Folgen des Klimawandels

Die Folgen des Klimawandels erleben wir immer stärker. Fluten, Dürren, Stürme und dutzende Waldbrände sind nur ein Teil der Katastrophe. Was macht es mit Menschen, wenn eine Flut über ihr Zuhause rollt? Wie wirken sich solche Krisensituationen auf die Lebenslust aus? Macht der Klimawandel sogar psychisch krank?

Wissenschaftler haben einen Begriff für das Gefühl, das entsteht, wenn einem die Heimat fremd wird oder verloren geht: Solastalgie. Solastalgie ist ein Neologismus, der eine Form des physischen oder existentiellen Stresses beschreibt, welcher durch Umweltveränderungen (vor allem Umweltzerstörung) hervorgerufen wird. Es beschreibt die Bedrohung des Zugehörigkeitsgefühls, die eigene Identität und das Kontrollempfinden. Auslöser ist der Klimawandel.

Konkret wird das Thema anhand des Hurrikan Katrina in den USA. Jeder zweite, über den der Sturm hinwegfegte, entwickelte in den folgenden Monaten eine Depression, eine Panik- oder Angststörung. Jeder sechste wies Anzeichen für eine Posttraumatische Belastungsstörung (PTBS) auf, eine Erkrankung, wie sie Soldaten nach einem Kriegseinsatz entwickeln oder Menschen, die gefoltert wurden. Anderthalb Jahre nach Katrina erwogen mehr als doppelt so viele Menschen wie zuvor einen Suizid.

Wir Menschen in Deutschland erleben diese Ereignisse oft abseits unseres eigenen Alltags, nur aus unserer eigenen, privilegierten Sichtweise. Waldbrände in Australien, die Folgen der Klimakrise scheinen viel zu entfernt für uns zu sein. Aber auch für Deutschland hat der Klimawandel immer gravierendere Folgen. Laut einer neuen Studie gab es in den vergangenen Jahren hierzulande weit mehr Hitzetote als in anderen Ländern der Welt.

Grund sei die Zunahme der Hitzetage pro Jahr in Kombination mit dem steigenden Anteil der Bevölkerung über 65 Jahre, schreiben die Forscher im Fachjournal „The Lancet“. Sie ermittelten für 2018 in Deutschland rund 20.200 Todesfälle bei über 65-Jährigen im Zusammenhang mit Hitze. Nur die zwei bevölkerungsreichsten Länder der Welt mit je rund 1,4 Milliarden Einwohnern lagen nach reinen Zahlen gesehen noch höher: China mit 62.000 und Indien mit 31.000 Hitzetoten. Diese Tatsache lässt auch uns Deutschen die Klimakrise als große Bedrohung wahrnehmen.

Corona macht die Katastrophe der Krise deutlich greifbar

Es hat unmittelbar mit dem Klimawandel zu tun, dass es zu dieser Dichte von Spezies und damit zu guten Bedingungen für das Überspringen von Krankheitserregern gekommen ist, wie ein Team vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung jetzt in einer neuen Studie zeigt.

Normalerweise leben Mensch und Tier getrennt voneinander. Der Mensch beispielsweise in der Stadt und die Tiere zum Beispiel in Regenwäldern. Krankheiten der Tiere bleiben normalerweise innerhalb ihres Lebensraums. Wenn aber der Mensch immer mehr in den Lebensraum der Tiere eindringt, gibt es keine Grenzen mehr zwischen Mensch und Tier. Die Folge: Die Krankheiten werden auch auf Menschen übertragen. Auf diese Weise konnte das Corona – Virus über die Fledermaus auf den Menschen übertragen werden.

Edward Holmes ist Evolutionsvirologe an der Universität in Sydney. Er untersucht die Vermutung, inwiefern das Virus SARS-CoV-2 über das Schuppentier, Pangolin oder Tannenzapfentier genannte Art, verbreitet wurde und schließlich über die Fledermaus zum Menschen gelang. Holmes hat mit einer Forschungsgruppe Beweise gefunden, dass die Viren in den Tieren genetische Bereiche haben, die denen des menschlichen Virus sehr ähnlich seien. Der wichtigste Bereich sei die sogenannte Rezeptor-Binde-Domäne. Diese schreibe dem Virus vor, wie es an menschliche Zellen andocken und sie infizieren könne.

Falsch ist es aber, die Schuld der Corona – Krise der Fledermaus oder dem Schuppentier zuzuschreiben. Der Mensch allein hat die Verantwortung, die Konfrontation mit der Tierwelt einzudämmen. Jeder Mensch muss sich dieser Verantwortung bewusst machen, um solche Pandemien in Zukunft zu verhindern.

Alle Menschen haben die Aufgabe, sich um die Welt zu kümmern

Solange unser Konsum und die damit verbundene Art der Landwirtschaft dazu führt, dass Menschen in anderen Ländern tiefer in die Urwälder gedrängt werden, wird sich das Risiko nicht minimieren, mit durch Wildtiere übertragenen Krankheiten konfrontiert zu werden.

Die Klimakrise ist daher nicht nur eine Frage des eigenen sogenannten ökologischen Fußabdrucks. Da Menschen ebenfalls Landwirtschaft betreiben, um ihre Existenz zu sichern, ist die Klimakrise auch Frage des Systems. Das System muss sich grundsätzlich ändern, damit sich die Welt erholen kann und langfristig ein gesundes Leben auf der Erde für jeden möglich ist. Denn die Klimakrise macht den Menschen krank.

 

Quellen: