Obwohl ich mich ein klein wenig auf diesen Moment gefreut habe, war es doch ein komisches Gefühl meiner Mitbewohnerin mein Handy zu übergeben. Sie hat mich ausgelacht mir aber auch gleich unmissverständlich klar gemacht, es gäbe zu keiner Zeit die Möglichkeit auch nur eine Sekunde einen kurzen Blick darauf zu werfen – sollte ich noch so vehement betteln. So war dann mein erster Gedanke ohne Handy: „Egal wo es jetzt versteckt liegt, an diesem Ort wird es jetzt also ohne die liebevolle Fürsorge seines treuen Besitzers die nächsten sieben Tage verschimmeln.“ Schnell verdrängt wurde dieser allerdings schon vom darauffolgenden Gedanken: „Und was jetzt?“ Zunächst einmal habe ich mich an meinen Laptop gesetzt und Spotify installiert. Und ein paar Stunden später fällt mir auf: Es hätte, und da bin ich mir rückblickend sehr sicher, einige Momente gegeben in denen ich bestimmt auf mein Handy geschaut hätte nur um dann festzustellen, dass ich keine neuen Nachrichten bekommen habe. Ich würde optimistisch von mir behaupten, dass ich nie ein Mensch war, der oft auf sein Handy geschaut hat. Aber erst jetzt fällt mir auf wie erschreckend oft ich das Bedürfnis habe oder gehabt hätte mein Handy nach neuen Nachrichten zu checken. In diesem Sinne bin ich schon etwas erleichtert und würde sogar behaupten dadurch sogar weniger Stress verspürt zu haben. So auch als ich heute – endlich muss man fast schon sagen – mal wieder Harry Potter und der Feuerkelch weitergelesen habe. Wenn ich gelesen habe, habe ich sonst bisher immer mein Handy neben mir liegen gehabt, um z.B. Lieder schneller überspringen zu können. Ohne das Bedürfnis ein gerade passendes Lied hören zu wollen, habe ich deshalb auch viel schneller und effektiver lesen können.
So lautet also mein Fazit nach dem ersten handylosen Tag: Mögen es die anfänglichen Motivationsschübe sein, aber der erste Tag ohne Handy war sehr entspannt. Klar habe ich mir schon hier und da Gedanken darüber gemacht, ob nicht doch gerade eine wichtige Nachricht auf WhatsApp oder eine neue Quizduell-Anfrage eingegangen ist. Aber das Gefühl nicht nachsehen zu müssen, weil es gerade schlicht nicht geht, war dann doch schlicht und einfach viel entspannter, als das Gefühl nach geschaut zu haben und enttäuscht zu werden. Die Befürchtung, dass ich mich vollkommen lustlos in meine vier Wände zurückziehe und verbarrikadiere hat sich nicht bewahrheitet. Fest steht aber auch: Es war nur der erste Tag. Ich war den ganzen Tag zuhause und habe mein Handy auch nicht sonderlich oft und zwingend gebraucht – wenn, dann nur als Nebenbeschäftigung. Es gab vor allem aber keine Situationen in denen ich wirklich auf ein Handy angewiesen wäre. Zähneknirschen und ausweglose Stresssituationen werden sich in den nächsten Tagen bestimmt noch häufen.