Der 25. November ist der Internationale Tag zur Beseitigung von Gewalt gegen Frauen und Mädchen. Im Zuge der von den UN initiierten „Orange the World“-Kampagne wurde die Farbe Orange als Zeichen für eine Zukunft ohne Gewalt festgelegt. Sie steht als ein sichtbares Symbol der Hoffnung und des Engagements für eine Welt, in der Frauen und Mädchen frei und sicher leben können, ohne Gewalt zu erfahren.

Seit 1981 organisieren Menschenrechtsorganisationen wie Terre des Femmes am 25. November Gedenkveranstaltungen, die auf die unterschiedlichen Erscheinungsformen von Gewalt aufmerksam machen. Schon früh ging es dabei nicht nur um das Sichtbarmachen häuslicher oder sexualisierter Gewalt, sondern auch um gesellschaftliche Strukturen: Programme zur Förderung von Gleichstellung, der Einsatz gegen die ökonomische Abhängigkeit von Frauen sowie die Sichtbarmachung der „unsichtbaren Arbeit“, die Frauen im Bereich der Care-Arbeit leisten, unbezahlte Sorgearbeit, die weltweit überwiegend von Frauen getragen wird.

Ein Gedenktag mit Geschichte

Der ursprüngliche Hintergrund für die Initiierung des Aktionstages ist ein tragisches Mahnmal. Der Fall der Schwestern Mirabal prägt bis heute das Gedenken: Die drei dominikanischen Regimegegnerinnen und Schwestern, Patria, Minerva und María Teresa Mirabal, wurden am 25. November 1960 von Handlangern des diktatorischen Regimes in ihrem Heimatland verschleppt und ermordet. Ihr Einsatz gegen Unterdrückung und Gewalt machte sie zu Symbolfiguren feministischer Bewegungen weltweit.

Als sich lateinamerikanische und karibische Feministinnen im Jahr 1981 zusammenfanden, erklärten sie den 25. November zu einem Gedenktag für alle Frauen, die Opfer von Gewalt werden. 1999 griff die UN diesen Vorschlag offiziell auf und etablierte den Tag als festen Bestandteil des internationalen Menschenrechtskalenders. Seitdem findet jährlich zwischen dem 25. November und dem 10. Dezember, dem Internationalen Tag der Menschenrechte, die Kampagne „Orange the World“ statt, die weltweit Aktionen, Beleuchtungen und Bildungsprogramme initiiert, um auf die Problematik aufmerksam zu machen.

Neue Formen des Aktivismus: Die Roses Revolution

Eine neuere Bewegung, die sich diesem Tag anschließt, ist die 2011 in Spanien entstandene „Roses Revolution“. Frauen legen dabei am 25. November Rosen vor Kliniken oder Geburtshilfestationen nieder, an denen sie Gewalt während der Geburt erfahren haben, eine Form von Gewalt, über die lange kaum öffentlich gesprochen wurde. Mit dieser Initiative wird ein Bereich angesprochen, der häufig tabuisiert wurde: Demütigungen, Zwangsmaßnahmen und verbale Gewalt im medizinischen Kontext. Dadurch machen sie sichtbar, dass Gewalt gegen Frauen viele Formen annehmen kann und dass diese oft auch dort vorkommt, wo Frauen besonderen Schutz erwarten und besonders verletzbar sind.

Gewalt gegen Frauen – ein globales Problem

Die Zahlen sind bedrückend und eindeutig: In Europa wird jede dritte Frau im Laufe ihres Lebens Opfer körperlicher und/oder sexueller Gewalt. Weltweit sind es laut WHO rund 35 Prozent der Frauen. Die Dunkelziffer liegt vermutlich weit höher, denn viele Opfer scheuen aus Scham oder Angst vor Konsequenzen den Gang zur Polizei. Zudem existieren in vielen Ländern große Hürden, rechtliche Schritte zu ergreifen, es fehlt an Schutzeinrichtungen und Hilfsangeboten. Zudem belastet gesellschaftliches Stigma vielerorts die Opfer und hält sie davon ab, entsprechende Maßnahmen zu ergreifen.

