Sophia Bachmann vor einer Leinwand mit den 17 Zielen der UN.

Von globaler Klimadiplomatie und Radikalisierungsprävention im Dorf nebenan liegt für Sophia nur ein kleiner Schritt. Sie ist Jugenddelegierte für nachhaltige Entwicklung der UN und Referentin für Radikalisierungsprävention im Naturschutz (FARN). Auf der youcoN war sie dieses Jahr Referentin und hat im Gespräch mit Jana von der Jungen Presse erzählt, was sie antreibt, wo sie an ihre Grenzen stößt und was sie von Frans Timmermans hält.

Jana: Hallo Sophia, was ist Deine Rolle dieses Jahr auf der youcoN?

Sophia: Dieses Jahr habe ich zwei Workshops gegeben. Einerseits rede ich über die Sustainable Development Goals (SDG) als Jugenddelegierte für nachhaltige Entwicklung der Vereinten Nationen. Andererseits mache ich mich für Antirassismus im Umweltschutz stark als Referentin der FARN.

Jana: Wie bist du zu Deinem Engagement gekommen?

Sophia: Ich bin begeistert für Nachhaltigkeit. Ich habe Sozial- und Wirtschaftswissenschaften in Erfurt studiert und mich währenddessen immer tiefer ins Thema Klima- und Umweltschutz gestürzt. Besonders die gesellschaftliche Sicht auf Umweltfragen konnte ich beispielsweise bei der Naturfreundejugend, in der ich aktiv bin, schärfen. Aber schon vor meinem Studium habe ich die Nachhaltigkeitsziele der UN für mich entdeckt. Ich habe einen ökologischen Freiwilligendienst in Peru absolviert. Weil der Aufenthalt vom Bundesministerium für Entwicklung und Zusammenarbeit gefördert wurde, hat er sich explizit auf die SDG bezogen. Seitdem haben mich die Ziele der UN nicht mehr losgelassen. Durch mein langes Engagement in sämtlichen Vereinen und Verbänden war es dann der  logische nächste Schritt sich auf  das Amt zur Jugenddelegierten zu bewerben. Ich war überrascht, als ich die Zusage bekommen habe. Jetzt wohne ich schon seit einem Jahr in Berlin und bin begeistert von internationaler Klimadiplomatie.

 

Jana: Dein Engagement klingt sehr intensiv. Was treibt dich in deinem Ehrenamt an?

„Wir wollen die Welt ein wenig besser verlassen, als wir sie vorgefunden haben.“

―Robert Baden-Powell

Sophia: So pathetisch es klingt: Ganz viel trägt dazu bei, dass ich seit 15 Jahren bei den Pfadfindern aktiv bin. Dort haben wir das Motto des Gründers Baden-Powell verinnerlicht. Die Welt und alle besuchten Orte besser zu verlassen, als wir sie vorfinden ist eine tiefe Motivation. Sei es mit Müllketten nach einem Zeltlager den Platz aufzuräumen oder sich politisch zu engagieren. Das hat mich politisiert und dazu geführt, Verantwortung zu übernehmen. Vor Ort und auf internationaler Ebene möchte ich Menschen inspirieren, ihnen Wissen weitergeben oder gemeinsam anstiften, Gutes zu tun. Kraft schöpfe ich dann aus den strahlenden Augen von Teilnehmenden nach einem Workshop oder ganz konkreten Output.

Jana: Gibt es einen Erfolgsmoment, den Du teilen möchtest?

Sophia: Ganz besonders war für mich, als ich beim Rat für nachhaltige Entwicklung gesprochen habe. Danach war ich kurz in der Tagesschau und ich konnte mit Frans Timmermans sprechen, dem EU-Kommissar für Klimaschutz. Der ist unfassbar charismatisch und hat mich ernst genommen in unseren Forderungen. Das war ein bestärkender Moment.

Jana: Wo stößt du dennoch an deine Grenzen?

Sophia: Grenzen tun sich auf im Zeitaufwand und in dem, was ich durch mein Engagement tatsächlich erreiche. Es ist alles sehr zeitintensiv, auch wenn ich mich gerne  engagiere: Es ist durchaus anstrengend. Ich habe die letzten zwei Jahre jede Woche mindestens 20h ehrenamtlich als Jugenddelegierte gearbeitet. Und trotzdem werde ich immer noch nicht als Expertin des Gebietes wahrgenommen. Dadurch werde in dem, was ich erreichen kann, begrenzt. Wenn ich sehe, dass auch konkrete Forderungen in Positionspapieren nicht umgesetzt werden, steigt die eigene Frustration.

Jana: Wirst Du weitermachen?

Sophia: Unbedingt! Das Amt als Jugenddelegierte werde ich bald ganz regulär weitergeben. Ich werde mich dann in anderer Form beispielsweise als Lobbyistin für die Gute Sache einsetzen und unbedingt engagiert bleiben.

Jana: Wir sind gerade auf der youcoN, daher die Frage: Was ist Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) für Dich?

Sophia: BNE bedeutet für mich junge Menschen zu befähigen, sich einzubringen und aktiv ihre Mitwelt zu gestalten. Wichtig ist dafür die Wissensvermittlung, um komplexe Gedanken der Nachhaltigkeit verstehen zu können und im nächsten Schritt die Welt besser zu verlassen, als sie vorgefunden wurde.

Jana: Vielen Dank für das Gespräch!

Sophia: Sehr gerne.