es ist aber natürlich nicht so einfach, all diese Werte wirklich gut zu verstehen. Es gibt viele Faktoren, die die Integration beeinflussen, beispielsweise, neugierig zu sein und offen zu sein, neue Sachen zu lernen, usw… Ich denke aber, dass der größte Faktor das Umfeld ist, beispielsweise, wenn man in einer Schule ist, ist es sehr wichtig, dass man die Menschen um sich herum mag. Dadurch würde man selbst anfangen, diese Menschen kennenzulernen, diese Menschen zu verstehen bzw. ihre Gefühle und Gedanken zu verstehen. In so einem Fall würde man anfangen, sich zu integrieren. Integration ist nicht eine Sache, die man erzwingen kann, sondern man muss enthusiastisch und eifrig sein, die Werte eines Landes KENNENZULERNEN.Nach meiner Erfahrung zum Thema Integration: Ich denke, dass es einen sehr großen Unterschied zwischen Nationalitäten gibt. Ich muss zugeben, dass ich nach drei Jahren immer noch viele Sachen seltsam finde und manchmal nicht wirklich verstehe. Aber das Perfekte ist, dass man die Werte von zwei Kulturen und Ländern in sich trägt. Man muss nicht voll integriert sein, am besten wäre eine Kombination aus Heimatland und neuer HEIMAT, so ist es zumindest bei mir. Wenn man sich in einem Land wohlfühlt, heißt das, dass man sich integriert hat. Man braucht nichts anderes.“
2. Kommentar:
„Integration ist ein Begriff, der mich jahrelang begleitet hat und immer noch begleitet. Wenn man in ein anderes Land zieht, ist es wichtig, sich anzupassen. Dazu muss man aber zunächst bereit sein. Integration fängt natürlich damit an, die Sprache zu lernen. Denn nur so kann man ein Teil der Gesellschaft werden. Es ist wichtig, die Regeln zu verinnerlichen und zu verstehen, wie die Menschen miteinander leben. Integration ist für mich, sich in der Gesellschaft nicht fremd zu fühlen. Ich finde, dass sich nicht nur Einwanderer, sondern auch Menschen, die hier schon lange leben, um Integration bemühen sollten. Denn solange man andere Menschen nicht ein Teil der Gesellschaft werden lässt, wird es einem nie möglich sein, dazuzugehören. Mit ein bisschen mehr Respekt, Toleranz, Offenheit und Geduld wird es sicherlich klappen. Der erste, wichtige Schritt wäre, Vorurteile abzubauen.“
Ich möchte mich bei meinen beiden Freiwilligen bedanken, die sich bereit erklärt haben, der Welt ihr Gedanken mitzuteilen. Zu Integration gehören auch immer neue Erfahrungen, die Mut erfordern, demnach freue ich mich, dass es mir möglich ist, die Meinungen der beiden zu teilen. Das schätze ich sehr und es bietet anderen Menschen sicherlich auch eine gewisse Sicherheit, wenn sie sich in einem oder sogar beiden Kommentaren wiederfinden können.
Was sagt ihr, liebe Leser: innen, zu dem Thema? Habt ihr selbst Erfahrungen mit Integration gemacht? Benutzt gerne das Kommentarfeld, um mir eure Geschichten zu erzählen, damit wir voneinander lernen können.
Quellenverzeichnis:
https://www.duden.de/rechtschreibung/Integration [Eingesehen am 11.07.22]
- Zitat: https://www.aphorismen.de/suche?f_thema=Integration [Eingesehen am 14.07.22]
- Zitat: https://1000-zitate.de/thema/Kultur/ [Eingesehen am 14.07.22]
https://wirtschaftslexikon.gabler.de/definition/kultur-123133 [Eingesehen am 14.07.22]
https://www.duden.de/rechtschreibung/Kultur [Eingesehen am 14.07.22]
Beitragsbild: https://pixabay.com/images/id-20333/ [Eingesehen am 14.07.22]
https://www.logbuch-bremerhaven.de/wie-das-spaghettieises-nach-deutschland-kam/ [Eingesehen am 14.07.22]
https://www.multikulti-forum.de/de/thema/kulturelle-integration [Eingesehen am 14.07.22]
https://tanzboot.de/salsa-geschichte/ [Eingesehen am 14.07.22]
https://www.integrationsbeauftragte.de/ib-de/integrationsarbeit-in-den-bereichen/gesellschaft-und-teilhabe/kultur-und-integration-1865526 [Eigesehen am 15.07.22]
https://www.ibg-lahr.de/fileadmin/projekte/erasmus/2014-2015/projektarbeit_bkwew2__endversion_-1.pdf [Eingesehen am 15.07.22]