Im Sommer häufen sich die Veranstaltungen und Aktionstage: So ist beispielsweise jedes Jahr in den Sommermonaten der Christopher Street Day und auch der Jugendaktionstag „Reclaim the Streets“, gleichermaßen bekannt als „Reclaim your streets“. Dieser findet jährlich zu Beginn der wärmsten Jahreszeit statt. An dem Tag möchte die Jugend zeigen, dass die Stadt auch ihnen gehört. Auf deutsch heißt „Reclaim the streets“ so viel wie „Holt euch die Straßen zurück“. Es bezeichnet eine Aktionsform mit dem übergeordneten Ziel, den öffentlichen Raum gemeinschaftlich anzueignen. Dabei stehen die Interessen und Wünsche von Jugendlichen im Vordergrund. Ziel ist es, Menschen zu ermutigen, sich mit Ideen für eine gerechtere, lebenswerte und nachhaltigere Gestaltung des öffentlichen, innerstädtischen Straßenraums auseinanderzusetzen. Beteiligt sind dabei Vereine, Verbände und Initiativen der Jugend(verbands)arbeit und der Jugendsozialarbeit sowie engagierte Kinder, Jugendliche und Fachkräfte. Dabei gibt es auch die Möglichkeit, dass junge Menschen in einer Diskussionsrunde mit Entscheidungsträger:innen über ihre Bedürfnisse, Erwartungen und Ideen ins Gespräch kommen. Um die Veranstaltung abzurunden, besteht des Weiteren oftmals ein vielfältiges Bühnenprogramm mit Livemusik, Mitmachaktionen, Workshops und vielem mehr.

In einigen Städten in Deutschland findet der Jugendaktionstag „Reclaim the streets“ regelmäßig statt, weit verbreitet ist er bisher jedoch nicht.

In Rostock jährte sich „Reclaim your streets“ dieses Jahr bereits zum 9. Mal. Dabei gibt es jedes Mal ein Hauptthema, um das sich alles dreht. In diesem Jahr war es „Unser Rostock“. Inhaltlich ging es unter anderem um Fragen wie „Wo sind die Jugendlichen?“, „Wo haben sie Räume?“,  „Wo dürfen sie sein?“, „In welchen Stadtteilen halten sie sich auf?“, „Was brauchen sie noch in den Stadtteilen?“. „Wir versuchen aus den Dingen, die uns im Alltag auffallen oder die Jugendliche uns sagen, ein Thema zu finden.“, erklärt Tanja Czechl. Sie ist Teil des Organisationsteams. „Wir sind Jugendsozialarbeiter:innen aus der Hansestadt Rostock, die sich zusammengeschlossen haben, um mit und für Jugendliche diesen Aktionstag zu organisieren.“. Dabei versprechen sie sich von „Reclaim your streets“, „dass Jugendliche gesehen werden, gehört werden, in ihren Bedürfnissen wahrgenommen werden und auch die Rechte, die Jugendliche haben, wahrgenommen, akzeptiert und auch angenommen beziehungsweise von den Jugendlichen durchgesetzt werden.“ Dabei steht alles unter dem Zeichen „Jugend gehört dazu!“. Man möchte Jugendlichen einen Raum geben, sich einzubringen. Aus diesem Grund werden bei „Reclaim your streets“ oft Vereine und Jugendkulturen vorgestellt, die für die jungen Teilnehmenden von Interesse sein könnten.

Espen Bernsdorf war dieses Jahr zum dritten Mal vor Ort und hat die Veranstaltung bereits zum zweiten Mal als Moderator begleitet. „Das Krasse ist, dass da sehr viel aufeinandertrifft, also einerseits Unterhaltung, Musik und Bühnenprogramm, dann politische Diskussionen und eben auch die ganzen Vereine, die sich vorstellen. Das ist so ein Dreiergespann, das irgendwie ganz schön viel vereint und das hat eine ganz schöne Power.“, schwärmt er von diesem Jugendaktionstag. „Im besten Fall können sehr viele Leute aufeinander treffen, also sowohl aus den verschiedenen Stadtteilen, als auch aus verschiedenen Schichten oder von der Politik oder Leute, die von der Politik keine Ahnung haben, aber interessiert sind. Deswegen ist es auch so wichtig, weil es da zum Austausch kommen kann.“, ergänzt der 18-Jährige. Ihm gefällt „Reclaim your streets“, weil „es immer eine sehr lockere Stimmung ist. Das ist eine sehr gute Bandbreite, also einerseits politische Diskussionen, wo etwas angeregt werden kann, aber andererseits ist es auch sehr entspannt und eine lockere Atmosphäre, deswegen macht das sehr viel Spaß.“

Hoffen wir also, dass „Reclaim your streets“ noch öfter stattfinden und auch in anderen Städten mehr verbreitet wird!

Quellen:

Fotos: Andreas Schwarz