Ich besitze seit ein paar Monaten dank des ausgefuchsten Knebelvertrags meines Telefonanbieters ein neues Handy. Es ist das wahrscheinlich gerade beste auf dem Markt erhältliche High-End-Gerät: Das Huawei P20 Pro. Und das ist ein großes Handy – ein Handy das für meine Ansprüche ehrlich gesagt zu groß ist. Und trotzdem bin ich der Meinung, dass es das erste Handy ist, welches dem Namen Smartphone bisher am nächsten kommt bzw. am ehesten gerecht wird. Denn tatsächlich ist es nicht nur ein „phone“, sondern auch in der Tat äußerst „smart“. Nicht alle Smartphones können das von sich behaupten. Deswegen ist es auch kaum verwunderlich, dass das Huawei P20 Pro über Funktionen und Eigenschaften verfügt, die weit über die eines normalen Handys hinaus gehen: Octa-Core-Prozessor, 6-Zoll-OLED-Display, Split-Screen, überaus überzeugendes Layout, Gesichtsscanner, Bluetooth, WLAN, NFC, Gyroskop, 128 GB interner Speicher, 4000 mAh-Akku mit 16 Tagen Laufzeit und sonstiger technischer Firlefanz. Vor allem aber besticht das Huawei P20 Pro mit seiner überragenden Kamera-Qualität. Die Leica-Triplekamera besteht aus einer 40 MP-Kamera mit f/1,8/3,9mm, einer 20 MP-Kamera mit Autofokus und optischer Bildstabilisierung, einem 8 MP Tele-Objektiv und einer Frontkamera mit 24 MP. Deshalb ist es auch kaum verwunderlich, dass das Kamera-System des P20 Pro im DxOMark-Mobile-Test 109 Punkte erzielte und damit die beste jemals getestete Handykamera ist. Telefonieren kann man mit diesem Handy auch.

All das sind Funktionen die zwar toll und bewundernswert sind, die ich aber überhaupt nicht brauche bzw. jemals sinnvoll nutzen werde. Und genau das ist einer der Gründe, warum ich mich dazu entschlossen habe, eine Woche vollkommen ohne mein Handy zu leben. Außerdem bin ich es leid in jeder noch so kleinen Wartezeit sinnlos auf meinem Handy herum zu tippen. Denn meistens geht das nie über E-Mails checken, alte WhatsApp-Nachrichten durchlesen, nervige Cache-Daten löschen oder sinnloses Googlen nach vollkommen zusammenhangslosen Themen hinaus. Das Einzige, was mir sehr wahrscheinlich und am meisten fehlen wird, ist WhatsApp. Aus dem simplen Grund, dass es die Kommunikation grundsätzlich extrem erleichtert. Welche unerwarteten Einschränkungen sonst noch auf mich zukommen werden, werde ich erst zu gegebener Zeit wissen. Dann heißt es „Improvise. Adapt. Overcome.“ Was ich aber überhaupt nicht vermissen werde sind Facebook, Instagram, Snapchat, Jodel, Twitter usw. Denn im Gegensatz zu fast allen Gleichaltrigen bin ich bei keinem dieser Messenger registriert – vielleicht ein Nachteil würden manche sagen. Für diese Woche aber auf jeden Fall ein Vorteil, denn ich habe dann nicht plötzlich das Problem ohne sie auskommen zu müssen.

Eine Woche ohne Handy bedeutet für mich, dass ich wirklich eine ganze Woche 24/7 komplett auf mein Handy und dessen Funktionen verzichte. Es besteht dann nicht die Möglichkeit schnell eine Nachricht auf WhatsApp abzusenden, Telefonate zu führen, Bilder und Videos zu machen, gedownloadete Filme auf Netflix anzuschauen, Busverbindungen zu suchen oder außer Haus Musik zu hören – die Liste könnte endlos sein. Sicherlich werde ich deshalb in der nächsten Woche viele neue Erfahrungen machen. Ob mich diese Erfahrungen überzeugen, die handylose Woche auf einen Monat auszubauen? Ob ich nach der Woche froh bin, mein Handy wieder in der Hand zu halten? Was werden sich meine Freunde denken warum ich nicht antworte, sollte ich ihnen nicht von dem Experiment erzählen? Funktioniert mein Alltag auch ohne WhatsApp? Wie erreichen mich andere, wie ich erreiche ich sie? Werde ich bestimmte Dinge verpassen, erst später oder gar überhaupt nicht erfahren? Kann ich mir sicher sein, dass persönlich ausgemachte Abmachungen, Unternehmungen oder Verabredungen eingehalten werden? Wie erfahre ich ohne Handy, ob und warum mich jemand wirklich dringend erreichen wollte? Kann ich mir womöglich auch vorstellen mit einem altbewährten Tastenhandy ohne Schnick-Schnack zu leben? Auf all diese Fragen hoffe ich in den nächsten Tagen Antworten geben zu können.