Gewalt gegen Frauen zeigt sich dabei in sehr unterschiedlichen Facetten: körperliche Übergriffe, sexualisierte Gewalt, ökonomische Abhängigkeit, Belästigung, Stalking, Zwangsverheiratung oder psychische Gewalt, sie alle haben tiefgreifende Auswirkungen auf das Leben der Betroffenen. Besonders alarmierend ist die Kontinuität: Nach wie vor ist Partnerschaftsgewalt die häufigste Form von Gewalt gegen Frauen. Jede vierte Frau erlebt sie mindestens einmal in ihrem Leben. Auch hier wird die Dunkelziffer weitaus höher geschätzt.

Warum ein internationaler Gedenktag wichtig bleibt

Ein Blick in die Berichte von Hilfsorganisationen wie terre des femmes oder Amnesty International zeigt, dass Gewalt gegen Frauen weder ein Randthema noch ein vergangenes Problem ist. Die Corona-Pandemie hat die Lage vieler Frauen sogar verschärft: Lockdowns, Homeoffice und die Verringerung sozialer Kontakte führten weltweit zu einem deutlichen Anstieg häuslicher Gewalt. Gleichzeitig wurde der Zugang zu Beratungsstellen oder Schutzeinrichtungen zeitweise erschwert. Darüber hinaus ist die aktuelle Weltlage von vielen, gewalttätigen Konflikten geprägt, in denen Frauen und Mädchen Opfer von Gewalttaten werden.

Der 25. November bietet deshalb eine wichtige Möglichkeit, das Thema ins Bewusstsein der Zivilgesellschaft zu rufen, über Grenzen, Kulturen und gesellschaftliche Schichten hinweg – und politische Konsequenzen zu fordern. Veranstaltungen, öffentliche Kundgebungen, Podiumsdiskussionen und weitere Aktionen setzen Zeichen, geben Betroffenen Raum und stärken Initiativen, die sich im Alltag für Schutz und Gleichstellung einsetzen. Denn im Anbetracht der Kriege im Sudan, Gaza und dem Ukrainekrieg ist klar: Das Ziel, eine Welt ohne Gewalt gegen Frauen zu schaffen liegt noch in weiter Ferne.

Bildung, Prävention und politische Maßnahmen

Neben dem Gedenken geht es am 25. November zunehmend auch um die Frage, welche Maßnahmen notwendig sind, um Gewalt nachhaltig zu verhindern. Eine zentrale Rolle spielt Bildung, Programme zur Prävention von Gewalt in Schulen, der Abbau diskriminierender Geschlechterbilder oder Aufklärungsarbeit über Consent und Gleichberechtigung.

Politisch hat die Istanbul-Konvention, ein umfassendes internationales Abkommen des Europarats zur Verhütung und Bekämpfung von Gewalt gegen Frauen, eine große Bedeutung. Viele Länder arbeiten an der Umsetzung, doch längst noch nicht überall sind Schutzräume ausgebaut, Strafverfolgungen konsequent oder Beratungsangebote flächendeckend verfügbar. Länder, die keine Vertragsstaaten der Istanbul-Konvention sind, sind etwa die Türkei, Russland oder Aserbaidschan.

Aktionen zum 25. November

Der 25. November ist Mahnung, Plattform und Aufruf zugleich. Er zeigt, wie vielfältig die Formen von Gewalt sind, denen Frauen und Mädchen ausgesetzt sind und wie wichtig es ist, dass Betroffene gesehen, gehört und geschützt werden.

Orange beleuchtete Gebäude, Rosen vor Kliniken, Demonstrationen in Innenstädten und stilles Gedenken ergeben ein weltweites Signal. Sie erinnern daran, dass Gewalt gegen Frauen kein privates, sondern ein gesellschaftliches und politisches Problem ist. Auch in Deutschland finden in zahlreichen Städten Demonstrationen, Mahnwachen und Bildungsveranstaltungen statt, die darauf aufmerksam machen, dass eine Welt ohne Gewalt an Frauen und Mädchen ein wichtiges Ziel ist, für dessen Umsetzung wir kämpfen sollten.


Fotoquelle: https://pixabay.com/de/photos/kind-m%c3%a4dchen-portr%c3%a4t-gl%c3%bcck-gesicht-3199624/




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