Das Sakko sitzt, das Gespräch beginnt: Liam Zergdjenah ist 16 Jahre alt und fällt in Sachen Kleidung unter den YoucoN-Teilnehmern auf jeden Fall auf. Er wohnt in Hamburg und ist Vorsitzender der Hamburger Schülerkammer. Momentan besucht er die 11. Klasse einer Stadtteilschule und macht in drei Jahren sein Abitur.

Was motiviert ihn zu seinem Engagement?

Sein Interesse an der Politik und sein großes Selbstbewusstsein brachten ihn dazu, sich als Schülersprecher aufstellen zu lassen. Im Jahr 2016 wurde er direkt in dieses Amt gewählt. Und mittlerweile steht er nicht nur den 900 Schülerinnen und Schülern seiner eigenen Schule vor, sondern der ganzen Schülerschaft des Bundeslandes Hamburg.

Jedes Bundesland hat eigene Strukturen, in denen sich Schülerinnen und Schüler politisch engagieren können. In Hamburg ist die Schülerkammer die landesweite Schülervertretung. Zu ihren Aufgaben gehört es, der Behörde für Schule und Berufsbildung (BSB) zur Seite zu stehen und mit zu beraten. Zudem ist sie das Sprachorgan aller Schülerinnen und Schüler aus Hamburg.

Liam ist der Meinung, dass viele Schülersprecher überhaupt nicht wissen, wie viele Möglichkeiten sie haben. Zum einen über Gremien wie die Landesschülerkammer. Zum anderen aber auch an der eigenen Schule. So könnten sie zum Beispiel direkte Forderungen an die Schulleitung stellen, viele Schulleitungen würden damit sehr offen umgehen, sagt Liam.

Wie er zur YoucoN kam? Verschiedene Landes-Schülervertretungen wurden zu der Veranstaltung eingeladen, um sich über das Thema der nachhaltigen Bildung zu informieren und Ideen für ihre Arbeit zu sammeln. Denn obwohl er „nicht zu 100% in der Marterie“ drin sei, sei es für ihn wichtig dabei zu sein – allein, um Erfahrungen zu sammeln und neue Menschen kennen zu lernen. So knüpfte Liam zum Beispiel Kontakt zu Schülervertretern aus Rheinland-Pfalz sowie NRW und erfuhr, wie in anderen Bundesländern mit dem Thema „Bildung für nachhaltige Entwicklung“ umgegangen wird.

Allerdings hatte Liam auch ein paar Kritikpunkte. Er wünschte sich auf der YoucoN noch kontroversere Diskussionen und mehr Teilnehmer mit unterschiedlichen Meinungen. Ein vollwertiger Austausch könne „nur funktionieren, wenn man auch die andere Meinung kennt“.

„Das kann in der Regierung, aber auch bei Jugendveranstaltungen sein. Alle Perspektiven müssen beleuchtet werden, das macht es doch gerade interessant.“

Dabei bezog er sich auf politische Themen, aber zum Beispiel auch auf den generellen Verzicht auf Fleisch bei der Verpflegung der Teilnehmer. Natürlich könne man die Leute anregen, auch beim Thema Fleischkonsum über Nachhaltigkeit nachzudenken – „jedoch bitte nicht beim Mittagessen“.

Eine Sache war ihm allerdings wichtig: Er sei nicht auf der YoucoN, um seine privaten Ansichten zu verbreiten. Schließlich vertrete er die gesamte Schülerschaft – und diese sollte überparteilich und unabhängig sein.