Die Premiere am 25. Januar eröffnet die Spielzeit des politischen Dramas „Miss Saigon“ im Musical Dom in Köln.
Miss Saigon wird am 20. September 1989 in London uraufgeführt. Drei Jahre danach feiert das Musical auch am Broadway Premiere. Mehr als 36 Millionen Zuschauer verfolgen die Liebesgeschichte auf der Bühne. Nach mehr als 20 Jahren ist das Stück zurück in Deutschland, nachdem es 1994 erstmalig in Stuttgart aufgeführt wurde. Die moderne Inszenierung von Cameron Mackintosh begeistert an diesem Abend mit der Musik und dem Schauspiel. Es zeigt, wie ehrlich und emotional Theater sein kann.
Die Geschichte der „Miss Saigon“
Während der letzten Wochen des Vietnamkriegs kürt der Nachtclub in Dreamland die Gewinnerin eines Schönheitswettbewerbs. Alle Mädchen hoffen darauf zu gewinnen und von einem jungen GI nach Amerika mitgenommen zu werden, denn sie alle benötigen zur Ausreise ein Visum. Auch die Vietnamesin Kim wird an diesem Abend an den GI Chris verkauft. Sie verbringen die Nacht zusammen und verlieben sich ineinander. Als die Truppen des Vietcong in der Stadt Saigon die Kontrolle übernehmen, flieht der US-Soldat. Kim bringt den gemeinsamen Sohn Tam zur Welt und wird von den neuen Machthabern unterdrückt.
Chris weiß nichts von dem Jungen und beginnt mit der Amerikanerin Ellen ein neues Leben. Als Kim gedroht wird ihren Sohn Tam umzubringen, flieht sie mit einem Verbündeten und anderen „Boatpeople“ (Bootsflüchtlinge) aus Saigon. Noch Jahre später plagen Chris Albträume und er schreit in der Nacht nach Kim, die er nicht vergessen kann. Kim überlebt die Flucht mit ihrem Sohn. Sie lebt für die Liebe, hat Hoffnung, dass ihr Soldat auch nach drei Jahren zu ihr kommen und seinen Sohn retten wird. Dennoch, das inszenierte Drama zum Vietnamkrieg kann kaum positiv enden. Chris fliegt mit seiner Ehefrau nach Bangkok, um seinen Sohn zu sehen. Bevor Kims Wunsch in Erfüllung geht und ihr Sohn die Chance bekommt nach Amerika zu reisen, muss Kim ein großes Opfer erbringen.
Schauspiel, Stimmungsbild und Inszenierung
Die Charaktere sind einmalig. Ganz besonders spannend: Es gibt keinen „Bösewicht“, kein schwarz-weiß Denken. Auf der Bühne stehen Kämpfer mit verschiedenen Träumen und Zielen. Es sind Menschen, die versuchen dem Tod zu entkommen und sich am Leben festzuhalten. Der Krieg zeichnet Verlierer, erzählt die Geschichte von Kämpfern. Mit Herz und Leidenschaft spielen die Darsteller vor dem Publikum. Nicht stereotyp, sondern vielfältig sind die Menschen in Saigon. Die Musik macht die Atmosphäre. Sie wird zum Werkzeug von einer Geschichte, die es in sich hat, die auch mit Geigen nicht melodramatisch, sondern wahr wirkt. In einzelnen Szenen driften die Protagonisten in eine Traum/Gedankenwelt. Das realistisch gestaltete Bühnenbild verschwindet und vor schwarzem Hintergrund spielen die Schauspieler das, was sie im inneren bewegt. Im zweiten Akt spielt die Geschichte nicht mehr in chronologischer Reihenfolge, sondern wird von Rückblicken unterbrochen, die weitere Hintergründe zum Geschehen aufzeigen.
Wer Geschichte greifbar macht, kann nicht die Realität abbilden. Er gibt allerdings den Zuschauern die Möglichkeit, ansatzweise zu begreifen, was die Menschen gefühlt haben.
Zu bedeutsam, um es nicht gesehen zu haben
In dem Musical „Miss Saigon“ werden sensible, politische Themen direkt angesprochen und präsentiert. Die Auswirkungen des Vietnamkriegs spiegeln sich in den Geschichten der Protagonisten wider. Im Vordergrund stehen nicht nur die direkten Folgen, wie Kriminalität, Prostitution und Armut, sondern auch die Spätfolgen und Entwicklung der Menschen. Wer fühlt sich für die unehelichen Kinder der Soldaten verpflichtet, die während des Kriegs gezeugt wurden? Was hält die Menschen noch am Leben, wenn ihnen Würde und Hoffnung genommen wird?
Zur richtigen Zeit hat das Stück den Weg zurück auf die Deutsche Bühne gefunden. Wer sich auf den Ausflug in eine andere Welt einlässt, wird schnell bemerken, wie zeitlos diese Geschichte ist. Die Inszenierung ist auf Englisch mit „Untertiteln“. Aber keine Scheu, denn Liebe und Hass brauchen keine Sprache, um sich auszudrücken.