Um die perfekte Arbeitsmaschine für Ihre Institution zu erbauen, benötigen Sie nichts weiter als ein Bauteil und viele Jahre Geduld. Es braucht ein junges Lebewesen, biegsam und leicht zu formen, wie eine Modelliermasse: Das Menschenkind.

Dieses behüten Sie wohl bis zu seinem 6. Lebensjahr, um dann durch das Schulgesetz den Übergang in die Grundschule zu erwirken. Dort bürden Sie dem jungen Menschenkind Last und Stress auf, erzwingen Respekt, erzeugen Angst und schränken ohne Vorwarnung die Entfaltung der eigenen Persönlichkeit ein. Aber Achtung: Keine Eile! Der Druck soll über die Jahre steigen, bei plötzlichem Überladen droht Einsturzgefahr!

In der Grundschule lernt das Menschenkind, abgesehen von Grundlagen, erstmals sich autoritären Persönlichkeiten zu unterwerfen und die eigenen Bedürfnisse hinten anzustellen.

Mit dieser Basis sind Sie bestens für den nächsten Schritt dieser Bauanleitung ausgestattet: Die weiterführende Schule. Jetzt bitte genauestens lesen und nachmachen, jede andere Handlung könnte zu einer stabilen Maschine resultieren! Das Menschenkind darf keinerlei Wertschätzung für seine Leistungen erfahren, darf nicht als gleichwertiger Mensch zur Lehrkraft betrachtet werden und soll stets für die Schule leben. Vermeiden Sie unter allen Umständen Individualismus, es könnte sich positiv auf die Entwicklung des Menschenkindes auswirken!

Falls Ihnen beim Bauen der Maschine Fehlfunktionen anhand von physiologischen und psychologischen Beschwerden auffallen, haben Sie die bisher genannten Schritte meisterhaft befolgt. Nehmen Sie bitte keine Rücksicht auf das Menschenkind. Bleiben Sie ignorant, das Menschenkind soll lernen, unter allen Umständen weiterzuarbeiten, ob nun kaputt in der Schule oder krank im Bett. Es darf keine Defizite geben, das Menschenkind ,,lernt fürs Leben’’.

Sie können zur Labilität der Maschine beitragen, indem Sie wegschauen, wenn das Menschenkind gemobbt wird oder indem Sie selbst aktiv dazu beitragen, dass das Menschenkind sich schlecht fühlt. Besonders im Jugendalter manifestiert sich die Persönlichkeit des Menschenkindes für ein Leben lang, nutzen Sie diese Chance und toben Sie sich aus. Springen Sie auf der Psyche des Menschenkindes herum, um zu testen, wie lange das Gerüst intakt bleibt. Je länger es standhält, desto besser, denn dann wird es nach einiger Zeit umso stärker in sich zusammenbrechen. Merken Sie sich deshalb: Den Druck niemals abladen!

Wenn Sie alle Anweisungen befolgt haben und das Menschenkind seinen Schulabschluss erreicht, sorgen Sie noch einmal dafür, dass das Menschenkind nicht vergisst, was es in seiner Schulzeit ,,fürs Leben gelernt’’ hat. Setzen Sie es unter Druck, entziehen Sie Schlaf und Freizeit, machen Sie es fertig!

Gratulation! Das Menschenkind hat seinen Schulabschluss und Sie sind fertig mit dem Aufbau. Nun können Sie diese menschliche Arbeitsmaschine in Ihrer Institution einsetzen. Sie können die Maschine würdelos behandeln und mit Füßen zertreten, sie von sich selbst und ihrem Leben und Umfeld abkapseln. Die labile Arbeitsmaschine wird trotz aller Respektlosigkeit weiterarbeiten, weil sie existenziell auf Ihre Bezahlung angewiesen ist. Und Sie brauchen nicht einmal fair für ihre Arbeit zu bezahlen, denn das Menschenkind wird sich so fühlen, als wäre es nichts wert dank Ihrer Erziehung. Wahrscheinlich wird diese Arbeitsmaschine Ihnen Ihre ganze Arbeit abnehmen, wenn Sie nur gut genug auf sie einreden und sie manipulieren, denn dieses Umfeld ist sie von klein auf gewohnt und durch ihre Unsicherheit auf sie angewiesen.

Sie haben es geschafft, einen unsicheren Menschen heranzuzüchten, der in seiner Persönlichkeit unterentwickelt und in seinem Schulabschluss ausgezeichnet ist. Sie haben aus einem spielenden Kind im frischen Wind einen Arbeiter in einem stickigen Büro gemacht. Sie haben einem Menschen voll Potential den Geist genommen, das Leben verdorben, der Jugend beraubt. Dank Ihnen hat das Menschenkind in der Schule ,,fürs Leben gelernt’’. Gelernt für die Arbeit zu leben.