Zeitpunkt: Montag, der 17. Januar
Ohne zu wissen, dass heute tatsächlich ein außergewöhnlicher Tag war, hat mich durgehend ein seltsames Gefühl begleitet. Alles schien mir schwerer zu fallen als sonst. Ich kam kaum aus dem Bett, die Sportübungen am Morgen raubten mir die letzten Kräfte und sogar der erste Kaffee, der sonst nicht allzu lange auf seine Wirkung warten lässt, konnte nur wenig ausrichten. Kein Wunder – denn nach der Durchsicht meines Instagram-Feeds hat sich eine plausible Erklärung für meinen offenbar fehlerhaft diagnostizierten Winterblues aufgetan. Ein Phänomen, das unter dem Namen „Blue Monday“ bekannt ist, sollte die Erklärung aller Antriebslosigkeit, Müdigkeit und Lustlosigkeit sein.
Diese Theorie zum „Blue Monday“ geht auf den Psychologe Cliff Arnall zurück, der diesbezüglich Berechnungen unternahm und ausgerechnet den dritten Montag im neuen Jahr, den heutigen 17. Januar, als traurigsten Tag des Jahres bestimmte. Und nicht nur das – der „Blue Monday“ scheint sich unter dem Namen „Januar Blues“ auf den gesamten ersten Monat im Jahr auszuweiten.
Grund für diese Phänomene sei der Alltagstrott, der nach den Feiertagen im Dezember wieder eintritt und uns in die altbekannte Realität zurückwirft. Außerdem wurden all die ohnehin utopischen Neujahrvorsätze schon längst gebrochen und man wird sich der eignen Schwächen ein weiteres Mal bewusst. Nicht zu vergessen tragen die immer noch andauernden, dunklen Tage und der damit einhergehende Überschuss an Melatonin sowie der Mangel an Serotonin nicht gerade zur Verbesserung der Stimmung bei.
Genug Gründe also um an dieser These festzuhalten? Eher nicht. Denn aus wissenschaftlicher Perspektive ist diese Theorie kaum haltbar. Die willkürlich zusammengewürfelten Variablen der aufgestellten Formel sowie die Tatsache, dass der Auftrag dieser Forschung von einem Reiseunternehmen stammt, lässt an der Glaubwürdigkeit zweifeln. An der Tatsache, dass die Wintermonate uns dennoch einiges abverlangen ist allerdings schon etwas dran. Nicht ohne Grund leiden zahlreiche Menschen zu dieser Zeit unter erstzunehmenden Winterdepressionen.
Falls es allerdings lediglich einen Motivationsschub für diesen kleineren oder größeren Durchhänger bedarf, sind passende Lösungen zum Greifen nah. So kann das bewusste setzen von Zwischenzielen für Vorfreude und den gewünschten Antrieb im Alltag sorgen. Sie dienen als kleine aber bedeutsame Etappenziele, um das große Ganze schließlich zu erreichen und die kleinen Erfolge zu feiern. Die Vermeidung von Stress sowie das Allheilmittel Sport sollten ebenfalls auf keiner To-Do-Liste fehlen. Zu guter Letzt kann die Planung von Ausflügen, Kurzurlauben oder einem Abend mit Freunden als Energiequelle für den Alltag dienen. Falls das alles nicht helfen sollte, bleibt wohl nur die Einsicht, dass jeder noch so traurige Tag einmal zu Ende geht.
Quellen:
https://www.theguardian.com/science/2006/dec/16/badscience.uknews
Foto: Michelle Schwarz