Ebenfalls eine Erkrankung, die immer noch zu wenig Aufmerksamkeit erlangt, ist die Endometriose. Durch die sozialen Medien wurde sie allmählich bekannter, doch das eigentliche Problem ist damit noch lange nicht behoben: vom Auftreten des ersten Symptoms bis hin zur endgültig gestellten Diagnose der Krankheit vergehen im Schnitt 10,4 Jahre. Doch woran liegt das?

Was ist Endometriose überhaupt?

Viele Frauen kennen das Problem- und um genauer zu sein sind sogar 70% betroffen: Unterleibsschmerzen. Besonders während der Periode sind sie manchmal nicht auszuhalten. Solche Schmerzen werden in der Medizin als Dysmenorrhoe bezeichnet. Wissenschaftler stufen Unterleibsschmerzen während der Periode sogar so schmerzhaft wie einen Herzinfarkt ein. Oft werden diese leider immer noch klein geredet oder als normal abgetan, es wird gesagt, dass das eben zum Leben dazugehöre. Doch was viele nicht wissen: genau das kann eins der verschiedenen Symptome von Endometriose sein. Innerhalb der letzten Monate wurden die sozialen Medien immer wieder mit kurzen Erklärvideos zu dieser Erkrankung überflutet – sie wurde bekannter, auf sie wurde aufmerksam gemacht. Was fürs Erste wie ein riesiger Fortschritt erscheint, reicht leider noch nicht aus.

Doch was ist nun Endometriose?

Endometriose zählt zu den häufigsten gynäkologischen Erkrankungen. Bei einer Endometriose bilden sich gutartige, gebärmutterschleimhautartige Wucherungen, die oftmals starke Schmerzen verursachen können. Dieses Gewebe geht oft auf andere, benachbarte Organe über und wuchert dann dort, meist ist jedoch der untere Bauchraum oder auch der Darm betroffen. Die Anzahl an betroffenen Frauen ist schwer zu benennen, die Erkrankungshäufigkeit schwankt zwischen 7 und 15%. Im Jahre 2017 wurden allein in Deutschland knapp 28.000 Frauen aufgrund einer Endometriose-Diagnose im Krankenhaus behandelt.

Endometriose kann man in insgesamt vier verschiedene Stadien einteilen, die sich nach der Stärke der Ausbreitung der Herde richten. Aber diese Einteilung sagt nichts darüber aus, inwiefern die Betroffenen unter den möglichen Beschwerden leiden.

Symptome & Ursachen

Viele Frauen bemerken oft gar nicht, dass sie an einer Endometriose leiden. Oftmals wird diese bei einer Regeluntersuchung beim routinemäßigen Arztbesuch festgestellt. Mögliche Symptome sind zum Beispiel starke Unterleibsschmerzen während und außerhalb der Periode, Schmerzen während medizinischer Untersuchungen, „Geblähtheitsgefühl“ während der Menstruation, Rückenschmerzen, ein gestörter Zyklus (Zwischenblutungen etc.), aber auch eine erhöhte Infektanfälligkeit sowie auffällige Müdigkeit und Erschöpfung.

Bis heute sind genaue Ursachen für die Entstehung dieser Krankheit nicht bekannt; es gibt bisher nur Vermutungen, wie bestimmte Faktoren zusammenspielen. Beispielsweise wird angenommen, dass es ein gestörtes Zusammenspiel der Hormone oder des Immunsystems geben muss, da die körpereigene Abwehr normalerweise dafür sorgt, dass sich Zellen aus einem Organ nicht anderswo ansiedeln können. Da es in manchen Familien häufiger zu einer Endometriose kommt, werden auch genetische Faktoren in Betracht gezogen.

Wie wird Endometriose diagnostiziert?

Bei manchen kann man schon anhand eines simplen Ultraschalls erkennen, dass die betroffene Person an Endometriose leidet. Bei anderen wiederum kann man noch nichts erkennen, weswegen man weitere Maßnahmen treffen muss, um das Ganze genauer untersuchen zu können. Stellt der oder die Gynäkolog:in einen Verdacht auf Endometriose, so kann die betroffene Person in eine auf Endometriose spezialisierte Klinik überwiesen werden. Dort sind die Ultraschallgeräte meist noch genauer als in gynäkologischen Praxen. Sollte man auch da nichts Genaueres durch die medizinischen Untersuchungen herausfinden können, wird in der Regel eine Bauchspiegelung empfohlen. Denn durch einen Ultraschall können nur größere Endometriose-Herde oder die typischen Zysten erkannt werden, aber kleinere Verwachsungen sind nicht sichtbar. Eine Bauchspiegelung ist ein Eingriff , der unter Vollnarkose durchgeführt wird. Hierbei kommt ein dünnes Rohr mit einer kleinen Kamera zum Einsatz, welches in den Bauchraum eingeführt wird. Auf diese Weise lassen sich Endometriose-Herde und Verwachsungen im Bauchraum und im Becken erkennen. Bei dem Eingriff können auch Endometriose-Herde entfernt und Gewebeproben entnommen werden, um diese zu untersuchen. Findet man dort keine Herde oder Verwachsungen, so kann man mit hoher Wahrscheinlichkeit eine versteckte Endometriose ausschließen. Es ist aber auch möglich eine Endometriose mit Hilfe eines MRTs festzustellen. Im Blut mancher Frauen mit Endometriose kann ein bestimmter Wert erhöht sein, das sogenannte CA125. Manche Ärzt:innen erheben diesen Wert. Die Bestimmung dieser und anderer Blutwerte hilft jedoch nicht, eine Endometriose sicher diagnostizieren zu können.

