Katja Hintze und Johannes Domnick von der Stiftung Bildung haben es möglich gemacht, dass sich an diesem Wochenende mehr als hundert Jugendliche im Haus Neuland zur YoucoN treffen konnten. Katja, Gründerin und Vorstandsvorsitzende der Stiftung Bildung, ist gebürtige Berlinerin. Die 46-Jährige wuchs in Berlin auf, sie liebt es zu reisen und würde eher ins Ausland ziehen, als in eine andere deutsche Stadt.
Johannes kommt ursprünglich aus Mainz, seit mehr als zwei Jahren arbeitet er aber nun bei der Stiftung Bildung in der Hauptstadt. Dort ist er zuständig für nachhaltige Entwicklung und Partizipation. „Nebenbei“, wie der 21-Jährige sagt, studiert er Politikwissenschaften.
Nicht nur im Job, sondern auch in ihrer Freizeit engagieren sich die beiden für Nachhaltigkeit: Johannes macht öfter bei Demonstrationen und Aktionen mit, und Katja arbeitet am Wochenende ehrenamtlich in einem „Schenkraum“ mit, in dem Menschen Dinge abgeben können, die sie nicht mehr brauchen.
Vorstellung zu Jugendbeteiligung gehen zum Teil auseinander
Ohne große Leidenschaft für das Thema wäre es vielleicht nicht gelungen, solch ein großes Event wie die YoucoN in dreieinhalb Monaten auf die Beine zu stellen. Rund 20 Personen waren an der Organisation beteiligt und 50 Referenten an der Konzeption der Inhalte.
Um all das möglich zu machen, musste die Stiftung Bildung einige Hürden überwinden. Neben der Suche nach einer geeigneten Location gestaltete sich auch die Einladung der Teilnehmer schwierig. Denn die Jugendlichen haben ihren Weg nicht aus reinem Zufall ins Haus Neuland gefunden: „Es war eine große Herausforderung, Jugendliche zu finden, die noch nicht organisiert oder sowieso schon engagiert sind“, erzählte Johannes. Diese Gruppen würden meist automatisch auf solche Veranstaltungen aufmerksam.
Es gehe der Stiftung Bildung nämlich auch darum, Menschen zu erreichen, die sich noch nicht mit dem Thema Bildung für nachhaltige Entwicklung auseinandergesetzt haben. Das „Gerangel mit den Ministerien“ war für die Stiftung eine weitere Herausforderung: Die Idee der YouboX, einem Stiftungs-Team für alle Veranstaltungen zum Thema BnE, ist es, den Jugendlichen möglichst viel Freiheit zu geben. Sie sollen selber bestimmen, welche Projekte sie umsetzen möchten und wie sie diese angehen.
„Das Bildungsministerium hat zum Teil andere Vorstellungen von Jugendbeteiligung“, erklärte Katja. Wie diese Beteiligung aussehen soll und was die Jugendlichen in ihren Projekten machen können, darüber gingen die Vorstellungen von Bund und Stiftung in der Vorbereitung manchmal auseinander. Nichtsdestotrotz sieht die Stiftungsgründerin auf Seiten der Politik ein hohes Interesse zu lernen.
Zäher und langer Prozess bis zur YoucoN
Diese Schwierigkeiten stehen symbolisch für den zähen Prozess, der der YoucoN vorangegangen ist. Die Ursprünge gehen auf das Weltaktionsprogramm zurück, das die UNESCO 2015 beschlossen hat. Darin verpflichteten sich alle Mitgliedsstaaten dazu, Bildung für nachhaltige Entwicklung zu schaffen. Die Länder erarbeiteten in der Folge nationale Programme, mit denen dieses Ziel erreicht werden soll. Das Programm für Deutschland ist der „Nationale Aktionsplan“, der von vielen Akteuren der Gesellschaft gemeinsam entwickelt wurde.
In einem der sechs Fachforen ging es um die schulische Bildung. Allerdings: Kein einziger Schüler war in dem Gremium vertreten. Katja Hintze fand als stellvertretende Vorsitzende des Forums, dass sich das ändern müsse. Mit viel Einsatz erreichten das Team der Stiftung Bildung und andere engagierte Mitglieder aus den Fachforen schließlich dieses Ziel. Den Jugendlichen wurde ein Platz im Gremium des nationalen Aktionsplans eingeräumt. Mehr Infos dazu gibt es hier. Nachdem die Politik Jugendbeteiligung zugelassen hatte, wurde die Idee der YoucoN als Auftaktveranstaltung geboren und die YouboX ins Leben gerufen.
„Jugendliche werden in der Politik Gehör finden“
Auch wenn der Stiftung Bildung das immer noch vergleichsweise kleine Mitbestimmungsrecht der Jugendlichen längst nicht reicht, begreift sie es als eine Chance, die so bislang nicht existierte. “Es geht darum, ein System zu verändern, das sich bisher nicht verändert hat – das deutsche Bildungssystem“, sagte Johannes mit Nachdruck. „Die Jugendlichen sind aber selbst betroffen und haben den besten Blick dafür.“
Die YoucoN hat Katjas und Johannes‘ Vorstellungen diesbezüglich voll und ganz bestätigt: „Es ist toll zu sehen, wie motiviert die Jugendlichen sind und welche Ideen sie haben“, sagte Johannes euphorisch. Katja nickte zustimmend. Sie sieht die Jugendlichen als Art Lobbyisten in eigener Sache: „Die jungen Menschen haben vor allem die Chance, mit ihrer Meinung die Politiker direkt zu erreichen.“ Sie ist sich sicher, dass sie Gehör finden und auf Kooperationsbereitschaft stoßen werden.