In der Reihe „Artists at Work“, die den Fokus auf Film legt, wurden Künstler:innen eingeladen, von ihrer Arbeit zu erzählen. Auf das Gespräch folgte jeweils ein Film, der diese Arbeit sichtbar machte. Zu Gast waren der englische Musiker und Produzent Will Gregory, bekannt aus Tears for Fears und Goldfrapp, sowie die südafrikanische Choreografin Robyn Orlin, die 2007 im Film „Robyn Orlin, eine Choreografin auf dem Weg von Johannesburg nach Paris“ porträtiert wurde. Sie war nicht nur Gesprächspartnerin, sondern präsentierte auch ihre neue Arbeit „…How in the desert of salt is it possible to blossom…“ gemeinsam mit dem Garage Dance Ensemble.
Gezeigt wurden unter anderem die beiden Filme „Sisters with Transistors“ und „Robyn Orlin, eine Choreografin auf dem Weg von Johannesburg nach Paris“, die eine starke Botschaft vermitteln. Zwei Filme, die zeigen, dass Frauen zur Kunst gehören und sichtbar sein müssen.
Eine der zentralen Figuren in „Sisters with Transistors” ist Wendy Carlos. Sie ist eine Pionierin der elektronischen Musik. Will Gregory spielte ihr zu Ehren ein kleines Tribute. Carlos, die mit Switched-On Bach klassische Musik in elektronische Klänge verwandelte, war die erste Transfrau, die einen Grammy gewann. Ihre Geschichte und die vieler anderer Frauen im Film erzählen von einer Haltung, die man heute fast verloren glaubt: einer radikalen Do-it-yourself-Mentalität und dem Mut, etwas zu tun, obwohl man weiß, dass es einem schwer gemacht wird. „Die Geschichte der Frauen ist eine Geschichte des Schweigens“, heißt es im Film. Und doch fanden diese Frauen Wege, das Schweigen in Klang zu verwandeln.
Vor der Vorführung erzählte Robyn Orlin aus ihrem Leben. Ruhig, reflektiert und mit feinem Humor. Sie sagte, dass sie als Künstlerin mehrere Projekte gleichzeitig brauche, um zu überleben. Tanz sei für sie Sprache, Ausdruck und Widerstand. Nach einer strengen Ausbildung in London kehrte sie nach Johannesburg zurück, wo sie lernte, das Gelernte zu brechen. Als Choreografin wollte sie keine Macht reproduzieren, sondern hinterfragen. Sie sprach über Rassismus, über die Unterschiede zwischen europäischen und afrikanischen Tänzer:innen, über das Pariser Opernhaus, in dem die einzigen People of Color die Reinigungskräfte waren. Sie erzählte von dem Moment, als sie ihren Tänzer:innen Videos vom 11. September zeigte.
Trotz ihrer politischen Stärke waren kleine Details wie ihre Hello-Kitty-Brille und ihre Crocs eine deutliche Erinnerung an ihren Mut zur Individualität und hoben sie von ihren Kolleginnen und Kollegen in der akademischen Klasse ab.
Zwei Frauen, zwei Pole. Die eine komponiert mit Klang und Maschine, die andere mit Körper und Raum. Beide sprechen über Unsicherheit, über Machtstrukturen und über Systeme, die sie zu durchbrechen versuchen. Sie zeigen, dass Kunst nie neutral ist, sondern immer von Zeit, Geschichte, Gender und Gesellschaft geprägt ist.
(Queere) Frauen sind immer stark, egal, ob sie laut oder leise sind. Sie finden Wege, auch wenn die Hürden riesig sind.
Und deshalb ist „Artists at Work“ ein wichtiger Ort. Um eben solche Geschichten zu erzählen. Frauen in der Kunst sichtbar zu machen, Netzwerke für alle Kunstschaffenden zu bilden und zu stärken. Gerade dadurch lernt man Künstlerinnen kennen, von denen die Welt gehört haben muss. Wendy Carlos und Robyn Orlin machen Stille hörbar und den Körper sprechend. [:]