Wer schon immer mal wissen wollte, wie viel Politiker verdienen oder wie ein Plenarsaal aussieht, für den ist ein Besuch des Landtags genau das Richtige. Die Junge Presse veranstaltet regelmäßig Seminare in Form von Live-Redaktionen, Kompetenztrainings, oder Expertengespräche für junge Medienmacher. Ein Seminar davon war der Landtagsbesuch am 21.03.2019.
Nach der Sicherheitskontrolle haben alle Besucher ein paar Minuten Zeit, um sich umzusehen und die prächtige Dachkonstruktion des Landtags in Miniatur zu bewundern.
Während einer Einführung geben Mitarbeiter das Landtags Auskunft über das Gebäude. Die runden, bewegten Formen das Baus stehen für Dialog und Demokratie.
Der Plenarsaal ist so aufgebaut, dass man von der Besuchertribüne die 199 Plätze der Abgeordneten und wenig höher die der Minister sieht. Im Saal sitzen aber auch Stenografen, die sich alle acht Minuten abwechseln. Der eine notiert alles Gesagte in stenografischen Symbolen und der andere überträgt es in die normale Schrift. Die gesamte Sitzung kann mithilfe von Symbolen aus der Stenografie auf Postkartengröße zusammengefasst werden. Warum werden stattdessen keine Videoaufnahmen gemacht? Erstens würde man aufgrund der vielen Redner akustisch nicht viel verstehen und zweitens ist Technik leicht manipulierbar. Diesen Beruf kann man in einer Fortbildung erlernen und er ist gut bezahlt.
Nun zeigt die Gruppenleiterin eine Tabelle zu Diäten (Abgeordnetenbezüge). Die Abgeordneten verdienen 11.361,47€ brutto. Davon werden 2.239,24 als Pflichtbeitrag für das Versorgungswerk, einem ähnlichen Beitrag, wie die Steuern, abgezogen. Bei Abgeordneten, die gleichzeitig Mitglied des Deutschen Bundestages oder Mitglied des Europäischen Parlaments sind, entfallen 71,5% der Bezüge.
Besucher des Landtags haben die Ehre, sich Plenarsitzungen ansehen zu können. Am internationalen Tag gegen Rassismus, dem 21.03.19 diskutieren die Abgeordneten über dieses Problem und stimmen über eine Erklärung gegen Rassismus und Diskriminierung ab. Aber auch über die Digitalisierung des Ehrenamtes wird abgestimmt. In Form einer App sollen sich Ehrenamtliche und Einsatzstellen zukünftig besser vernetzen können.
Es scheint, als wäre der Plenarsaal halb leer. Das liegt zu Teilen daran, dass ein Abgeordneter des Landtags zwar in allen Anliegen abstimmen darf, im Regelfall aber meist nur an den Abstimmungen teilnimmt, die auch konkret in seinem Zuständigkeitsbereich liegen.
Die Plenarsitzung ist so spannend, dass man stundenlang zuhören könnte, doch für die Besucher der Jungen Presse beginnt schon die Diskussion mit dem Abgeordneten Alexander Vogt (SPD). Er kommt aus Herne, hat in Gelsenkirchen Journalismus und Public Relations studiert und ist seit seinem 15. Lebensjahr politisch engagiert. Zuerst verschaffte er sich den Überblick über verschiedene Parteien durch Gespräche und den konstruktiven Austausch über langfristige Ziele.
Entschieden hat sich Vogt am Ende für die SPD, weil ihm Chancengleichheit wichtig ist. Der Abgeordnete ist der Meinung, dass niemand in die Politik geht, um Geld zu verdienen, sondern weil man etwas verändern und sich für etwas einsetzen möchte. Außerdem stellen junge Engagierte den Jugendlandtag vor, in dem 16-20 Jährige den Landtag jedes Jahr simulieren. Drei Tage lang erleben sie den parlamentarischen Alltag mit Fraktions- und Ausschusssitzungen sowie zwei Anhörungen mit Sachverständigern. Höhepunkt ist hierbei die Plenarsitzung, bei der die Jugendlichen Anträge stellen und über aktuelle Themen diskutieren. Zuvor hatten sie sich bei Abgeordneten beworben und wurden ausgewählt. Für viele ist das der erste Schritt in politisches Engagement.
Der Besuch des Landtags ist für jeden jungen Menschen, der politisch interessiert ist, zu empfehlen. Die Vielzahl der Einblicke in die Parlamentsarbeit stellt für jeden, der offen für neue Erfahrungen ist, sicherlich eine große Bereicherung dar.