“Ich habe das Gefühl, Erwachsene vergessen manchmal, was junge Menschen im Ehrenamt alles leisten”, sagt die 20-jährige Elena Keil, die sich seit einem Jahr aktiv im Jugend-Panel “youpaN” einbringt. Das youpaN beteiligt junge Menschen im Alter von 14 bis 23 Jahren an der Umsetzung des Nationalen Aktionsplans. Im Gespräch stellt Elena ihr ehrenamtliches Engagement im youpaN vor und weiß, was Jugendliche erreichen können.
Ann-Kathrin: Was macht das youpaN?
Elena Keil: Im youpaN arbeiten wir auf zwei Ebenen: Politisch und zivilgesellschaftlich. Es gibt eine nationale Plattform BNE, die beratende Funktionen in der Politik übernimmt und auf der wir stimmberechtigt sind. Sie besteht aus Fachforen, in denen unglaublich viele Expertinnen und Experten sitzen und tagt zweimal im Jahr. Das sind alles Erwachsene. Die haben ihren Blick und das Fachwissen für ihre Bereiche, aber sie reden über Bildung, das geht uns Jugendliche an. Es ist deshalb ganz wichtig, dass wir als youpaN junge Perspektiven mit einbringen und hier vertreten sind. Das wird erst durch Jugendprojekte, wie die youcoN und youprO möglich.
Was ist nachhaltige Bildung für dich?
Der Nachhaltigkeits-Gedanke muss in Kindergärten und Schulen getragen werden, damit Menschen so früh wie möglich lernen, nachhaltig auf diesem Planeten zu leben. Der ganze Lernort muss nachhaltig gestaltet werden. Mit Nachhaltigkeit meine ich nicht nur ökologische Aspekte, sondern auch nachhaltiges Lernen. Ich bin gegen dieses typische Bulimielernen, sich ganz viel Wissen aneignen, das kotze ich dann später in der Prüfung wieder aus und es ist vorbei. Es gilt für das Leben zu lernen und nicht für den Schreibtisch.
Was fordert das youpaN?
In allen Forderungen geht es darum, Jugendbeteiligung und das BNE voranzubringen. Es gilt die Strukturen der Jugendbeteiligung zu verbessern und passende Formate zu schaffen, damit sich noch mehr junge Menschen beteiligen können. Wir fordern, dass es in jedem Land einen Jugendzukunftsrat gibt, in dem Jugendliche zusammenkommen und politische Entscheidungen mitberaten und entscheiden können. Es ist auf Bundesebene möglich; warum nicht auch in den Ländern.
Was sind deine Aufgaben?
Ich mache die Öffentlichkeitsarbeit, weil ich darin eine große Chance sehe, viele Menschen zu erreichen. Viele Menschen kennen BNE nicht. Sie wissen nicht genau, was sie sich darunter vorstellen können. Außerdem unterstütze ich ab und zu unsere Bildungsprojekte, die youprOs. Wir als youpaN können frei über ein Budget entscheiden, das für nachhaltige Projekte vorgesehen ist und junge Ideen mit bis zu 5.000€ fördern.
Welches Projekt ist dir in Erinnerung geblieben?
Letztes Jahr hat ein Team zur Weihnachtszeit einen Workshop zum nachhaltigen Schenken gemacht, das fand ich richtig schön. Sie haben gemeinsam überlegt, welche Geschenke sie nachhaltig verschenken können und ob wir diesen Konsum-Wahnsinn überhaupt brauchen. Das finde ich ganz cool, denn ich beschäftige mich auch persönlich viel mit Konsum. Auch soziale Nachhaltigkeit ist wichtig. Das vergessen viele allerdings. Deshalb haben wir auch einen Workshop für Seminarleitungen gefördert: Was machst du, wenn du selbst einen Kurs leitest und mit jemandem konfrontiert bist, der rechte Thesen vertritt? Auch die vielen kleinen Projekte mag ich sehr: Da waren zum Beispiel Schülerinnen, die Green-Boxen in ihrer Schule aufbauen wollen und dabei Förderung benötigen und es gibt viel weitere Ideen.
Was ist dir bei deinem Ehrenamt wichtig?
Anerkennung und Wertschätzung! Ich mache das super gern, aber es muss eine gute Balance gefunden werden. Im youpaN haben wir eine totale Akzeptanz-Haltung. Wenn da jemand sagt, er schafft es diesen Monat nicht, dann ist das auch total in Ordnung.
Wir sind eine Schnittstelle zwischen jungen Menschen und Erwachsenen. Auf der youcon sammeln wir viele junge Stimmen und versuchen das in einen politischen Prozess, der langwierig und vielleicht an vielen Stellen eingefahren ist, mit einzubringen. Politische Sitzungen sind immer gleich aufgebaut: Es wird kurz geredet, dann wird eine Entscheidung gefällt und das war‘s dann. Es gibt aber doch so viele coole Formate, schau dir unsere Workshops an, bei denen sich jeder beteiligen darf und soll.
Was kann das youpaN bewegen?
Wir, als Akteure jugendpolitischer Beteiligung, lösen bei den Erwachsenen ein Umdenken aus, weil wir in den Sitzung mit drin sitzen. Die Politiker haben gemerkt, dass sie etwas verändern müssen, weil viele Jugendliche auf die Straße gehen. Wir müssen aufpassen, dass das Interesse der jungen Menschen nicht zu einer Scheinbeteiligung wird oder Jugendliche ausgestellt werden: “Hey wir machen jetzt auch etwas mit Jugendlichen!” Das Stimmrecht des youpaN auf politischer Ebene ist etwas Einzigartiges. Auch auf internationaler Ebene hat es das noch nie gegeben, dass Jugendliche ein Stimmrecht haben. Andere politische Strukturen können sich darauf berufen, um selber Jugendliche zu beteiligen.
Zum Ende ein Statement…
Mir ist soziale Nachhaltigkeit sehr wichtig, weil ich denke, dass es durch die Technik und den Fortschritt schnell verloren geht. Ich finde gerade das Zwischenmenschliche ist das, was uns besonders macht und das sollten wir uns alle erhalten.