Was passiert, wenn sich alle einbringen? Der Workshop „Erwachsene – wo ist eure demokratische Haltung?“ beschäftigt sich unter der Leitung von Lukas Daubner damit, welche Kriterien demokratische Beteiligung im Alltag behindern und wie diese behoben werden können. Lukas engagiert sich im Verein “Was bildet ihr uns ein?”, der sich für Mitbestimmung von Kindern und Jugendlichen einsetzt.  Diese Mitbestimmung wird immer wieder gefordert, doch woran scheitert ihre Umsetzung und warum ist sie nicht alltäglich?

Bringt man sich ein, bohrt man die dicken Bretter

Mio ist 23 Jahre alt, lebt in Göteburg  und ist ehemaliges youpaN-Mitglied. Aus seiner Sicht fehlen Räume, die Austausch und Mitbestimmung ermöglichen, räumlich wie zeitlich. In vielen Fällen ist es effizienter, die Betroffenen einer Entscheidung nicht zu fragen. „Man verliert die Motivation, wenn man sich in der Schülervertretung engagiert und wiederholt scheitert“, bringt Hanna, 18 Jahre alt, ein. Sich einbringen, aber auch Mitbestimmung zuzulassen, kann schwierig sein. Der Workshopleiter Lukas berichtet aus seiner Erfahrung als Jugendleiter: „Stellt euch vor, alle Kinder wollen im Ferienlager einstimmig, dass es immer Pommes zum Mittagessen gibt. Da kann es als Betreuer schnell unangenehm werden: Lasse ich die Mitbestimmung zu und alle haben nach drei Tagen Bauchschmerzen oder verbiete ich die Mitbestimmung, indem ich eine ausgewogene Ernährung undemokratisch bestimme?“  

Reden hilft

Doch die Welt ist voller Lösungen. Wichtig ist, dass miteinander gesprochen wird: Transparenz schafft Verständnis. Jean ist Mitglied der Landesschülervertretung in Rheinland-Pfalz und stellt klar, dass bestehende Regeln durchaus ihre Berechtigung haben, man dennoch konstruktiv über sie diskutieren kann. Hinter vielen Regeln stehen Ideen, die das Zusammenleben grundlegend verbessern wollen. Klar, es gibt kaum ein Kind, das nicht gerne Pommes isst, aber jeden Tag Pommes essen ist leider nicht gesund. Was ist also zu tun? Miteinander reden. Es ist wichtig zu erklären, dass Brokkoli klar den Kampf um das beliebteste Essen gegen Pommes verliert, aber auf Dauer ist es die bessere Alternative. Setzen sich Erwachsene und Kinder zusammen, um gemeinsam an einem Essensplan zu arbeiten, kann eine gesunde Ernährung den Rahmen bieten, in dem die Kinder mitbestimmen können. Es ist wichtig, dass Mitbestimmung früh geübt wird, damit sie im späteren Leben eingefordert und ausgeführt werden kann.

Es gibt immer etwas zu tun

Dafür bedarf es auf der einen Seite Personen, die engagiert sind, ihr Recht auf Mitbestimmung in Anspruch zu nehmen. Umfassende Rechte für eine studentische Vertretung sind wirkungslos, wenn niemand kandidiert. Eine Befragung der Stadtbewohner hat keine Aussagekraft, wenn sich keiner an der Wahl beteiligt, und der Speiseplan würde kein Kind glücklicher machen, wenn diese das Angebot der Mitgestaltung ausschlagen. Auf der anderen Seite müssen die Strukturen sich einzubringen vorhanden sein. Feedback, Wahlen oder das Ergreifen eines Amtes müssen institutionalisiert sein und dürfen keine Frage von engagierten Personen sein. Die Schülervertretung – kurz SV – ist vielen Personen geläufig, ihre umfassenden Rechte nicht. Das macht eine Kandidatur möglicherweise weniger attraktiv. Aufklärung, die Bereitstellung von Informationen und ein wertschätzender Umgang sind für die Demokratisierung von Kitas, Schulen und Hochschulen daher dringend erforderlich. Der Verein “Was bildet ihr uns ein?” hat sich genau das zur Aufgabe gemacht. Es ist wichtig, die Rolle der Kinder und Jugendlichen zu stärken, aber auch das Verständnis, was Mitbestimmung heißt, zu transportieren: Beteiligung an Entscheidungsprozessen, nicht die Entscheidung alleine zu treffen.

Wann wirst du dich einbringen?

Demokratie darf also nicht eine Frage von Interesse oder Elitenstatus bleiben. Sie muss für alle zugänglich sein und von allen genutzt werden. Wie sieht es bei den Teilnehmern des Workshops aus? Sophie kommt aus Berlin und engagiert sich bereits ehrenamtlich bei Greenpeace. Nach der Diskussion ist sie fest entschlossen, sich politisch zu engagieren und sich nicht unterkriegen zu lassen, wenn ein Entscheidungsprozess Durchhaltevermögen fordert. Hanna will von ihrem Wahlrecht bei den kommenden Landtagswahlen in Bayern Gebrauch machen und Mio appelliert: “Bringt euch beim Besuchertag ein! Dort sitzen die wichtigen Leute. Kommt ins Gespräch, erzählt ihnen, was euch am Herzen liegt. Enthaltet euch nicht, nutzt eure Stimme.”

Es ist wichtig, sich kooperativ zu verbinden, als Multiplikator tätig zu werden und sich von vorhandenen Angeboten und Möglichkeiten zu erzählen, denn: Gemeinsam erreichen wir mehr.