Vier Monate nehmen sich Matthias Derhake und seine Freundin Babs Zeit, um zu zweit mit dem Fahrrad acht Länder entlang des Donauradwegs von Deutschland bis nach Rumänien zu durchqueren. Insgesamt legten sie auf dieser Route ca. 2.500 Kilometer zurück – alles nur mit dem Rad. Auf der Internationalen Tourismusbörse (ITB) in Berlin teilte Matthias seine Erfahrungen als Fahrradtourist auf dem Donauradweg und gab dem Publikum Tipps für kommende Reisen.

Matthias kommt von Fach: Als Marketing Manager bei einem Reise-Vermittler war er lange Zeit in München tätig. Daher kam zum Teil auch die Begeisterung dafür, selbst zu reisen. „Durch meine Arbeit in den Blogger Relations kam ich näher mit dem Thema in Kontakt. Ich wollte das immer mal selbst machen“, spricht sich der damals 30-Jährige aus. Kurzerhand startet er 2014/15 seinen eigenen Blog und setzte damit einen Startschuss für sich selbst. Er entscheidet sich daraufhin mit seiner Freundin Babs für eine Fahrradtour entlang des Donauradwegs.

Nach so langer Zeit wollte ich meinen Plan, endlich mal wieder länger zu reisen, einfach nicht mehr weiter aufschieben.

Besondere Erfahrung erst durch Einheimische

Entlang der Route des Donauradwegs ist deutlich ein Unterschied hinsichtlich der Menge der Radfahrer zu erkennen. Auf der Route von Passau nach Wien fahren pro Jahr rund 300 000 Radler. Im zweiten Abschnitt von Wien bis zum Schwarzen Meer fahren im Gegensatz nur ca. 600 Personen pro Jahr. Folglich ist der zweite Abschnitt viel weniger erschlossen und touristisch.

Schnell können die beiden deshalb vor Ort Kontakte mit Einheimischen knüpfen, die für den Aufenthalt an dem jeweiligen Ort und die weitere Reise aufgrund der einzigartigen Perspektive extrem wertvoll sind. Auf der Route hätten sie nur positive Erfahrungen mit Einheimischen gemacht, erklärt Matthias. Die Aufgeschlossenheit und Gastfreundschaft sei besonders. Durch den Austausch mit Bewohnern vor Ort sei es möglich, die Geschichte des Gebiets nachzufühlen und einen anderen Blickwinkel zu erleben.

Persönliche Herausforderungen

Tatsächlich sei es laut Matthias eine der größten Herausforderungen, sich als gemeinsam Reisende aufeinander abzustimmen. Dabei sei die Reisegeschwindigkeit wichtig. Natürlich müssen sich beide bzw. die Gruppe auch bewusst sein, dass sie Kompromisse eingehen werden müssen. Als Paar sind Matthias und Babs durch diese Herausforderungen jedoch nur noch enger zusammengewachsen.

Aber auch die körperliche Belastung stellt eine Herausforderung dar. In Kombination mit Hitzewellen oder Regenperioden kann es sehr schwierig sein, das angepeilte Tagesziel zu erreichen. Durch die ständige körperliche Betätigung wird der Radfahrer jedoch mit jedem bewältigten Tag fitter und kann sich neue Ziele stecken. Zwischen 40 und 120 Kilometer pro Tag seien bei Matthias und Babs realistisch gewesen. Wichtig hierbei: Diese Tagesbilanz zählt sogar schon zum sogenannten „Slow Travel“, also dem entschleunigten, bewussten Reisen.

Reisedurst noch nicht gestillt

Bei vielen Menschen, die lange Zeit im Ausland oder auf Reisen verbracht haben, tritt ein regelrechter Kulturschock ein, wenn sie in ihren gewohnten Alltag zurückkehren. Unter Kulturschock wird ein schockartiger Gefühlszustand einer Person verstanden, der eintritt, wenn sie mit fremden Kulturen konfrontiert wird. Ein Kulturschock kann aber eben auch auftreten, wenn der Alltag der Person plötzlich unerwarteter Weise fremd geworden ist.

Das Reisekapitel war noch nicht beendet. Wir haben einfach Blut geleckt.

Matthias und Babs machen es sich in dieser Hinsicht leicht. Als sie von ihrer ersten gemeinsamen Reise, dem Donauradweg, zurück nach München kommen, stellen sie schnell fest, dass für sie das Kapitel Reisen noch nicht abgeschlossen ist. Sie verlängern ihre Auszeit von vier Monaten um weitere zweieinhalb Jahre. Dabei waren sie zwar oft mit dem Fahrrad unterwegs, aber auch einfach nur mit dem Rucksack durch das ehemalige Jugoslawien, Albanien, Neuseeland, Südostasien und Skandinavien.

Was kommt danach?

Nach drei Jahren voller Reisen, Abenteuern und „Unterwegs sein“ kehrt das junge Paar wieder nach Deutschland zurück. Da ein Reisender oft von einem Extrem ins nächste komme und jeden Tag wahnsinnig viele Eindrücke sammle, sei es auch schön, wieder eine „Homebase“, ein festes Zuhause zu haben und an einem Ort anzukommen. Außerdem lernten die beiden geregelte Tagesabläufe und ihren Alltag wieder zu schätzen. In Schwerin bauen sie sich zusammen ein neues Zuhause auf. Für sie war es genau der richtige Zeitpunkt, einen Cut zu machen.

Durch seine Vorerfahrungen im Tourismus-Marketing war es Matthias möglich, sich mit dem Blog traveltelling.net, Vorträgen wie dem auf der ITB 2019 und als Content Creator für externe Reisemagazine und -Blogs selbstständig zu machen. Außerdem bietet er Websiteoptimierungen für touristische Unternehmen auch als Beratungsdienstleistung an. Ein großer Erfolg war für ihn jedoch auch die Veröffentlichung eines eigenen Buches mit dem Titel „Abenteuer Donauradweg“. Das Buch beinhaltet unter anderem Tipps zur Vorbereitung einer Radreise inklusive einer Packliste, einen ausführlichen Donauradweg-Guide mit Highlights, Geheimtipps und hilfreichen Links. Ausgeschmückt wird das Buch mit Anekdoten von der eigenen Radtour auf dieser Route und vielfältigen Fotoaufnahmen.

Mal einen Gang rausnehmen, offen sein, neugierig sein und mit den Menschen in Kontakt treten – der Rest kommt von ganz allein.

 

(c) Fotos: Matthias Derhake