Ständig auf Durchreise, beim Geschehen direkt vor Ort und in einem fremden Land unterwegs – der Beruf der Auslandsjournalist:innen, bzw. Korrespondent:innen scheint aufregend und vielfältig. Doch welche weiteren Seiten der Job hat, wird oft übergangen.
Dieser Artikel handelt von verschiedenen Kulturen, schnellen Berichterstattungen sowie den detaillierten Hintergründen und was es bedeutet ein Auslandskorrespondent zu sein.
Korrespondent – wer ist das?
Ein Korrespondent oder Korrespondentin ist eine Person, die in einem Land vor Ort auf Zeit über dieses berichtet und Beiträge für die Öffentlichkeit erstellt. Häufig werden zu aktuellen Ereignissen in der Politik, Wirtschaft, Gesellschaft und Kultur Beiträge und Hintergrundberichterstattungen erstellt, um Informationen an das Heimatland zu liefern, welche dort dann veröffentlicht werden. Sie sind in dem Land oft auswärts, da ihr Berichtsgebiet häufig große Regionen oder einen Kontinent umfasst.
Jeden Tag gibt es etwas Neues, kein Tag ist wie der andere. So vielfältig sind auch die Aufgaben, die Korrespondent:innen in ihrem Arbeitstag begleiten. Im Groben recherchieren und beschaffen sie Informationen, sammelt diese und wertet sie anschließend aus. Dazu kommt das Aufnehmen von Interviews und das Erstellen von passenden Berichten, Reportagen, Hintergrundberichten, welche anschließend zurück an die Heimatredaktion geschickt werden. Sie sind Live vor Ort, ganz nah an den Geschehnissen in der Region oder im Land. Teilweise sind sie auch vor der Kamera zu sehen, wie in den Tagesthemen oder weiteren.
Es gibt unterschiedliche Korrespondent:innen. Zum einen gibt es die Inlandskorrespondent:innen, die, anders als die Auslandskorrespondent:innen, über die Geschehnisse und politische Lage in einem Bundesland oder der Landeshauptstadt berichten. Sie nehmen Teil an Debatten in Parlamenten, Pressekonferenzen und offiziellen Terminen. Oft haben große Nachrichtensendungen auch Inlandskorrespondenten in der Bundeshauptstadt, die Landeshauptstädte sind eher in regionalen Medien vertreten. Zum anderen gibt es die Sonderkorrespondent:innen, welche für eine begrenzte Zeit in ein Gebiet reisen, um über ein bestimmtes Ereignis zu berichten. Sie bleiben oftmals nur wenige Tage bis Monate in diesem Gebiet und berichten vorrangig Live, bzw. über die aktuellen Entwicklungen. Solche Ereignisse reichen von Naturkatastrophen bis zu Sportveranstaltungen, wie dieses Jahr die Olympischen Spiele in Paris. Einen Sonderfall stellen ebenfalls die Kriegsberichterstatter:innen, welche aus einem Kriegsgebiet heraus berichten. Häufig handelt es sich bei diesen um Korrespondenten, die sich mit der Region auskennen oder ein großes Hintergrundwissen zum Konflikt besitzen. Sie schildern die Lage aus nächster Nähe als Augenzeuge, versorgen die Welt mit Bildern von den Live-Geschehnissen vor Ort und arbeiten den Konflikt verständlich auf. Doch, was genau macht jetzt ein Auslandskorrespondent:in?
„…sehr viel mehr Freiheit, aber eben auch sehr viel mehr Arbeit…“
Zu ihren journalistischen Aufgaben zählt vor allem die aktuelle Berichterstattung, wozu das Recherchieren, die Aufarbeitung und die Auswertung der Informationen zählen. Sie nehmen an wichtigen Pressekonferenzen teil, schreiben Berichte und Kommentare zu den Geschehnissen und drehen Reportagen. Sie reden mit vielen unterschiedlichen Menschen, wobei „man […] Menschen mögen“ muss, meint Doris Simon, Korrespondentin in Washington bei Deutschlandfunk. Diese können sehr verschieden von einem Selbst sein. Außerdem sprechen sie Live für die TV-Nachrichten oder den Hörfunk. In der Zwischenzeit eignen sie sich Informationen zu ihrem Land und dessen Geschichte sowie Kultur und Politik an, um auch bei Hintergrundberichterstattungen gut informiert zu sein. Es ist „…sehr viel mehr Freiheit, aber auch sehr viel mehr Arbeit…“, laut Doris Simon, Korrespondentin bei Deutschlandfunk. Es kommt auch „…immer auf das Medium an, für das man arbeitet.“ meint Christina zur Nedden, Korrespondentin in Singapur für Welt und weitere. Korrespondenten können sowohl angestellt bei einer bestimmten Redaktion sein, als auch frei für unterschiedliche Medienhäuser arbeiten.
Also sind vor allem Flexibilität, Zielstrebigkeit und Offenheit ausschlaggebende Merkmale, welche für den Beruf von Vorteil sind.
