Vor neun Jahren wurde in Deutschland der 4G-Standard für den Datenaustausch über Mobilfunknetze eingeführt. Damals glaubte man daran, dass die 4G-Netze neue Perspektiven schaffen. Mittlerweile hat die Branche neue Technologien entwickelt: Jetzt stehen wir vor der Einführung von 5G, das wieder ganz neue Grenzen setzen wird.
Im letzten Jahr stellte Huawei bereits das erste Modul vor, das Datenübertragungen nach dem 5G-Standard unterstützt. Im Juli ist es dem Unternehmen Qualcomm dann gelungen, 5G-Module markttauglich zu machen, indem die Firma die Größe des Moduls auf die eines US-Pennys reduzierte.
Der erste Chip, der Prozessor und 5G-Modul vereint
Auf der IFA präsentiert Huawei jetzt den weltweit ersten Smartphone-Prozessor, der einen herkömmlichen Prozessor und ein 5G-Modul vereint. Der neue Kirin 990 5G ist zwar kleiner als ein Fingernagel, seiner Konkurrenz aber trotzdem deutlich überlegen. Insgesamt 10,3 Milliarden Transistoren hat Huawei in dem winzigen Chip verbaut. Bereits in diesem Monat soll der Vertrieb des Modells auf dem neuen Handy Huawei P30 Pro starten.
5G als Revolution der Datenübertragung
Die 5G-Technologie erlaubt diesem Prozessor Übertragungsgeschwindigkeiten von bis zu 2,3 Gigabyte in der Sekunde im Download und 1,25 Gigabyte in der Sekunde im Upload. Um höhere Datendurchsätze zu erzielen, wird zusätzlich beim Upload eine parallele Verbindung zu vorhanden 4G-Netzen (LTE-Netzen) aufgebaut. Beide Modelle sind Dual-SIM fähig und ermöglichen die IP-Telefonie nach dem Standard Voice over LTE, wobei letzterer nur 4G-Verbindungen unterstützt und beim Upload zusätzlich beansprucht wird.
Die Rechenkraft im Vergleich
Zudem hat Huawei gleich mehrere Schritte unternommen, um die Akkueffizienz der neuen Chips zu optimieren. Einer davon ist die Reduktion auf zwei große Kerne mit 2,86 GHz Taktfrequenz, zwei mittlere Kerne mit 2,36 GhZ Taktfrequenz und vier kleine Kerne mit 1,95 GhZ Taktfrequenz. Insgesamt handelt es sich also um einen Octacore-Prozessor. Dieses Verfahren verbraucht nur 15 mA beim Entsperren des Gerätes mit Gesichtserkennung auf Basis künstlicher Intelligenz. Ein herkömmlicher Chip nimmt dafür 259 mA in Anspruch. Auf Basis dieser Einsparungen fällt der Energieverbrauch 44 % geringer aus als bei einem vergleichbaren Snapdragon. Außerdem wird dadurch eine um etwa 10 % höhere Leistungsfähigkeit erzielt.
5G in Deutschland
5G ist sicherlich ein interessantes Konzept für die Zukunft, in Deutschland aber zur Zeit noch nicht markttauglich. Mit dem Start der IFA hat die Telekom den Betrieb der ersten 5G-Netze Deutschlands aufgenommen, die momentan aber eher als Pilotprojekt verstanden werden sollten. Solange die Bundesnetzagentur nicht ihre Preispolitik bei der Vergabe der Frequenzen überdenkt, wird der Netzausbau in Deutschland weiterhin nur schleppend vonstattengehen. Noch immer ist in vielen ländlichen Gebieten nicht einmal eine flächendeckende LTE-Abdeckung vorhanden.
Auch wenn die vielen Vorteile der 5G-Netze überwältigend sind, bleibt uns in Deutschland nur übrig, zu warten. Für viele von uns, vor allem in den ländlichen Gebieten, wird 5G also erst einmal nur eine Vision bleiben.