Heimat? Ein Ort, ein Haus, ein Mensch. Die Frage woher ich komme oder wer ich bin. Ist Heimat auch gleich zuhause? Und wenn ja, was ist dann zuhause für mich?


Wenn mich Menschen fragen, woher ich komme, zögere ich häufig. Ich bin an einem anderen Ort geboren als ich aufgewachsen bin. Ich fühle mich diesem Ort, in dem ich zur Schule gegangen bin, Freunde gefunden und den Großteil meines Lebens verbracht habe nicht zugehörig. Ich bin schlichtweg nur dort aufgewachsen. Ich identifiziere mich nicht mit der Gegend und wollte stets dort weg. Nichts destotrotz lässt es mich nicht kalt, als meine Mutter mir eröffnet, dass sie wieder zurück in „ihre Heimat“ zurückziehen wird. Ist es mein Elternhaus, an dem ich hänge? Oder doch etwas an dem kleinen Ort mit seinem charmanten Dorfflair, in dem man nur einmal das Haus verlassen muss und direkt drei bekannten Gesichtern begegnet. Ich bin weggezogen und habe keine Absichten in diesen Ort zurückzukehren. Für die meisten aus meinem Abschlussjahrgang war es unvorstellbar in einer Stadt zu studieren, welche mehr als zwei Stunden von zuhause entfernt ist. „So weit von zuhause weg?“ frage mich viele voller Unverständnis als ich nach Köln gezogen bin. Zuhause, dass ist diese Kleinstadt im Süden Deutschlands für mich nicht.

Doch auch Bonn, die Stadt, in der ich geboren bin, ist für mich nicht Heimat. Denn hier habe ich nie gelebt. Trotzdem fühle ich mich hier mehr zuhause und wollte unbedingt in die Gegend ziehen. „Heimat verweist zumeist auf eine Beziehung zwischen Mensch und Raum“ so die Antwort des Internets auf meine Frage was Heimat eigentlich ist. Kann Zuhause nicht viel mehr sein als ein bestimmter Ort? Meine Mutter, wenn sie mich in den Arm nimmt und bei mir ist, egal wo. Etwas Bekanntes, in der Fremde. Der Geruch frisch gemähten Gras, ein warmer Schwarztee, der meine kalten Finger wärmt oder eine Melodie, die ich zufällig beim vorbei gehen vernehme. Die Frage der Identität, welche zwangsläufig oft auf einen Ort und damit verbundenen Werten und Gewohnheiten zurückgeführt wird, beschäftigt mich. Fühle ich mich deutsch? Was bedeutet das überhaupt? Im Ausland höre ich oft „du bist doch gar nicht aus Deutschland“, nur weil ich nicht immer pünktlich und humorlos bin. Oft sehen wir in diesen Ortszuteilungen, nur Stereotypen oder das Bild, welches wir durch eigene Erfahrungen mit den jeweiligen Begriffen gemacht haben. Aufgrund einer Herkunft wird einer Person direkt bestimmte Eigenschaften zugeschrieben. Sehr häufig sind diese gar nicht zutreffend. Dennoch möchten wir uns, wie in so vielen Bereichen, bestimmten Klassifikationen zuteilen.  Woher wir kommen, ist Teil davon wer wir sind. Dabei geht es viel weniger um die Tatsächliche geografische Lage der Heimat, als die dort geltenden Vorstellungen wie man zu leben hat oder ob es sich gehört, den Kartoffel Salat mit Essig oder mit Mayo zu essen. Wertevorstellungen und Gewohnheiten, welche wir in der Kindheit erlernen begleiten uns oft ein Leben lang. Genau diese Dinge sind es, welche die meisten mit dem Begriff „Heimat“ verbinden, wodurch manch einer vermag auch in der Fremde ein Stück Heimat wiederzufinden.

Zuhause kann dahingegen auch einfach ein Zustand sein. Ein Gefühl von Vertrautheit, Geborgenheit und Glücklichsein. Diesen kann ich finden und fühlen, selbst wenn ich weit weg von meinem eigentlichen Zuhause bin. In neuen Menschen, mit denen ich mich spontan wohlfühle. Einem bekannten Gericht, welches direkt eine Erinnerung von warmen Winternachmittagen im Advent hervorruft oder einem Ort, der mir vielleicht noch unbekannt ist, aber in dem ich mich vor meinem inneren Auge schon zehn Jahre später glücklich mit Familie durch die Straßen spazieren gehen sehe.

„Heimat ist für mich der Ort, an dem ich aufgewachsen bin. Zuhause meine Wohnung hier in Köln, da wo ihr seid“, meint eine Freundin zu mir als ich sie nach ihrer Definition frage. Heimat, das ist etwas das sich nicht ändert. Ein Zuhause kann verschiedene Formen annehmen.