Vielfalt – in and out
Der Beruf ist attraktiv: als Auslandskorrespondent:in bleibt man nur für einen begrenzten Zeitraum in einem Land und kann somit seine Zeit ausgiebig für neue Einblicke und Erfahrungen nutzen. Außerdem hat man die Möglichkeit weitere Regionen und Orte zu besuchen und eventuell die Chance auch dort zu arbeiten. Jedoch muss bedacht werden, dass der Job viele Vorrausetzungen an den Korrespondenten:in stellt. Bspw. muss man die Motivation besitzen, eine (neue) Sprache auf hohem Niveau zu lernen, da diese für die Kommunikation vor Ort essenziell ist. Auch gute Englischkenntnisse sind ein Muss. Zudem hat man eine große Verantwortung, da sie teils von ganzen Kontinenten berichten und somit ein großes Wissen über aktuelle Geschehnisse beherrschen müssen. Und das unter Zeitdruck, da die Beiträge alle für die Sendungen nach deutscher Zeit fertigstellt werden sollen.
Leider gibt es in Medienhäusern immer wieder Kürzungen bei den Korrespondenten-Stellen. So berichtet Christina von Nedden, die als Einzige verantwortlich für die Berichterstattung von über 40 Ländern in Asien zuständig ist, dass es eigentlich mehr JournalistInnen bräuchte, die jeweils in einem Land stationiert sind. Trotzdem arbeitet man nicht allein vor Ort. Lokale Journalisten und Korrespondent:innen aus anderen Ländern reisen bei regionalen Berichterstattungen mit und über die Zeit hinweg kann ein großes Netz aus Kontakten mit anderen Journalist:innen aufgebaut werden, unter welchen dann neue Zusammenarbeiten entstehen können.
Doch gibt es eine potenzielle Gefahr der Korrespondent:innen, die sogenannten „Parachutits-Journalists“. Das sind Journalist:innen, die nur für einen kurzen Zeitraum, z.B. zu einem besonderen Ereignis, in ein Land einreisen und vor Ort berichten, bevor sie sich dann wieder auf den Heimweg begeben. Sie bilden neben den anderen Korrespondent:innen eine starke Konkurrenz, da ihre Reise meist günstiger für eine Redaktion ist als der Sitz eines Korrespondenten. Jedoch fehlt bei ihnen oft das tiefe Hintergrundwissen und das Verstehen, welches vor allem in Krisengebieten für eine klare Berichtserstattung gebraucht wird. Durch ihre längerfristige Arbeit vor Ort haben die Korrespondenten ein Gefühl für komplexe Sachverhältnisse und ihre entwirrende Aufarbeitung für die Öffentlichkeit. Dies ist wichtig, da so der Großteil der Bevölkerung aktuelle Ereignisse und Entscheidungen leichter verstehen und nachvollziehen kann.
Durch die aktuelle Berichterstattung sind aber feste Arbeitszeiten kaum möglich, sowie freie Wochenenden. Auch am Abend können Nachrichten aufkommen, die bis zum nächsten Morgen aufgearbeitet werden müssen, um sie in den deutschen Medien veröffentlichen zu können. Das kann ebenso eine Bereicherung sein. Die Arbeit kann direkt auf der Reise geschehen und zusätzliche Ereignisse miteinfließen, welche den Beitrag für das Publikum noch spannender machen. Und, die Arbeitsstunden können oft selbst eingeteilt werden. Dadurch, dass Korrespondent:innen einige Freiheiten in der Themengestaltung besitzen, kann auch mit unterschiedlichen Materialien gearbeitet werden. Es kommt ganz darauf an, welche Formate dann gefragt sind: es ist möglich, dass ein Interview geführt, dann wird eine Reportage gefilmt, oder Artikel geschrieben wird für die Heimatredaktion in Deutschland. Der „Arbeitsalltag“ wird also nicht langweilig durch die häufige Abwechslung an Themen und Formaten. Die Arbeitsform wird zudem immer weiter digitalisiert, womit der Arbeitsprozess vereinfacht wird. Die Berichte erhalten durch das digitale Publikum meist mehr Reichweite und lassen sich einfacher abrufen als mit analogen Mitteln.
Fazit
Der Beruf des Auslandskorrespondenten bleibt ein wichtiger Teil der Berichterstattung. Die Tage sind abwechslungsreich und man kann immer wieder neue Eindrücke und Wissen gewinnen, doch bedarf es an guter und detaillierter Planung. Manchmal ist man auch auf sich allein gestellt, man ist weit entfernt von der Heimatredaktion und seinen Kollegen. Dafür lernt man viele neue Menschen und Geschichten kennen, kann seine Beiträge freier gestalten und diese an die Öffentlichkeit tragen.
Dieser Arbeitszweig bleibt in Redaktionen ein wichtiger Teil der Nachrichten. Vor allem in Zeiten der Globalisierung und unserer immer schneller werdenden Welt ist es 00bedeutend, die Vorgänge und Geschehnisse um unsere Welt zu verstehen.
Was bleibt uns also in der Berichterstattung, ohne sie?
Teil der „Wie wird man eigentlich…?“ – Reihe.
Bildquelle: https://www.pexels.com/de-de/foto/display-bildschirm-stock-zeitungen-10556711/