In dem ersten Teil der Reihe, habe ich mit Max gesprochen. Er war ruhig, nachdenklich und in seinen Antworten merkte ich, dass die Zeit keine einfach für ihn ist. In diesem Teil geht es nun um eine Freundin von mir, die seit Februar ein Auslandssemester in Paris macht.


Kaia¹, 21 Jahre, Studentin in Paris.

Mein erster Eindruck? Sie ist ruhiger, entspannter und beim Erzählen über ihren Tag huscht ein Lächeln über ihr Gesicht. Sie sei früh aufgestanden, habe mit ihrem Freund gefacetimed und gleichzeitig gearbeitet – „damit sie beide es durchziehen“. In Paris ist gutes Wetter, ihre Mitbewohnerin meinte, sie sollen rausgehen, das Wetter genießen. Es scheint als habe die Stadt etwas magisches und versprühe Lebensfreude, auch wenn die Corona-Pandemie, vor allem dort, sehr präsent ist.

 

Auf die Frage was sich geändert habe antwortet sie:

 Der Alltag ist nun auf französisch und nicht auf deutsch  

Ein Lachen kommt nach dieser Aussage auf ihr Gesicht. Sie scheint ausgeglichen zu sein und dass, obwohl sie momentan mitten in der Klausurenphase steckt. Nach einer Sekunde des Nachdenkens antwortet sie jedoch weiter und spricht die Online-Vorlesungen an. Diese seien für sie am Anfang leichter gewesen, nicht mehr zur Uni, der soziale Druck immer Zeit zu haben, sei nicht mehr da. Doch mittlerweile ist sie froh, dass gerade keine Vorlesungen sind:

 Ich sitze nur noch die Zeit davor ab 

Ihr Alltag sei so wie vorher, sie steht immer noch relativ früh auf und arbeitet ihre Sachen für die Uni ab, nur der Abend habe sich verändert. Anstatt rauszugehen, würde sie nun im Bett liegen und schlafen. Sie verbringe viel Zeit in ihrem kleinen Raum. Auch wenn sie auf mich relativ entspannt wirkt, erzählt sie mir, dass sie immer genervter wird. Die Uni-Aufgaben ziehe sie nur durch, weil sie die Geduld dazu habe „maybe“ und es schaffen möchte. Im selben Satz schwingt jedoch auch mit, dass die Übungen ja eigentlich Spaß machen sollten, momentan sei dies nicht der Fall.

 Mir ist alles egal. Gleichgültigkeit würde es wohl treffen 

Sie habe den ganzen Winter ihre Freunde nicht gesehen, ich selbst habe sie glaube ich das letzte Mal vor einem halbe Jahr gesehen. Sie habe keine Lust und in Paris würde sich eh niemand an die Regeln halten, irgendwie traurig. Dennoch sei es für sie am Anfang nicht schwierig gewesen, weniger Kontakte zu haben, für sie sei es eine Erleichterung sich nicht immer mit Freund:innen treffen „zu müssen“. Klingt hart, aber ich weiß, wie sie das meint.

Natürlich möchte sie ihre Freund:innen sehen, doch die Masse an Aufgaben, Planungen für Reisen, die Uni haben es ihr immer schwer gemacht, genügend Zeit für Freund:innen einzuplanen. Sie möchte niemanden zu Kurzkommen lassen und gleichzeitig auch nicht bei jedem Treffen gestresst wirken. Die Pandemie habe ihr in diesem Kontext etwas Last genommen, die Treffen sind weniger geworden und der soziale Druck fiel von ihr ab.

Was motiviert dich?

Als erstes lacht sie. Sie habe das Ritual zwar erst einmal gemacht, aber sie kann sich vorstellen es in ihren Alltag zu integrieren. Das Ritual? – Typisch seit der Pandemie: Spazieren. Doch Kaia erzählt, was das besondere daran sei. Sie würde nun immer an der Stelle starten, an der sie das letzte Mal aufgehört habe. Weit sei sie bei dem ersten Gang jedoch nicht gekommen, „viel getrödelt und viele Fotos gemacht, Paris ist eben einfach schön“.

Was macht dich glücklich?

  Spaziergänge und Paris entdecken  

Der Wechsel von ihrer Heimatstadt nach Paris habe ihr Möglichkeiten eröffnet, die sie in Bielefeld nie gehabt hätte. Die Architektur sei ja immer noch sichtbar und all die Menschen, die es nach Draußen drängt, könnte man gut beobachten. Menschen, die sie nicht kennt, Personen mit denen sie sprechen und neue Freund:innen, die sie auch auf Abstand kennenlernen kann. Schließlich würden sich ja immer noch ein paar Personen Essen to go holen und durch den Park spazieren.

Wie geht es dir Kaia? Wie geht es dir wirklich?

Jetzt gerade gut!

Mit dem „Gut“ wird ihre Stimme etwas leiser und leichter, das Lächeln zeigt sich wieder in ihrem Gesicht. Das Gespräch neigt sich auch dieses mal dem Ende zu. Wir sprechen noch über die restlichen Klausuren die bei ihr anstehen, bei denen für Kaia nur die Sprache neu ist, das Thema hatte sie schon bei sich zu Hause. Schließlich seien auch die Online-Klausuren das „neue Normal“. Ich merke wie schön es ist, mit ihr zu sprechen. Das Gespräch hat nicht nur ihr ein Lächeln ins Gesicht gezaubert, sondern auch meine Stimmung aufgehellt. Dankeschön!

¹ Name geändert, der Redaktion bekannt