Deutsche trinken pro Kopf im Durchschnitt etwa 150 Liter Kaffee pro Jahr. Die wenigsten machen sich dabei Gedanken darüber, wie und von wo dieser Kaffee zu ihnen kommt. Angelica Garcia berichtete am Samstagnachmittag in ihrem Vortrag „Was ist fair? Fairer Handel am Beispiel von Kaffee“ über Produktionsbedingungen, Börsenpreise und Kinderarbeit. Als Beispiel untersuchte sie das Siegel Fairtrade, das fair gehandelte Produkte auch für durchschnittliche Konsumenten zugänglich macht. Fairtrade verbindet Konsumenten und Produzenten in einem internationalen Netzwerk und setzt auf unabhängige Kontrollen, um die ausgehandelten Standards einzuhalten.

Die Zuhörer erfuhren, wo Kaffee wächst und wie er in mühevoller Handarbeit geerntet wird. Nach der Ernte seien die Kleinbauern den Händlern ausgesetzt, sagte Garcia, und bekämen bei niedrigem Weltmarktpreis kaum etwas für ihr Produkt, obwohl der Konsument im Laden so viel bezahlt wie immer. Fairtrade verschaffe den Kleinbauern Sicherheit durch Mindestpreise und langfristige Handelsbeziehungen. Das Produkt wird möglichst ohne Zwischenhändler gehandelt und ist in jedem Fall zurückverfolgbar bis zum Produzenten. Fairtrade stehe für sichere, gesunde Arbeitsbedingungen und verbiete ausbeutende Kinderarbeit, so Garcia. Was allerdings nicht heiße, dass Kinder ihrer Familie nicht trotzdem zur Hand gehen müssten.

Biologischer Anbau wird zwar gefördert, ist aber nicht Teil des Fairtrade-Siegels. Auch zur Gleichberechtigung der Geschlechter muss noch einiges getan werden: Kaffeeproduktion ist traditionell ein männlich geprägtes Berufsfeld und in einigen Produktionsländern dürfen Frauen nicht einmal Land besitzen. Der Klimawandel stellt eine weitere große Herausforderung da, denn wenn die Ernte ausbleibt, kann auch nichts verkauft werden.

Jede Nation mag ihren Kaffee anders. Daher wird im Zielland nach speziellen Vorlieben geröstet anstatt direkt vor Ort. Aber was wir für Fairtrade Produkte ausgeben, komme bei den Produzenten an, betonte Garcia. Zusätzlich zum Mindestpreis erhielten die Bauern gemeinschaftlich eine Prämie, die zum Beispiel in Schulen und Krankenhäuser investiert werde. Fairtrade habe insgesamt zwar geringere Standards als andere Anbieter fair gehandelter Produkte. Letztlich komme es aber darauf an, ob die Kunden überhaupt fair kaufen oder nicht, sagte Angelica Garcia. Streit zwischen den verschiedenen Siegeln helfe den Bauern nicht weiter. Und jeder, der fair gehandelte Produkte kaufe, mache einen Schritt in die richtige Richtung.