Behandlungsmöglichkeiten

Steht die Diagnose fest, fragt man sich oft direkt: Wie geht es weiter? Wie kann ich mit dieser Krankheit möglichst ohne Einschränkungen und Beschwerden leben? Was gibt es für Behandlungsmöglichkeiten? Die gute Nachricht ist: es gibt viele verschiedene Möglichkeiten diese Erkrankung zu behandeln und die eigene Lebensqualität wieder zu verbessern. Doch welche Behandlung letztendlich infrage kommt, hängt davon ab, ob die betroffene Frau einen Kinderwunsch hat oder eben nicht. Wenn in erster Linie die Beschwerden, wie Schmerzen und Krämpfe, behandelt werden sollen, dann können Schmerzmittel, Hormone und Operationen dazu beitragen. Wenn die Frau allerdings einen Kinderwunsch hat, dann eignen sich hormonelle Methoden und Mittel nicht.

Entscheidet man sich für die Schmerzmittel, so werden in der Regel welche aus der Gruppe der nicht steroidalen Antirheumatika (NSAR) verschrieben. Dazu zählen zum Beispiel Wirkstoffe Ibuprofen, Diclofenac und Acetylsalicylsäure (ASS).

Möchte man die Endometriose aber lieber hormonell behandeln, gibt es hier verschiedene Mittel zur Auswahl. Hormone können die Endometriose-Herde „ruhigstellen“ und somit die dadurch entstehenden Schmerzen lindern. Es ist derzeit noch unklar, inwiefern sie die Herden auch zurückbilden können. Beendet man die Behandlung irgendwann, so kann die Endometriose auch wieder auftreten. Präparate mit dem Hormon Gestagen wirken bei Endometriose schmerzlindernd. Oft werden diese Präparate auch mit als erstes Mittel empfohlen. Gestagene können aber auch erhebliche Nebenwirkungen haben, wie zum Beispiel Gewichtszunahme oder starke Stimmungsschwankungen. Dann kann auch die sehr bekannte Antibabypille angewandt werden, da diese nachweislich Endometriose-bedingte Schmerzen lindert. Oftmals kommt es aber noch zu starken Schmerzen bei der sogenannten Abbruchblutung, weshalb die betroffene Person auch die Einnahmepause auslassen kann, damit es erst gar nicht dazu kommt.

Und wem diese Maßnahmen nicht sonderlich weiterhelfen, der kann auch auf operative Eingriffe zurückgreifen. Man kann während einer Bauchspiegelung Endometriose-Herde entfernen, aber auch mit einem klassischen Bauchschnitt ist das möglich. Bei beiden Methoden werden die Endometriose-Herde unter Vollnarkose durch Skalpell, Laser oder „elektrische Diathermie“ entfernt; beim Laserverfahren durch die Hitze der Laserstrahlen, bei der Diathermie durch die Hitze einer elektrisch aufgeheizten Sonde. Nach der Operation kann es aber passieren, dass sich innerhalb der nächsten Jahre wieder Endometriose-Herde bilden; diese Wahrscheinlichkeit liegt bei etwa 20%. Ebenso kann ein solcher Eingriff auch Komplikationen mit sich bringen, wie zum Beispiel Organverletzungen oder starke Blutungen. Mit einer Wahrscheinlichkeit von 1% kommt es aber nur sehr selten dazu. Vor den Eingriffen nehmen die betroffenen Frauen Hormonpräparate ein, die die Herde verkleinern und gleichzeitig restliches Gewebe ruhigstellen sollen. Ebenso kann damit einer Neubildung vorgebeugt werden. Studien ergaben, dass die Anwendung von Hormonpräparaten nach einer solchen Operation das Risiko senken können, dass sich neue Endometriose-Herde bilden. Es gibt aber keinen Beleg dafür, dass die Anwendung vor einer Operation einen Nutzen hat. Bei Frauen mit schlimmeren Beschwerden durch die Endometriose können sowohl Gebärmutter als auch Eierstöcke entfernt werden, wenn sich genau dort die Endometriose-Herde „sammeln“. Es sollte jedoch bedacht werden, dass bei einer Entfernung beider Eierstöcke die Wechseljahre abrupt einsetzen, da die Hormone dann nicht mehr produziert werden. Manche Frauen haben deshalb solche Beschwerden, dass sie um Hormonpräparate bitten. Diese aber können die Endometriose wieder auslösen. Man merkt also: es ist gar nicht so einfach. Und das hat eben damit zutun, dass Endometriose immer noch nicht genau und gut genug erforscht ist.

Fazit

Endometriose ist eine Krankheit, die behandelbar, aber nicht unbedingt heilbar ist. Es besteht immer ein Risiko, dass die Endometriose zurückkehrt oder sich die Beschwerden wieder verschlimmern. Welchen Behandlungsweg man jetzt wählt, sollte jede betroffene Person individuell entscheiden, da jeder Weg Vor- und Nachteile mit sich bringt. Warum man noch nicht viel über die Erkrankung weiß, hängt damit zusammen, dass diese lange keine Aufmerksamkeit erhalten hat und somit nicht wirklich erforscht wurde. Doch durch die sozialen Medien wurde zunehmend immer mehr über dieses Thema aufgeklärt. Es ist zudem oft ein Problem, dass die Betroffenen von ihren Ärzt:innen nicht ernst genommen werden und die Beschwerden nicht genauer unter die Lupe genommen werden. Hoffentlich wird durch die zunehmende Aufmerksamkeit und Bekanntheit etwas verändert, damit Betroffene genauere Antworten bekommen oder sogar für sich bessere Behandlungsmöglichkeiten wählen können.

 

Quellen: