„Ich komme aus Dortmund. Nein, also ich wohne derzeit in Dortmund und komme aus Körbecke, da vom Möhnesee. Also Körbecke ist meine Heimat.“ Jedes Mal der gleiche struggle bei der Frage, wo ich herkomme.

 Ich definiere Heimat also als den Ort, an dem ich aufgewachsen bin. 

 

Der Ort, wo ich in den Kindergarten und zur Grundschule gegangen bin. In dem ich meine ersten Freundschaften geschlossen habe und Fahrrad fahren gelernt habe. Und das alles inmitten von Natur, wohnhaft an einer Straße, die kaum befahren ist und an ein Feld angrenzt. Wir haben dort mit Kreide gemalt und sind von Laufrad, über Roller und Fahrrad bis hin zum Kettcar herumgefahren. Manchmal haben wir auch einfach eine Picknickdecke ausgebreitet und einen Flohmarkt am Straßenrand gestartet. An anderen Tagen haben wir auch Blumen aus dem Garten abgeschnitten und sie an Fußgänger verkauft. Mit den Eltern haben wir Fahrradtouren und Wanderungen durch den angrenzenden Wald gemacht. Im Sommer waren wir fast täglich am See, der nur fünf Minuten von unserem Haus entfernt war. Ich habe Freunde noch per Festnetz angerufen und kann immer noch die Nummer meiner zwei besten Freund:innen auswendig.

Heimat bedeutet für mich  Nähe . Nähe zu Menschen – in meinem Dorf kennt eigentlich jede:r jede:n. Wenn man irgendwo herläuft, trifft man eigentlich immer mindestens eine bekannte Person. Durch das Dorf verteilt sind Freunde von mir, meinen Brüdern, meinen Eltern als auch Freund:innen und Familie meiner Freund:innen. Zwischen allem ist irgendwie ein Netz gesponnen. Ich kenne so gut wie alle Straßen in und auswendig. In mir ist ein kompletter Plan mit einem spezifischen Wissensvorrat für Körbecke abgespeichert. Und der ist viel komplexer, größer als der von Dortmund.

Dortmund, meine zweite Heimat. Ebenfalls mein Zuhause, aber ein anderes Zuhause. Wenn ich sage, ich fahre nach Hause und meine Kommiliton:innen mich dann fragen, welches Zuhause ich meine, ist Körbecke mein „Zuhause zuhause“.

Körbecke ist ein Ort an dem ich nicht lebe, aber immer wieder zurückkommen kann.  Ein sicherer Hafen . Meine Eltern wohnen hier und werden wahrscheinlich immer wohnen bleiben. Körbecke ist somit auch ein Ort, an dem meine Familie zusammenkommt. An Karneval, Kirmes, Weihnachten, Geburtstage oder auch der erste harte Corona-Lockdown – zu besonderen Anlässen. Neben dem sicheren Hafen, ist Körbecke  ein Rückzugsort . Wenn ich mal genug vom „Allein-auf-den-Beinen-stehen“ habe und von Mama umsorgt werden möchte. Wenn ich meine Freundesclique aus der Schulzeit treffen möchte. Wenn ich raus in die Natur möchte, die es in einer Großstadt leider nicht so viel gibt.

 Heimat ist für mich ein Ort namens Körbecke. 

 

Für meinen Mitbewohner muss Heimat kein realer Ort sein, es bedeute für ihn ausschließlich Ruhe und Liebe. Ähnlich antwortete mein Bruder, als ich ihn fragte, was Heimat für ihn sei: innerer Seelenfrieden.

Das waren ganz neue Denkanstöße für mich – was ist Heimat für dich? Ein Ort, ein Gefühl, ein Gedanke?




Comments

  1. Gänsehaut! Heimat ist für mich da, wo die Liebsten sind – und vor Allem in den Armen von Ihnen.

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