In den letzten Jahren wird immer öfter über die Spaltung der Gesellschaft gesprochen. Doch stimmt das überhaupt und was steckt eigentlich dahinter?
Seit 2015 kann man in den sozialen Medien zunehmend mehr über politische Themen lesen. Die sogenannte Flüchtlingswelle wurde von Parteien wie der AFD, der NPD und der Rechten genutzt, um neue Anhänger:innen zu gewinnen. Als Gegenbewegung haben auch linke Parteien den Diskurs genutzt, um ebenfalls Mitglieder:innen zu gewinnen. Dadurch wurden polarisierende politische Meinungen bestärkt und durch Social Media immer sichtbarer. Aus dieser Meinungsvielfalt, entstand schnell ein Links-Rechts-Bild ohne Sicht auf demokratische Kompromisse.
Die Medien berichten bis heute gerne von solchen Debatten, die Gesellschaft scheint gespalten. Eine Ipsos Studie, die von der BBC in Auftrag gegeben wurde, ergab: 2018 waren drei Viertel der europäischen Bevölkerung der Meinung, die Gesellschaft sei stärker gespalten als zehn Jahre zuvor. Diese Spaltung findet man jedoch nicht nur im Internet: Auch auf Demonstrationen, wie am ersten Mai in Essen und Düsseldorf, kann dies beobachtet werden. Rechte gegen Linke und dazwischen der Staat, in Form von zahlreichen Polizist:innen. Auf beiden Seiten werden diese stark kritisiert. Rechte rufen auf sich nicht von der Polizei provozieren zu lassen. Linke beschweren sich lautstark über unangemessene Gewalt seitens der Polizist:innen. Die Spaltung, Wut und Verbissenheit ist auf solchen Demos klar zu erkennen.
Doch wie gespalten sind wir wirklich? Sind AFD und Linke politisch unvereinbar? Eine Studie der Konrad Adenauer Stiftung aus dem Jahre 2019 zeigt: Linke und AFD haben in ihren Parteiprogrammen etwa 7% Überschneidung. Die Linke hat neben diesen 7%, auch noch jeweils 12% Überschneidung mit CDU und FDP. Nach außen hin scheint die politische Landschaft gespalten, unvereinbar. Dennoch: Diese Studie belegt, so verschieden wie sie scheinen, sind die einzelnen Parteien vielleicht doch gar nicht. Das bedeutet nicht, dass einer Koalition zwischen Linke, AFD, FDP und CDU nichts mehr im Wege stände, aber es zeigt welch falsches Bild teilweise vermittelt wird.
Polarisierende Meinungen verbreiten sich dank Instagram und Co immer schneller. Diskussionen werden nicht mehr sachlich, sondern frei nach dem Credo: „Wer am lautesten schreit, hat Recht“ geführt. Und die Medien? Stürzen sich drauf! Was wir brauchen, ist vielfältige Berichterstattung, die nicht von Konflikt zu Konflikt eilt, sondern versucht zu einen. Wir müssen uns bilden und gegen Hass und Hetze ist zu demonstrieren. Doch wir müssen versuchen uns darauf zu besinnen, was es uns ermöglicht frei zu demonstrieren: Demokratie.
Auch wenn in vielen Bereichen ein Umbruch nötig ist, Demokratie ist vielfältig und braucht ihre Zeit. Die Geschichte zeigt, wozu radikale Meinungen und die Unterdrückung politischer Gegner:innen führen können. Daran sollten wir alle arbeiten. Wo wir damit beginnen ist letztendlich egal, doch die Rolle der Medien ist dabei keineswegs zu unterschätzen.